Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Bäurische
Jun. Jch begehre zwar an jhrem Amte nichts zu
tadeln: doch wenn man bedenckt/ wie er seine Jugend
so liederlich zugebracht hat/ so möchte einem wol grau-
en/ daß man so einen bösen Menschen in der Kirche
und in der Gemeine sol vor sich sehen. Jhr Hrn ich
bitte euch/ um eures Gewissens willen/ lasset euers
Seelsorgers Erinnerung etwas gelten/ und bemüht
euch um eine andere Person. Es wäre uns schlechte
Ehre/ wenn jhn der Juncker einmal auff Rad und
Galgen abfodern liesse.

Snbstantia kömmt rasende heraus gelauffen.
Subst. Wo hat mein Schwieger Sohn Rad und
Galgen verdient? daß dir alle 27. Elementen in die
Kappe fahren. Solstu ehrliche Leute bey jhren Patro-
nen
so in das Saltz hacken? Harr ich weiß auch was/
ich wil dir bey unsern | Juncker ein Hünichen braten/
das dich im Leibe reiffen sol. Du Capital fresser/ du
Allmosenfresser: Da steht das böse Ding/ und lästert
auff ehrliche Leute: darnach trit er vor den Juncker
und heulet jhm eins vor/ biß er jhm vor etliche Blech-
atschen Trost in die Jacke wirfft. Du Blechätschen-
Flenner.
Jun. Meine Frau Gerichts-Scholtzin sie besinne
sich doch.
Subst. Ey ich habe mich schon besonnen/ und wo
mein Schwieger Sohn darhinter hingeht/ so wil ich
auch mein Maul auffthun: jhr wist wol dorte es, a,
sa
-- -- --
Jun. Wenn man guter Meinung wegen nichts er-
innern darff/ so kan ich wol stille schweigen. Der
Pi-
Der Baͤuriſche
Jun. Jch begehre zwar an jhrem Amte nichts zu
tadeln: doch wenn man bedenckt/ wie er ſeine Jugend
ſo liederlich zugebracht hat/ ſo moͤchte einem wol grau-
en/ daß man ſo einen boͤſen Menſchen in der Kirche
und in der Gemeine ſol vor ſich ſehen. Jhr Hrn ich
bitte euch/ um eures Gewiſſens willen/ laſſet euers
Seelſorgers Erinnerung etwas gelten/ und bemuͤht
euch um eine andere Perſon. Es waͤre uns ſchlechte
Ehre/ wenn jhn der Juncker einmal auff Rad und
Galgen abfodern lieſſe.

Snbſtantia koͤm̃t raſende heraus gelauffen.
Subſt. Wo hat mein Schwieger Sohn Rad und
Galgen verdient? daß dir alle 27. Elementen in die
Kappe fahren. Solſtu ehrliche Leute bey jhren Patro-
nen
ſo in das Saltz hacken? Harꝛ ich weiß auch was/
ich wil dir bey unſern | Juncker ein Huͤnichen braten/
das dich im Leibe reiffen ſol. Du Capital freſſer/ du
Allmoſenfreſſer: Da ſteht das boͤſe Ding/ und laͤſtert
auff ehrliche Leute: darnach trit er vor den Juncker
und heulet jhm eins vor/ biß er jhm vor etliche Blech-
atſchen Troſt in die Jacke wirfft. Du Blechaͤtſchen-
Flenner.
Jun. Meine Frau Gerichts-Scholtzin ſie beſinne
ſich doch.
Subſt. Ey ich habe mich ſchon beſonnen/ und wo
mein Schwieger Sohn darhinter hingeht/ ſo wil ich
auch mein Maul auffthun: jhr wiſt wol dorte es, a,
ſa
— — —
Jun. Wenn man guter Meinung wegen nichts er-
innern darff/ ſo kan ich wol ſtille ſchweigen. Der
Pi-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0066" n="54"/>
        <fw place="top" type="header">Der Ba&#x0364;uri&#x017F;che</fw><lb/>
        <sp who="#JUN">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Jun.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Jch begehre zwar an jhrem Amte nichts zu<lb/>
tadeln: doch wenn man bedenckt/ wie er &#x017F;eine Jugend<lb/>
&#x017F;o liederlich zugebracht hat/ &#x017F;o mo&#x0364;chte einem wol grau-<lb/>
en/ daß man &#x017F;o einen bo&#x0364;&#x017F;en Men&#x017F;chen in der Kirche<lb/>
und in der Gemeine &#x017F;ol vor &#x017F;ich &#x017F;ehen. Jhr Hrn ich<lb/>
bitte euch/ um eures Gewi&#x017F;&#x017F;ens willen/ la&#x017F;&#x017F;et euers<lb/>
Seel&#x017F;orgers Erinnerung etwas gelten/ und bemu&#x0364;ht<lb/>
euch um eine andere Per&#x017F;on. Es wa&#x0364;re uns &#x017F;chlechte<lb/>
Ehre/ wenn jhn der Juncker einmal auff Rad und<lb/>
Galgen abfodern lie&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
          <stage><hi rendition="#aq">Snb&#x017F;tantia</hi> ko&#x0364;m&#x0303;t ra&#x017F;ende heraus gelauffen.</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SUB">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Sub&#x017F;t.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Wo hat mein Schwieger Sohn Rad und<lb/>
Galgen verdient? daß dir alle 27. Elementen in die<lb/>
Kappe fahren. Sol&#x017F;tu ehrliche Leute bey jhren <hi rendition="#aq">Patro-<lb/>
nen</hi> &#x017F;o in das Saltz hacken? Har&#xA75B; ich weiß auch was/<lb/>
ich wil dir bey un&#x017F;ern | Juncker ein Hu&#x0364;nichen braten/<lb/>
das dich im Leibe reiffen &#x017F;ol. Du <hi rendition="#aq">Capital</hi> fre&#x017F;&#x017F;er/ du<lb/>
Allmo&#x017F;enfre&#x017F;&#x017F;er: Da &#x017F;teht das bo&#x0364;&#x017F;e Ding/ und la&#x0364;&#x017F;tert<lb/>
auff ehrliche Leute: darnach trit er vor den Juncker<lb/>
und heulet jhm eins vor/ biß er jhm vor etliche Blech-<lb/>
at&#x017F;chen Tro&#x017F;t in die Jacke wirfft. Du Blecha&#x0364;t&#x017F;chen-<lb/>
Flenner.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#JUN">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Jun.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Meine Frau Gerichts-Scholtzin &#x017F;ie be&#x017F;inne<lb/>
&#x017F;ich doch.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SUB">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Sub&#x017F;t.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Ey ich habe mich &#x017F;chon be&#x017F;onnen/ und wo<lb/>
mein Schwieger Sohn darhinter hingeht/ &#x017F;o wil ich<lb/>
auch mein Maul auffthun: jhr wi&#x017F;t wol dorte <hi rendition="#aq">es, a,<lb/>
&#x017F;a</hi> &#x2014; &#x2014; &#x2014;</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#JUN">
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Jun.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Wenn man guter Meinung wegen nichts er-<lb/>
innern darff/ &#x017F;o kan ich wol &#x017F;tille &#x017F;chweigen. Der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Pi-</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0066] Der Baͤuriſche Jun. Jch begehre zwar an jhrem Amte nichts zu tadeln: doch wenn man bedenckt/ wie er ſeine Jugend ſo liederlich zugebracht hat/ ſo moͤchte einem wol grau- en/ daß man ſo einen boͤſen Menſchen in der Kirche und in der Gemeine ſol vor ſich ſehen. Jhr Hrn ich bitte euch/ um eures Gewiſſens willen/ laſſet euers Seelſorgers Erinnerung etwas gelten/ und bemuͤht euch um eine andere Perſon. Es waͤre uns ſchlechte Ehre/ wenn jhn der Juncker einmal auff Rad und Galgen abfodern lieſſe. Snbſtantia koͤm̃t raſende heraus gelauffen. Subſt. Wo hat mein Schwieger Sohn Rad und Galgen verdient? daß dir alle 27. Elementen in die Kappe fahren. Solſtu ehrliche Leute bey jhren Patro- nen ſo in das Saltz hacken? Harꝛ ich weiß auch was/ ich wil dir bey unſern | Juncker ein Huͤnichen braten/ das dich im Leibe reiffen ſol. Du Capital freſſer/ du Allmoſenfreſſer: Da ſteht das boͤſe Ding/ und laͤſtert auff ehrliche Leute: darnach trit er vor den Juncker und heulet jhm eins vor/ biß er jhm vor etliche Blech- atſchen Troſt in die Jacke wirfft. Du Blechaͤtſchen- Flenner. Jun. Meine Frau Gerichts-Scholtzin ſie beſinne ſich doch. Subſt. Ey ich habe mich ſchon beſonnen/ und wo mein Schwieger Sohn darhinter hingeht/ ſo wil ich auch mein Maul auffthun: jhr wiſt wol dorte es, a, ſa — — — Jun. Wenn man guter Meinung wegen nichts er- innern darff/ ſo kan ich wol ſtille ſchweigen. Der Pi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der vorliegenden Ausgabe wurde die originale … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679/66
Zitationshilfe: Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679/66>, abgerufen am 09.11.2024.