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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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Bad. Ach nein/ ich habe schon gehört/ daß
im Weinberge von der Ankunfft nichts
wissend ist/ und gleich wohl habe ich nie-
mals einen König gesehen/ der sich über
die possession eines Gutes so hoch hätte
erfreuen können.
Abd. Drum ist es kein Wunder/ daß die
Freude gleichfalls eine Wirckung nach
sich zeucht/ die wir nicht errathen kön-
nen.
Bad. Vielleicht wird uns dieser Ehrliche et-
was zur Nachricht erzehlen.
Jez. (kömmt) Ach meine Patronen/ sie be-
gegnen mir zur rechten Zeit.
Bad. Jch mercke schon/ wo der Herr hin zie-
let/ die Zeit wird ihm gewiß lang/ daß er
die Vergeltung nicht haben soll/ welche
wegen der bewusten Courtesie verspro-
chen ward.
Jez. Ach wer wolte bey der itzigen Zeit an
eine Vergeltung gedencken. Es hat
uns eine verwirrte Zeit in Jsrael der-
massen turbiret/ daß wir uns fast den
Tod wünschen möchten.
Bad. Daß sich eine Person aus dem ge-
meinen Pöbel leicht bethören lässet/ sol-
ches
Bad. Ach nein/ ich habe ſchon gehoͤrt/ daß
im Weinberge von der Ankunfft nichts
wiſſend iſt/ und gleich wohl habe ich nie-
mals einen Koͤnig geſehen/ der ſich uͤber
die poſſeſſion eines Gutes ſo hoch haͤtte
erfreuen koͤnnen.
Abd. Drum iſt es kein Wunder/ daß die
Freude gleichfalls eine Wirckung nach
ſich zeucht/ die wir nicht errathen koͤn-
nen.
Bad. Vielleicht wird uns dieſer Ehrliche et-
was zur Nachricht erzehlen.
Jez. (koͤmmt) Ach meine Patronen/ ſie be-
gegnen mir zur rechten Zeit.
Bad. Jch mercke ſchon/ wo der Herr hin zie-
let/ die Zeit wird ihm gewiß lang/ daß er
die Vergeltung nicht haben ſoll/ welche
wegen der bewuſten Courteſie verſpro-
chen ward.
Jez. Ach wer wolte bey der itzigen Zeit an
eine Vergeltung gedencken. Es hat
uns eine verwirrte Zeit in Jſrael der-
maſſen turbiret/ daß wir uns faſt den
Tod wuͤnſchen moͤchten.
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meinen Poͤbel leicht bethoͤren laͤſſet/ ſol-
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[230/0394] Bad. Ach nein/ ich habe ſchon gehoͤrt/ daß im Weinberge von der Ankunfft nichts wiſſend iſt/ und gleich wohl habe ich nie- mals einen Koͤnig geſehen/ der ſich uͤber die poſſeſſion eines Gutes ſo hoch haͤtte erfreuen koͤnnen. Abd. Drum iſt es kein Wunder/ daß die Freude gleichfalls eine Wirckung nach ſich zeucht/ die wir nicht errathen koͤn- nen. Bad. Vielleicht wird uns dieſer Ehrliche et- was zur Nachricht erzehlen. Jez. (koͤmmt) Ach meine Patronen/ ſie be- gegnen mir zur rechten Zeit. Bad. Jch mercke ſchon/ wo der Herr hin zie- let/ die Zeit wird ihm gewiß lang/ daß er die Vergeltung nicht haben ſoll/ welche wegen der bewuſten Courteſie verſpro- chen ward. Jez. Ach wer wolte bey der itzigen Zeit an eine Vergeltung gedencken. Es hat uns eine verwirrte Zeit in Jſrael der- maſſen turbiret/ daß wir uns faſt den Tod wuͤnſchen moͤchten. Bad. Daß ſich eine Perſon aus dem ge- meinen Poͤbel leicht bethoͤren laͤſſet/ ſol- ches

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/394>, abgerufen am 01.06.2024.