Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.
ziehen muß. Jst dieser kein Dieb/ der mit einem ungeschickten Rathe oder mit einer falschen Hoffnung dem Nechsten viel 1000. Thaler verderbet. Sol. Das war weit gesucht. Wer ein Dieb ist/ muß auch einen bösen Willen haben zu stehlen. Rais. Man examinire alle auffs Gewis- sen/ ob sie bey ihrer Auffschneiderey nicht wissentlich gesündiget haben. Sol. Nun so laßt doch sehen/ was daraus werden wird. Der medicinische Rich- ter wird eine schlechte Probe machen/ wo er allen Unterthanen die Hälse brechen will. Wem kömmt es zu/ daß er dem Ubel begegnen soll/ als ei- nem solchen Collegen. Ehe man ein Glied von dem Leibe löst/ so versuchet man alle mögliche Mittel. Rais. Jch stehe hier/ meine Clienten zu entschuldigen/ nicht aber das hohe Ge- richte zu reformiren. AEscul. Es ist genug. Wir haben auff beyden Theilen das Bekäntniß/ laßt euch
ziehen muß. Jſt dieſer kein Dieb/ der mit einem ungeſchickten Rathe oder mit einer falſchen Hoffnung dem Nechſten viel 1000. Thaler verderbet. Sol. Das war weit geſucht. Wer ein Dieb iſt/ muß auch einen boͤſen Willen haben zu ſtehlen. Raiſ. Man examinire alle auffs Gewiſ- ſen/ ob ſie bey ihrer Auffſchneiderey nicht wiſſentlich geſuͤndiget haben. Sol. Nun ſo laßt doch ſehen/ was daraus werden wird. Der mediciniſche Rich- ter wird eine ſchlechte Probe machen/ wo er allen Unterthanen die Haͤlſe brechen will. Wem koͤmmt es zu/ daß er dem Ubel begegnen ſoll/ als ei- nem ſolchen Collegen. Ehe man ein Glied von dem Leibe loͤſt/ ſo verſuchet man alle moͤgliche Mittel. Raiſ. Jch ſtehe hier/ meine Clienten zu entſchuldigen/ nicht aber das hohe Ge- richte zu reformiren. Æſcul. Es iſt genug. Wir haben auff beyden Theilen das Bekaͤntniß/ laßt euch
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ziehen muß. Jſt dieſer kein Dieb/ der
mit einem ungeſchickten Rathe oder mit
einer falſchen Hoffnung dem Nechſten
viel 1000. Thaler verderbet.
Sol. Das war weit geſucht. Wer ein
Dieb iſt/ muß auch einen boͤſen Willen
haben zu ſtehlen.
Raiſ. Man examinire alle auffs Gewiſ-
ſen/ ob ſie bey ihrer Auffſchneiderey
nicht wiſſentlich geſuͤndiget haben.
Sol. Nun ſo laßt doch ſehen/ was daraus
werden wird. Der mediciniſche Rich-
ter wird eine ſchlechte Probe machen/
wo er allen Unterthanen die Haͤlſe
brechen will. Wem koͤmmt es zu/
daß er dem Ubel begegnen ſoll/ als ei-
nem ſolchen Collegen. Ehe man ein
Glied von dem Leibe loͤſt/ ſo verſuchet
man alle moͤgliche Mittel.
Raiſ. Jch ſtehe hier/ meine Clienten zu
entſchuldigen/ nicht aber das hohe Ge-
richte zu reformiren.
Æſcul. Es iſt genug. Wir haben auff
beyden Theilen das Bekaͤntniß/ laßt
euch
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