Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Bäuerische
Ant. Jch bin gewohnt zu herrschen.
Apol. Aber du bist schuldig zu dienen.
Erud. Komm her/ und nimm unser Joch auff dich/ du
solst von mir lernen.
Sed. Und von mir solstu den Müssigang vergessen.
Sev. Von mir aber solstu gezwungen werden.
Erud. Mein zwang ist lieblich; Denn ich sage die
Warheit/ und nöthige die Hertzen zu einem unstreiti-
gen Beyfall.
Sed. Mein Zwang ist vernünfftig/ denn ich rathe
zu der gebührenden Arbeit.
Sev. Mein Zwang ist großmüthig: denn wer mit
guten nicht gehorchen wil/ der muß den Gehorsam
mit seinen Schmertzen lernen.
Erud. Wer die Lehre annimmt/ der wird ein neuer
Mensch.
Sed. Wer sich zu fleissiger Arbeit gewehnet/ der
lernet des alten Menschen vergessen.
Sev. Und wo die Straffe auff den Rücken nach-
folget/ da muß eine Verdrüßligkeit die andere ver-
treiben.
Erud. Auff/ und schicke dich/ du bist unser Gefan-
gener.
Ant. Du bringst mir Lehren vor/ die ich nicht
glaube.
Sed. Strecke deine Glieder an/ die Zeit ist vorbey/
da man die müssigen Stunden auf einem faulen Pol-
ster verschlaffen hat.
Ant. Jch wolte lieber sterben als arbeiten.
Sev. Vielleicht auch lieber sterben als Straffe
fühlen.

Eru-
Der Baͤueriſche
Ant. Jch bin gewohnt zu herꝛſchen.
Apol. Aber du biſt ſchuldig zu dienen.
Erud. Kom̃ her/ und nim̃ unſer Joch auff dich/ du
ſolſt von mir lernen.
Sed. Und von mir ſolſtu den Muͤſſigang vergeſſen.
Sev. Von mir aber ſolſtu gezwungen werden.
Erud. Mein zwang iſt lieblich; Denn ich ſage die
Warheit/ und noͤthige die Hertzen zu einem unſtreiti-
gen Beyfall.
Sed. Mein Zwang iſt vernuͤnfftig/ denn ich rathe
zu der gebuͤhrenden Arbeit.
Sev. Mein Zwang iſt großmuͤthig: denn wer mit
guten nicht gehorchen wil/ der muß den Gehorſam
mit ſeinen Schmertzen lernen.
Erud. Wer die Lehre annim̃t/ der wird ein neuer
Menſch.
Sed. Wer ſich zu fleiſſiger Arbeit gewehnet/ der
lernet des alten Menſchen vergeſſen.
Sev. Und wo die Straffe auff den Ruͤcken nach-
folget/ da muß eine Verdruͤßligkeit die andere ver-
treiben.
Erud. Auff/ und ſchicke dich/ du biſt unſer Gefan-
gener.
Ant. Du bringſt mir Lehren vor/ die ich nicht
glaube.
Sed. Strecke deine Glieder an/ die Zeit iſt vorbey/
da man die muͤſſigen Stunden auf einem faulen Pol-
ſter verſchlaffen hat.
Ant. Jch wolte lieber ſterben als arbeiten.
Sev. Vielleicht auch lieber ſterben als Straffe
fuͤhlen.

Eru-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0134" n="122"/>
        <fw place="top" type="header">Der Ba&#x0364;ueri&#x017F;che</fw><lb/>
        <sp who="#ANT">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Ant.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Jch bin gewohnt zu her&#xA75B;&#x017F;chen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#APO">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Apol.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Aber du bi&#x017F;t &#x017F;chuldig zu dienen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ERU">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Erud.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Kom&#x0303; her/ und nim&#x0303; un&#x017F;er Joch auff dich/ du<lb/>
&#x017F;ol&#x017F;t von mir lernen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SED">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Sed.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Und von mir &#x017F;ol&#x017F;tu den Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igang verge&#x017F;&#x017F;en.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SEV">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Sev.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Von mir aber &#x017F;ol&#x017F;tu gezwungen werden.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ERU">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Erud.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Mein zwang i&#x017F;t lieblich; Denn ich &#x017F;age die<lb/>
Warheit/ und no&#x0364;thige die Hertzen zu einem un&#x017F;treiti-<lb/>
gen Beyfall.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SED">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Sed.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Mein Zwang i&#x017F;t vernu&#x0364;nfftig/ denn ich rathe<lb/>
zu der gebu&#x0364;hrenden Arbeit.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SEV">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Sev.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Mein Zwang i&#x017F;t großmu&#x0364;thig: denn wer mit<lb/>
guten nicht gehorchen wil/ der muß den Gehor&#x017F;am<lb/>
mit &#x017F;einen Schmertzen lernen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ERU">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Erud.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Wer die Lehre annim&#x0303;t/ der wird ein neuer<lb/>
Men&#x017F;ch.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SED">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Sed.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Wer &#x017F;ich zu flei&#x017F;&#x017F;iger Arbeit gewehnet/ der<lb/>
lernet des alten Men&#x017F;chen verge&#x017F;&#x017F;en.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SEV">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Sev.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Und wo die Straffe auff den Ru&#x0364;cken nach-<lb/>
folget/ da muß eine Verdru&#x0364;ßligkeit die andere ver-<lb/>
treiben.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ERU">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Erud.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Auff/ und &#x017F;chicke dich/ du bi&#x017F;t un&#x017F;er Gefan-<lb/>
gener.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ANT">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Ant.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Du bring&#x017F;t mir Lehren vor/ die ich nicht<lb/>
glaube.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SED">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Sed.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Strecke deine Glieder an/ die Zeit i&#x017F;t vorbey/<lb/>
da man die mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Stunden auf einem faulen Pol-<lb/>
&#x017F;ter ver&#x017F;chlaffen hat.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ANT">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Ant.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Jch wolte lieber &#x017F;terben als arbeiten.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SEV">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Sev.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Vielleicht auch lieber &#x017F;terben als Straffe<lb/>
fu&#x0364;hlen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Eru-</hi> </fw>
        </sp><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0134] Der Baͤueriſche Ant. Jch bin gewohnt zu herꝛſchen. Apol. Aber du biſt ſchuldig zu dienen. Erud. Kom̃ her/ und nim̃ unſer Joch auff dich/ du ſolſt von mir lernen. Sed. Und von mir ſolſtu den Muͤſſigang vergeſſen. Sev. Von mir aber ſolſtu gezwungen werden. Erud. Mein zwang iſt lieblich; Denn ich ſage die Warheit/ und noͤthige die Hertzen zu einem unſtreiti- gen Beyfall. Sed. Mein Zwang iſt vernuͤnfftig/ denn ich rathe zu der gebuͤhrenden Arbeit. Sev. Mein Zwang iſt großmuͤthig: denn wer mit guten nicht gehorchen wil/ der muß den Gehorſam mit ſeinen Schmertzen lernen. Erud. Wer die Lehre annim̃t/ der wird ein neuer Menſch. Sed. Wer ſich zu fleiſſiger Arbeit gewehnet/ der lernet des alten Menſchen vergeſſen. Sev. Und wo die Straffe auff den Ruͤcken nach- folget/ da muß eine Verdruͤßligkeit die andere ver- treiben. Erud. Auff/ und ſchicke dich/ du biſt unſer Gefan- gener. Ant. Du bringſt mir Lehren vor/ die ich nicht glaube. Sed. Strecke deine Glieder an/ die Zeit iſt vorbey/ da man die muͤſſigen Stunden auf einem faulen Pol- ſter verſchlaffen hat. Ant. Jch wolte lieber ſterben als arbeiten. Sev. Vielleicht auch lieber ſterben als Straffe fuͤhlen. Eru-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der vorliegenden Ausgabe wurde die originale … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679/134
Zitationshilfe: Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679/134>, abgerufen am 27.11.2024.