Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
darff ich nicht lernen/ zu fressen habe ich/
und wenn ich mich in die losen Händel
schicken kan/ so mag ich mein Alltags-
Kleid anziehen/ ich mag mich praesenti-
ren als ein Politicus.

(Die beyden Wintzer bringen ein-
ander heraus gejagt.)
Hos. Doch ich werde müssen auff die Seite
treten/ Narren-Spiel will Raum ha-
ben.
Bils. Jch will doch nicht.
Jeth. So wirst du müssen.
Bils. Der Herr muß grösser seyn/ der mich
zwingen will.
Jeth. Jch dächte/ ein Königlicher Wintzer/
der bald über 2. Weinberge wird zu ge-
bieten haben/ der wäre groß genug/ daß
er einen abgesetzten Wintzer gebieten
könte.
Bils. Herr Naboth hat mich noch nicht ab-
gesetzet.
Jeth. Es ist mir immer/ als wenn ich hätte
die Vögel davon singen hören/ und da-
mit werde ich wohl sprechen dürffen/
mit Gunst/ daß ich den Weinberg be-
sehen mag.

Bils.
darff ich nicht lernen/ zu freſſen habe ich/
und wenn ich mich in die loſen Haͤndel
ſchicken kan/ ſo mag ich mein Alltags-
Kleid anziehen/ ich mag mich præſenti-
ren als ein Politicus.

(Die beyden Wintzer bringen ein-
ander heraus gejagt.)
Hoſ. Doch ich werde muͤſſen auff die Seite
treten/ Narren-Spiel will Raum ha-
ben.
Bilſ. Jch will doch nicht.
Jeth. So wirſt du muͤſſen.
Bilſ. Der Herr muß groͤſſer ſeyn/ der mich
zwingen will.
Jeth. Jch daͤchte/ ein Koͤniglicher Wintzer/
der bald uͤber 2. Weinberge wird zu ge-
bieten haben/ der waͤre groß genug/ daß
er einen abgeſetzten Wintzer gebieten
koͤnte.
Bilſ. Herr Naboth hat mich noch nicht ab-
geſetzet.
Jeth. Es iſt mir immer/ als wenn ich haͤtte
die Voͤgel davon ſingen hoͤren/ und da-
mit werde ich wohl ſprechen dürffen/
mit Gunſt/ daß ich den Weinberg be-
ſehen mag.

Bilſ.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#HOS">
            <p><pb facs="#f0254" n="90"/>
darff ich nicht lernen/ zu fre&#x017F;&#x017F;en habe ich/<lb/>
und wenn ich mich in die lo&#x017F;en Ha&#x0364;ndel<lb/>
&#x017F;chicken kan/ &#x017F;o mag ich mein Alltags-<lb/>
Kleid anziehen/ ich mag mich <hi rendition="#aq">præ&#x017F;enti-</hi><lb/>
ren als ein <hi rendition="#aq">Politicus.</hi></p><lb/>
            <stage>(Die beyden Wintzer bringen ein-<lb/>
ander heraus gejagt.)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HOS">
            <speaker>Ho&#x017F;.</speaker>
            <p>Doch ich werde mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auff die Seite<lb/>
treten/ Narren-Spiel will Raum ha-<lb/>
ben.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BIL">
            <speaker>Bil&#x017F;.</speaker>
            <p>Jch will doch nicht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JET">
            <speaker>Jeth.</speaker>
            <p>So wir&#x017F;t du mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BIL">
            <speaker>Bil&#x017F;.</speaker>
            <p>Der Herr muß gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn/ der mich<lb/>
zwingen will.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JET">
            <speaker>Jeth.</speaker>
            <p>Jch da&#x0364;chte/ ein Ko&#x0364;niglicher Wintzer/<lb/>
der bald u&#x0364;ber 2. Weinberge wird zu ge-<lb/>
bieten haben/ der wa&#x0364;re groß genug/ daß<lb/>
er einen abge&#x017F;etzten Wintzer gebieten<lb/>
ko&#x0364;nte.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BIL">
            <speaker>Bil&#x017F;.</speaker>
            <p>Herr Naboth hat mich noch nicht ab-<lb/>
ge&#x017F;etzet.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JET">
            <speaker>Jeth.</speaker>
            <p>Es i&#x017F;t mir immer/ als wenn ich ha&#x0364;tte<lb/>
die Vo&#x0364;gel davon &#x017F;ingen ho&#x0364;ren/ und da-<lb/>
mit werde ich wohl &#x017F;prechen dürffen/<lb/>
mit Gun&#x017F;t/ daß ich den Weinberg be-<lb/>
&#x017F;ehen mag.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Bil&#x017F;.</hi> </fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0254] darff ich nicht lernen/ zu freſſen habe ich/ und wenn ich mich in die loſen Haͤndel ſchicken kan/ ſo mag ich mein Alltags- Kleid anziehen/ ich mag mich præſenti- ren als ein Politicus. (Die beyden Wintzer bringen ein- ander heraus gejagt.) Hoſ. Doch ich werde muͤſſen auff die Seite treten/ Narren-Spiel will Raum ha- ben. Bilſ. Jch will doch nicht. Jeth. So wirſt du muͤſſen. Bilſ. Der Herr muß groͤſſer ſeyn/ der mich zwingen will. Jeth. Jch daͤchte/ ein Koͤniglicher Wintzer/ der bald uͤber 2. Weinberge wird zu ge- bieten haben/ der waͤre groß genug/ daß er einen abgeſetzten Wintzer gebieten koͤnte. Bilſ. Herr Naboth hat mich noch nicht ab- geſetzet. Jeth. Es iſt mir immer/ als wenn ich haͤtte die Voͤgel davon ſingen hoͤren/ und da- mit werde ich wohl ſprechen dürffen/ mit Gunſt/ daß ich den Weinberg be- ſehen mag. Bilſ.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/254
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/254>, abgerufen am 22.11.2024.