Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693. Bils. Was wilstu besehen? Komm mir nicht zu nahe/ sonst sollen dir deine Au- gen an der Thüre vor die Füsse fallen. Jeth. Wenn deine Frau das Rabenaß da- bey wäre/ so dächte ich doch/ du woltest Wunder-Zeichen thun. Bils. Und wenn deine Frau die Hexe darzu käme/ so solten die Wunder-Zeichen nicht nachbleiben. Jeth. Was hast du meine Frau zu schim- pfen? Sie hat noch kein mal aus einem andern Weinberge Pfähle gestohlen. Bils. Höre doch/ wer hatte denn vorm Jah- re so viel Fässer Most ausgesoffen und verkaufft? Wars nicht dein greilfüs- siges Rabenaß/ he? Jeth. Höre/ wer trägt denn allemal so viel Butten Weintrauben ins Oberland? thuts nicht dein schändlicher Hauß- Kobalt he? Bils. Wer hatte denn neulich die Feigen aus unserm Weinberge gestohlen/ war nicht dein Schand-Nickel darbey ge- west/ he? Jeth. Wer hat mir denn die Butte von der Kelter weggestohlen/ als deine diebische Drecktrantscherin/ he? Bils.
Bilſ. Was wilſtu beſehen? Komm mir nicht zu nahe/ ſonſt ſollen dir deine Au- gen an der Thuͤre vor die Fuͤſſe fallen. Jeth. Wenn deine Frau das Rabenaß da- bey waͤre/ ſo daͤchte ich doch/ du wolteſt Wunder-Zeichen thun. Bilſ. Und wenn deine Frau die Hexe darzu kaͤme/ ſo ſolten die Wunder-Zeichen nicht nachbleiben. Jeth. Was haſt du meine Frau zu ſchim- pfen? Sie hat noch kein mal aus einem andern Weinberge Pfaͤhle geſtohlen. Bilſ. Hoͤre doch/ wer hatte denn vorm Jah- re ſo viel Faͤſſer Moſt ausgeſoffen und verkaufft? Wars nicht dein greilfuͤſ- ſiges Rabenaß/ he? Jeth. Hoͤre/ wer traͤgt denn allemal ſo viel Butten Weintrauben ins Oberland? thuts nicht dein ſchaͤndlicher Hauß- Kobalt he? Bilſ. Wer hatte denn neulich die Feigen aus unſerm Weinberge geſtohlen/ war nicht dein Schand-Nickel darbey ge- weſt/ he? Jeth. Wer hat mir denn die Butte von der Kelter weggeſtohlen/ als deine diebiſche Drecktrantſcherin/ he? Bilſ.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0255" n="91"/> <sp who="#BIL"> <speaker>Bilſ.</speaker> <p>Was wilſtu beſehen? Komm mir<lb/> nicht zu nahe/ ſonſt ſollen dir deine Au-<lb/> gen an der Thuͤre vor die Fuͤſſe fallen.</p> </sp><lb/> <sp who="#JET"> <speaker>Jeth.</speaker> <p>Wenn deine Frau das Rabenaß da-<lb/> bey waͤre/ ſo daͤchte ich doch/ du wolteſt<lb/> Wunder-Zeichen thun.</p> </sp><lb/> <sp who="#BIL"> <speaker>Bilſ.</speaker> <p>Und wenn deine Frau die Hexe darzu<lb/> kaͤme/ ſo ſolten die Wunder-Zeichen<lb/> nicht nachbleiben.</p> </sp><lb/> <sp who="#JET"> <speaker>Jeth.</speaker> <p>Was haſt du meine Frau zu ſchim-<lb/> pfen? Sie hat noch kein mal aus einem<lb/> andern Weinberge Pfaͤhle geſtohlen.</p> </sp><lb/> <sp who="#BIL"> <speaker>Bilſ.</speaker> <p>Hoͤre doch/ wer hatte denn vorm Jah-<lb/> re ſo viel Faͤſſer Moſt ausgeſoffen und<lb/> verkaufft? Wars nicht dein greilfuͤſ-<lb/> ſiges Rabenaß/ he?</p> </sp><lb/> <sp who="#JET"> <speaker>Jeth.</speaker> <p>Hoͤre/ wer traͤgt denn allemal ſo viel<lb/> Butten Weintrauben ins Oberland?<lb/> thuts nicht dein ſchaͤndlicher Hauß-<lb/> Kobalt he?</p> </sp><lb/> <sp who="#BIL"> <speaker>Bilſ.</speaker> <p>Wer hatte denn neulich die Feigen<lb/> aus unſerm Weinberge geſtohlen/ war<lb/> nicht dein Schand-Nickel darbey ge-<lb/> weſt/ he?</p> </sp><lb/> <sp who="#JET"> <speaker>Jeth.</speaker> <p>Wer hat mir denn die Butte von der<lb/> Kelter weggeſtohlen/ als deine diebiſche<lb/> Drecktrantſcherin/ he?</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Bilſ.</hi> </fw> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0255]
Bilſ. Was wilſtu beſehen? Komm mir
nicht zu nahe/ ſonſt ſollen dir deine Au-
gen an der Thuͤre vor die Fuͤſſe fallen.
Jeth. Wenn deine Frau das Rabenaß da-
bey waͤre/ ſo daͤchte ich doch/ du wolteſt
Wunder-Zeichen thun.
Bilſ. Und wenn deine Frau die Hexe darzu
kaͤme/ ſo ſolten die Wunder-Zeichen
nicht nachbleiben.
Jeth. Was haſt du meine Frau zu ſchim-
pfen? Sie hat noch kein mal aus einem
andern Weinberge Pfaͤhle geſtohlen.
Bilſ. Hoͤre doch/ wer hatte denn vorm Jah-
re ſo viel Faͤſſer Moſt ausgeſoffen und
verkaufft? Wars nicht dein greilfuͤſ-
ſiges Rabenaß/ he?
Jeth. Hoͤre/ wer traͤgt denn allemal ſo viel
Butten Weintrauben ins Oberland?
thuts nicht dein ſchaͤndlicher Hauß-
Kobalt he?
Bilſ. Wer hatte denn neulich die Feigen
aus unſerm Weinberge geſtohlen/ war
nicht dein Schand-Nickel darbey ge-
weſt/ he?
Jeth. Wer hat mir denn die Butte von der
Kelter weggeſtohlen/ als deine diebiſche
Drecktrantſcherin/ he?
Bilſ.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |