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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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Bad. Jst der Possen gleichwohl angegan-
gen/ hat Naboth sterben müssen?
Jez. Ja vor dißmal ist er tod: Wir haben
gethan/ was Recht und Urthel mit sich
bringet.
Bad. Aber hatte das Volck irgend ein
Mitleiden?
Jez. Man ließ die Sache nicht zu einem
weitläufftigen Mitleiden kommen. Ehe
das Volck der Sache nachdencken kon-
te/ so war die execution vollzogen.
Bad. Jhr habt das Eurige wohl verrichtet;
Allein wie stelleten sich die unschuldigen
Kinder/ daß sie den Vater auch im To-
de begleiten solten?
Jez. Was vor Kinder/ mein Herr?
Bad. Jst das nicht Rechtens bey euch/ daß
eine solche Blutschuld an einer gantzen
Familie gestrafft wird?
Jez. Wir haben den Willen Jhro Maj.
so weit nicht errathen können?
Bad. Alles ist verlohren und verdorben/ wo
die Kinder nicht heute noch zur Straffe
gesucht werden/ und wenn es nachblei-
ben solte/ so möchte das Blut/ welches
ihr wider des Königes intention vergos-
sen
Bad. Jſt der Poſſen gleichwohl angegan-
gen/ hat Naboth ſterben muͤſſen?
Jez. Ja vor dißmal iſt er tod: Wir haben
gethan/ was Recht und Urthel mit ſich
bringet.
Bad. Aber hatte das Volck irgend ein
Mitleiden?
Jez. Man ließ die Sache nicht zu einem
weitlaͤufftigen Mitleiden kommen. Ehe
das Volck der Sache nachdencken kon-
te/ ſo war die execution vollzogen.
Bad. Jhr habt das Eurige wohl verrichtet;
Allein wie ſtelleten ſich die unſchuldigen
Kinder/ daß ſie den Vater auch im To-
de begleiten ſolten?
Jez. Was vor Kinder/ mein Herr?
Bad. Jſt das nicht Rechtens bey euch/ daß
eine ſolche Blutſchuld an einer gantzen
Familie geſtrafft wird?
Jez. Wir haben den Willen Jhro Maj.
ſo weit nicht errathen koͤnnen?
Bad. Alles iſt verlohren und verdorben/ wo
die Kinder nicht heute noch zur Straffe
geſucht werden/ und wenn es nachblei-
ben ſolte/ ſo moͤchte das Blut/ welches
ihr wider des Koͤniges intention vergoſ-
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[152/0316] Bad. Jſt der Poſſen gleichwohl angegan- gen/ hat Naboth ſterben muͤſſen? Jez. Ja vor dißmal iſt er tod: Wir haben gethan/ was Recht und Urthel mit ſich bringet. Bad. Aber hatte das Volck irgend ein Mitleiden? Jez. Man ließ die Sache nicht zu einem weitlaͤufftigen Mitleiden kommen. Ehe das Volck der Sache nachdencken kon- te/ ſo war die execution vollzogen. Bad. Jhr habt das Eurige wohl verrichtet; Allein wie ſtelleten ſich die unſchuldigen Kinder/ daß ſie den Vater auch im To- de begleiten ſolten? Jez. Was vor Kinder/ mein Herr? Bad. Jſt das nicht Rechtens bey euch/ daß eine ſolche Blutſchuld an einer gantzen Familie geſtrafft wird? Jez. Wir haben den Willen Jhro Maj. ſo weit nicht errathen koͤnnen? Bad. Alles iſt verlohren und verdorben/ wo die Kinder nicht heute noch zur Straffe geſucht werden/ und wenn es nachblei- ben ſolte/ ſo moͤchte das Blut/ welches ihr wider des Koͤniges intention vergoſ- ſen

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/316>, abgerufen am 22.11.2024.