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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Des Lust-Spiels.
ist mutter.
(er geht auff die Eusebie zu.) Holla
du nicht hast sehn der alt frau?
Eus. Ach liebster Bojus/ habe ich noch einen trost
aus euer gegenwart?
Boj. Botz schlapperloth du mich kennst/ und ich sey
frembd?
Eus. Warum solte ich euch nicht kennen/ seyd ihr
nicht mein steter reise-geferte gewesen?
Boj. Jch dencke du bist narr/ ich gereiset bin mit
das Eusebie.
Eus. Bin ich denn nicht dieselbe Eusehie?
Boj. Du garstig ding/ bey dir hat schlaffen kohl-
brenner/ oder hat dich hertzen könig in Morenland/ dir
nicht meine Eusebie bist.
Eus. Habe ich euch nicht meine tochter versprochen?
Boj. Jch deine tochter seh/ ich will stossen in mist-
pfützen/ will sagen/ geh du thier wie floch/ wasch dein
naß und dein maul.
Eus. Hilff himmel/ wo bin ich?
Boj. Du erden bist/ du wilst himmel kommen/ ich
dich todtschlagen.
Eus. Mein hertzens-sohn/ was betrübt ihr mich?
Boj. Nun ich gar dein sohn bin/ ich nicht bin teuf-
fels bruder/ du hast sauffen wasser/ das morgen sauffen
fuhrleut/ du gantz narr bist.

(Geht ab.)
Eus. Jst es möglich/ daß ich in einer stunde meine
gestalt verändert habe? Oder können alle meine be-
kandten ihr gedächtniß verwechselt haben? Ach wer
will einen spiegel alles elendes sehen/ der komme und
blicke die arme und verlassene Eusebie an.

(Geht ab.)
Ger-
Des Luſt-Spiels.
iſt mutter.
(er geht auff die Euſebie zu.) Holla
du nicht haſt ſehn der alt frau?
Euſ. Ach liebſter Bojus/ habe ich noch einen troſt
aus euer gegenwart?
Boj. Botz ſchlapperloth du mich kennſt/ und ich ſey
frembd?
Euſ. Warum ſolte ich euch nicht kennen/ ſeyd ihr
nicht mein ſteter reiſe-geferte geweſen?
Boj. Jch dencke du biſt narr/ ich gereiſet bin mit
das Euſebie.
Euſ. Bin ich denn nicht dieſelbe Euſehie?
Boj. Du garſtig ding/ bey dir hat ſchlaffen kohl-
brenner/ oder hat dich hertzen koͤnig in Morenland/ dir
nicht meine Euſebie biſt.
Euſ. Habe ich euch nicht meine tochter verſpꝛochen?
Boj. Jch deine tochter ſeh/ ich will ſtoſſen in miſt-
pfuͤtzen/ will ſagen/ geh du thier wie floch/ waſch dein
naß und dein maul.
Euſ. Hilff himmel/ wo bin ich?
Boj. Du erden biſt/ du wilſt himmel kommen/ ich
dich todtſchlagen.
Euſ. Mein hertzens-ſohn/ was betruͤbt ihr mich?
Boj. Nun ich gar dein ſohn bin/ ich nicht bin teuf-
fels bruder/ du haſt ſauffen waſſer/ das morgen ſauffen
fuhrleut/ du gantz narr biſt.

(Geht ab.)
Euſ. Jſt es moͤglich/ daß ich in einer ſtunde meine
geſtalt veraͤndert habe? Oder koͤnnen alle meine be-
kandten ihr gedaͤchtniß verwechſelt haben? Ach wer
will einen ſpiegel alles elendes ſehen/ der komme und
blicke die arme und verlaſſene Euſebie an.

(Geht ab.)
Ger-
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[678/0694] Des Luſt-Spiels. iſt mutter. (er geht auff die Euſebie zu.) Holla du nicht haſt ſehn der alt frau? Euſ. Ach liebſter Bojus/ habe ich noch einen troſt aus euer gegenwart? Boj. Botz ſchlapperloth du mich kennſt/ und ich ſey frembd? Euſ. Warum ſolte ich euch nicht kennen/ ſeyd ihr nicht mein ſteter reiſe-geferte geweſen? Boj. Jch dencke du biſt narr/ ich gereiſet bin mit das Euſebie. Euſ. Bin ich denn nicht dieſelbe Euſehie? Boj. Du garſtig ding/ bey dir hat ſchlaffen kohl- brenner/ oder hat dich hertzen koͤnig in Morenland/ dir nicht meine Euſebie biſt. Euſ. Habe ich euch nicht meine tochter verſpꝛochen? Boj. Jch deine tochter ſeh/ ich will ſtoſſen in miſt- pfuͤtzen/ will ſagen/ geh du thier wie floch/ waſch dein naß und dein maul. Euſ. Hilff himmel/ wo bin ich? Boj. Du erden biſt/ du wilſt himmel kommen/ ich dich todtſchlagen. Euſ. Mein hertzens-ſohn/ was betruͤbt ihr mich? Boj. Nun ich gar dein ſohn bin/ ich nicht bin teuf- fels bruder/ du haſt ſauffen waſſer/ das morgen ſauffen fuhrleut/ du gantz narr biſt. (Geht ab.) Euſ. Jſt es moͤglich/ daß ich in einer ſtunde meine geſtalt veraͤndert habe? Oder koͤnnen alle meine be- kandten ihr gedaͤchtniß verwechſelt haben? Ach wer will einen ſpiegel alles elendes ſehen/ der komme und blicke die arme und verlaſſene Euſebie an. (Geht ab.) Ger-

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 678. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/694>, abgerufen am 01.06.2024.