Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679.MACHIAVELLUS. da waren 15. Gulden Steuer auffgelauffen; die bezah[l-]te er/ und machte nach seinem Gefallen eine Quit[-] tung/ die der Einnehmer unterschreiben muste. Gleic[h] auff den Jahrmarckt/ da der Einnehmer am meiste[n] zu thun hat/ kommt er wieder/ und bringt die Quittun[g] auff ein Pergament Blat geschrieben/ unter dem vor[-] wande/ das Papier möchte jhm von Mäusen leich[t] zerbissen werden/ da er doch dieses Document biß au[f] seine späten Kinds-Kinder auffheben wolte. Der gu[-] te Mann nimt sich nicht so viel Zeit/ daß er den Brief[f] ubersiehet/ damit ist er zugleich auff ein Capital vo[n] 20. fl. quittiret. Pur. Er könte uns noch einen Possen machen[.] Doch was bringt der Hr. Pater. Juniperus. Dem Hrn meine freundliche Dienste. Pur. Grossen Danck Hr. Pater. Wo so lange g[e-] wesen? Jun. Man darff die Hrn in jhren Verrichtungen nicht alle Tage verhindern. Wer weiß ob ich jetzund zu gelegener Zeit komme. Pur. O wir haben nicht viel zuthun. Wir sorge[n] nur vor einen neuen Pickelhering. Jun. Sie werden allbereit eine tüchtige Person im Vorschlage haben. Pur. Ja/ des alten Friedeborns/ der vor 20. Jah- ren Leyermuntel hieß/ sein Sohn möchte wohl das beste darvon kriegen. Jun. Ey ihr Hrn wie seyd jhr auff diese Person kommen. Pur. Jch hoffe wir sollen nicht betrogen seyn. Jun- D 3
MACHIAVELLUS. da waren 15. Gulden Steuer auffgelauffen; die bezah[l-]te er/ und machte nach ſeinem Gefallen eine Quit[-] tung/ die der Einnehmer unterſchreiben muſte. Gleic[h] auff den Jahrmarckt/ da der Einnehmer am meiſte[n] zu thun hat/ kom̃t er wieder/ und bringt die Quittun[g] auff ein Pergament Blat geſchrieben/ unter dem vor[-] wande/ das Papier moͤchte jhm von Maͤuſen leich[t] zerbiſſen werden/ da er doch dieſes Document biß au[f] ſeine ſpaͤten Kinds-Kinder auffheben wolte. Der gu[-] te Mann nimt ſich nicht ſo viel Zeit/ daß er den Brief[f] uberſiehet/ damit iſt er zugleich auff ein Capital vo[n] 20. fl. quittiret. Pur. Er koͤnte uns noch einen Poſſen machen[.] Doch was bringt der Hr. Pater. Juniperus. Dem Hrn meine freundliche Dienſte. Pur. Groſſen Danck Hr. Pater. Wo ſo lange g[e-] weſen? Jun. Man darff die Hrn in jhren Verrichtungen nicht alle Tage verhindern. Wer weiß ob ich jetzund zu gelegener Zeit komme. Pur. O wir haben nicht viel zuthun. Wir ſorge[n] nur vor einen neuen Pickelhering. Jun. Sie werden allbereit eine tuͤchtige Perſon im Vorſchlage haben. Pur. Ja/ des alten Friedeborns/ der vor 20. Jah- ren Leyermuntel hieß/ ſein Sohn moͤchte wohl das beſte darvon kriegen. Jun. Ey ihr Hrn wie ſeyd jhr auff dieſe Perſon kommen. Pur. Jch hoffe wir ſollen nicht betrogen ſeyn. Jun- D 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#DUR"> <p><pb facs="#f0065" n="53"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MACHIAVELLUS.</hi></hi></fw><lb/> da waren 15. Gulden Steuer auffgelauffen; die bezah<supplied>l-</supplied><lb/> te er/ und machte nach ſeinem Gefallen eine <hi rendition="#aq">Quit<supplied>-</supplied></hi><lb/> tung/ die der Einnehmer unterſchreiben muſte. Gleic<supplied>h</supplied><lb/> auff den Jahrmarckt/ da der Einnehmer am meiſte<supplied>n</supplied><lb/> zu thun hat/ kom̃t er wieder/ und bringt die <hi rendition="#aq">Quit</hi>tun<supplied>g</supplied><lb/> auff ein <hi rendition="#aq">Pergament</hi> Blat geſchrieben/ unter dem vor<supplied>-</supplied><lb/> wande/ das Papier moͤchte jhm von Maͤuſen leich<supplied>t</supplied><lb/> zerbiſſen werden/ da er doch dieſes <hi rendition="#aq">Document</hi> biß au<supplied>f</supplied><lb/> ſeine ſpaͤten Kinds-Kinder auffheben wolte. Der gu<supplied>-</supplied><lb/> te Mann nimt ſich nicht ſo viel Zeit/ daß er den Brief<supplied>f</supplied><lb/> uberſiehet/ damit iſt er zugleich auff ein <hi rendition="#aq">Capital</hi> vo<supplied>n</supplied><lb/> 20. fl. quittiret.</p> </sp><lb/> <sp who="#PUR"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Pur.</hi> </hi> </speaker> <p>Er koͤnte uns noch einen Poſſen machen<supplied>.</supplied><lb/> Doch was bringt der Hr. <hi rendition="#aq">Pater.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#JUN"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Juniperus.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Dem Hrn meine freundliche Dienſte.</p> </sp><lb/> <sp who="#PUR"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Pur.</hi> </hi> </speaker> <p>Groſſen Danck Hr. <hi rendition="#aq">Pater.</hi> Wo ſo lange g<supplied>e-</supplied><lb/> weſen?</p> </sp><lb/> <sp who="#JUN"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Jun.</hi> </hi> </speaker> <p>Man darff die Hrn in jhren Verrichtungen<lb/> nicht alle Tage verhindern. Wer weiß ob ich jetzund<lb/> zu gelegener Zeit komme.</p> </sp><lb/> <sp who="#PUR"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Pur.</hi> </hi> </speaker> <p>O wir haben nicht viel zuthun. Wir ſorge<supplied>n</supplied><lb/> nur vor einen neuen Pickelhering.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUN"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Jun.</hi> </hi> </speaker> <p>Sie werden allbereit eine tuͤchtige Perſon im<lb/> Vorſchlage haben.</p> </sp><lb/> <sp who="#PUR"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Pur.</hi> </hi> </speaker> <p>Ja/ des alten Friedeborns/ der vor 20. Jah-<lb/> ren Leyermuntel hieß/ ſein Sohn moͤchte wohl das<lb/> beſte darvon kriegen.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUN"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Jun.</hi> </hi> </speaker> <p>Ey ihr Hrn wie ſeyd jhr auff dieſe Perſon<lb/> kommen.</p> </sp><lb/> <sp who="#PUR"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Pur.</hi> </hi> </speaker> <p>Jch hoffe wir ſollen nicht betrogen ſeyn.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 3</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Jun-</hi> </fw> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [53/0065]
MACHIAVELLUS.
da waren 15. Gulden Steuer auffgelauffen; die bezahl-
te er/ und machte nach ſeinem Gefallen eine Quit-
tung/ die der Einnehmer unterſchreiben muſte. Gleich
auff den Jahrmarckt/ da der Einnehmer am meiſten
zu thun hat/ kom̃t er wieder/ und bringt die Quittung
auff ein Pergament Blat geſchrieben/ unter dem vor-
wande/ das Papier moͤchte jhm von Maͤuſen leicht
zerbiſſen werden/ da er doch dieſes Document biß auf
ſeine ſpaͤten Kinds-Kinder auffheben wolte. Der gu-
te Mann nimt ſich nicht ſo viel Zeit/ daß er den Brieff
uberſiehet/ damit iſt er zugleich auff ein Capital von
20. fl. quittiret.
Pur. Er koͤnte uns noch einen Poſſen machen.
Doch was bringt der Hr. Pater.
Juniperus.
Dem Hrn meine freundliche Dienſte.
Pur. Groſſen Danck Hr. Pater. Wo ſo lange ge-
weſen?
Jun. Man darff die Hrn in jhren Verrichtungen
nicht alle Tage verhindern. Wer weiß ob ich jetzund
zu gelegener Zeit komme.
Pur. O wir haben nicht viel zuthun. Wir ſorgen
nur vor einen neuen Pickelhering.
Jun. Sie werden allbereit eine tuͤchtige Perſon im
Vorſchlage haben.
Pur. Ja/ des alten Friedeborns/ der vor 20. Jah-
ren Leyermuntel hieß/ ſein Sohn moͤchte wohl das
beſte darvon kriegen.
Jun. Ey ihr Hrn wie ſeyd jhr auff dieſe Perſon
kommen.
Pur. Jch hoffe wir ſollen nicht betrogen ſeyn.
Jun-
D 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679/65 |
Zitationshilfe: | Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679/65>, abgerufen am 17.02.2025. |