Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.
kennen/ was würde die Königin daran gebessert seyn? Und wenn Jsrael gar zur Residenz erwehlet würde. Jeh. Jch bin ein rechtschaffener Patriot, und wo mit des Landes Wolfarth gespielet wird/ da muß ich das Maul auffthun/ und wenn ich wüste/ daß mir der Kopff diesen Augenblick von den Achseln flie- gen solte. Obad. Jch erwarte/ wo die Rede hin zielen wird. Jeh. Wohin? Jtzo heist es: Dem Köni- ge wird ein Pallast gebauet. Die schönsten Güter werden darzu geschla- gen; Aber wenn das Werck solte zum Stande gebracht werden/ so hat die Königin was an ihre Baals-Pfaffen zu verschencken/ damit haben sie eine bleibende Stelle im Lande/ und können den armen Jsraelitischen Propheten nicht allein die übrige Nahrung/ son- dern auch die jungen Studenten und die Propheten-Kinder nach und nach entziehen. Obad. Der allmächtige Gott wolle dieses an unserm Lande nicht geschehen lassen! Es
kennen/ was wuͤrde die Koͤnigin daran gebeſſert ſeyn? Und wenn Jſrael gar zur Reſidenz erwehlet wuͤrde. Jeh. Jch bin ein rechtſchaffener Patriot, und wo mit des Landes Wolfarth geſpielet wird/ da muß ich das Maul auffthun/ und wenn ich wuͤſte/ daß mir der Kopff dieſen Augenblick von den Achſeln flie- gen ſolte. Obad. Jch erwarte/ wo die Rede hin zielen wird. Jeh. Wohin? Jtzo heiſt es: Dem Koͤni- ge wird ein Pallaſt gebauet. Die ſchoͤnſten Guͤter werden darzu geſchla- gen; Aber wenn das Werck ſolte zum Stande gebracht werden/ ſo hat die Koͤnigin was an ihre Baals-Pfaffen zu verſchencken/ damit haben ſie eine bleibende Stelle im Lande/ und koͤnnen den armen Jſraelitiſchen Propheten nicht allein die uͤbrige Nahrung/ ſon- dern auch die jungen Studenten und die Propheten-Kinder nach und nach entziehen. Obad. Der allmaͤchtige Gott wolle dieſes an unſerm Lande nicht geſchehen laſſen! Es
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#OBA"> <p><pb facs="#f0236" n="72"/> kennen/ was wuͤrde die Koͤnigin daran<lb/> gebeſſert ſeyn? Und wenn Jſrael gar<lb/> zur <hi rendition="#aq">Reſidenz</hi> erwehlet wuͤrde.</p> </sp><lb/> <sp who="#JEH"> <speaker>Jeh.</speaker> <p>Jch bin ein rechtſchaffener <hi rendition="#aq">Patriot,</hi> und<lb/> wo mit des Landes Wolfarth geſpielet<lb/> wird/ da muß ich das Maul auffthun/<lb/> und wenn ich wuͤſte/ daß mir der Kopff<lb/> dieſen Augenblick von den Achſeln flie-<lb/> gen ſolte.</p> </sp><lb/> <sp who="#OBA"> <speaker>Obad.</speaker> <p>Jch erwarte/ wo die Rede hin zielen<lb/> wird.</p> </sp><lb/> <sp who="#JEH"> <speaker>Jeh.</speaker> <p>Wohin? Jtzo heiſt es: Dem Koͤni-<lb/> ge wird ein Pallaſt gebauet. Die<lb/> ſchoͤnſten Guͤter werden darzu geſchla-<lb/> gen; Aber wenn das Werck ſolte zum<lb/> Stande gebracht werden/ ſo hat die<lb/> Koͤnigin was an ihre Baals-Pfaffen<lb/> zu verſchencken/ damit haben ſie eine<lb/> bleibende Stelle im Lande/ und koͤnnen<lb/> den armen Jſraelitiſchen Propheten<lb/> nicht allein die uͤbrige Nahrung/ ſon-<lb/> dern auch die jungen Studenten und<lb/> die Propheten-Kinder nach und nach<lb/> entziehen.</p> </sp><lb/> <sp who="#OBA"> <speaker>Obad.</speaker> <p>Der allmaͤchtige Gott wolle dieſes<lb/> an unſerm Lande nicht geſchehen laſſen!<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0236]
kennen/ was wuͤrde die Koͤnigin daran
gebeſſert ſeyn? Und wenn Jſrael gar
zur Reſidenz erwehlet wuͤrde.
Jeh. Jch bin ein rechtſchaffener Patriot, und
wo mit des Landes Wolfarth geſpielet
wird/ da muß ich das Maul auffthun/
und wenn ich wuͤſte/ daß mir der Kopff
dieſen Augenblick von den Achſeln flie-
gen ſolte.
Obad. Jch erwarte/ wo die Rede hin zielen
wird.
Jeh. Wohin? Jtzo heiſt es: Dem Koͤni-
ge wird ein Pallaſt gebauet. Die
ſchoͤnſten Guͤter werden darzu geſchla-
gen; Aber wenn das Werck ſolte zum
Stande gebracht werden/ ſo hat die
Koͤnigin was an ihre Baals-Pfaffen
zu verſchencken/ damit haben ſie eine
bleibende Stelle im Lande/ und koͤnnen
den armen Jſraelitiſchen Propheten
nicht allein die uͤbrige Nahrung/ ſon-
dern auch die jungen Studenten und
die Propheten-Kinder nach und nach
entziehen.
Obad. Der allmaͤchtige Gott wolle dieſes
an unſerm Lande nicht geſchehen laſſen!
Es
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |