Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
Ehestande gelebt/ und ich weiß meiner
lieben Haus-Ehre nichts als alles Lie-
bes und Gutes nachzusagen.
Br. So bedarffst du meines Raths nicht.
Christ. Ja freylich/ wenn sie immer so blie-
be/ so dürffte ich keinen Rathgeber.
Br. Wer ist aber Schuld daran/ daß sie
nicht so blieben ist.
Christ. Sie will mir nun aus dem Geschir-
re schlagen.
Br. So wolte ich ihr den Kopff mit dem
Prügel wieder einrichten.
Christ. Jch kan so weit nicht an sie kom-
men.
Br. So muß die Noth zu erleiden seyn.
Christ. Seht/ sie hat keinen Heller Geld
in Händen/ und nun stinckt sie mir im-
mer nach Brandtewein/ und da will sie
mich bereden/ der Oden reucht ihr von
Natur so. Allein ich dächte/ wenn
mein hochweiser/ hochgelahrter Herr
darnach sehen wolte/ ob mir die Frau
was wegfüchselt/ das sie versauffen kan.
Br. Jch habe dich schon verstanden: Tritt
auch daher. Nun seht/ ihr Leute/ ihr
habt euch einmahl in meine Lehre bege-
ben/
Eheſtande gelebt/ und ich weiß meiner
lieben Haus-Ehre nichts als alles Lie-
bes und Gutes nachzuſagen.
Br. So bedarffſt du meines Raths nicht.
Chriſt. Ja freylich/ wenn ſie immer ſo blie-
be/ ſo duͤrffte ich keinen Rathgeber.
Br. Wer iſt aber Schuld daran/ daß ſie
nicht ſo blieben iſt.
Chriſt. Sie will mir nun aus dem Geſchir-
re ſchlagen.
Br. So wolte ich ihr den Kopff mit dem
Pruͤgel wieder einrichten.
Chriſt. Jch kan ſo weit nicht an ſie kom-
men.
Br. So muß die Noth zu erleiden ſeyn.
Chriſt. Seht/ ſie hat keinen Heller Geld
in Haͤnden/ und nun ſtinckt ſie mir im-
mer nach Brandtewein/ und da will ſie
mich bereden/ der Oden reucht ihr von
Natur ſo. Allein ich daͤchte/ wenn
mein hochweiſer/ hochgelahrter Herr
darnach ſehen wolte/ ob mir die Frau
was wegfuͤchſelt/ das ſie verſauffen kan.
Br. Jch habe dich ſchon verſtanden: Tritt
auch daher. Nun ſeht/ ihr Leute/ ihr
habt euch einmahl in meine Lehre bege-
ben/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#CHR">
            <p><pb facs="#f0494" n="328"/>
Ehe&#x017F;tande gelebt/ und ich weiß meiner<lb/>
lieben Haus-Ehre nichts als alles Lie-<lb/>
bes und Gutes nachzu&#x017F;agen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BRO">
            <speaker>Br.</speaker>
            <p>So bedarff&#x017F;t du meines Raths nicht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHR">
            <speaker>Chri&#x017F;t.</speaker>
            <p>Ja freylich/ wenn &#x017F;ie immer &#x017F;o blie-<lb/>
be/ &#x017F;o du&#x0364;rffte ich keinen Rathgeber.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BRO">
            <speaker>Br.</speaker>
            <p>Wer i&#x017F;t aber Schuld daran/ daß &#x017F;ie<lb/>
nicht &#x017F;o blieben i&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHR">
            <speaker>Chri&#x017F;t.</speaker>
            <p>Sie will mir nun aus dem Ge&#x017F;chir-<lb/>
re &#x017F;chlagen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BRO">
            <speaker>Br.</speaker>
            <p>So wolte ich ihr den Kopff mit dem<lb/>
Pru&#x0364;gel wieder einrichten.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHR">
            <speaker>Chri&#x017F;t.</speaker>
            <p>Jch kan &#x017F;o weit nicht an &#x017F;ie kom-<lb/>
men.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BRO">
            <speaker>Br.</speaker>
            <p>So muß die Noth zu erleiden &#x017F;eyn.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHR">
            <speaker>Chri&#x017F;t.</speaker>
            <p>Seht/ &#x017F;ie hat keinen Heller Geld<lb/>
in Ha&#x0364;nden/ und nun &#x017F;tinckt &#x017F;ie mir im-<lb/>
mer nach Brandtewein/ und da will &#x017F;ie<lb/>
mich bereden/ der Oden reucht ihr von<lb/>
Natur &#x017F;o. Allein ich da&#x0364;chte/ wenn<lb/>
mein hochwei&#x017F;er/ hochgelahrter Herr<lb/>
darnach &#x017F;ehen wolte/ ob mir die Frau<lb/>
was wegfu&#x0364;ch&#x017F;elt/ das &#x017F;ie ver&#x017F;auffen kan.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BRO">
            <speaker>Br.</speaker>
            <p>Jch habe dich &#x017F;chon ver&#x017F;tanden: Tritt<lb/>
auch daher. Nun &#x017F;eht/ ihr Leute/ ihr<lb/>
habt euch einmahl in meine Lehre bege-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ben/</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[328/0494] Eheſtande gelebt/ und ich weiß meiner lieben Haus-Ehre nichts als alles Lie- bes und Gutes nachzuſagen. Br. So bedarffſt du meines Raths nicht. Chriſt. Ja freylich/ wenn ſie immer ſo blie- be/ ſo duͤrffte ich keinen Rathgeber. Br. Wer iſt aber Schuld daran/ daß ſie nicht ſo blieben iſt. Chriſt. Sie will mir nun aus dem Geſchir- re ſchlagen. Br. So wolte ich ihr den Kopff mit dem Pruͤgel wieder einrichten. Chriſt. Jch kan ſo weit nicht an ſie kom- men. Br. So muß die Noth zu erleiden ſeyn. Chriſt. Seht/ ſie hat keinen Heller Geld in Haͤnden/ und nun ſtinckt ſie mir im- mer nach Brandtewein/ und da will ſie mich bereden/ der Oden reucht ihr von Natur ſo. Allein ich daͤchte/ wenn mein hochweiſer/ hochgelahrter Herr darnach ſehen wolte/ ob mir die Frau was wegfuͤchſelt/ das ſie verſauffen kan. Br. Jch habe dich ſchon verſtanden: Tritt auch daher. Nun ſeht/ ihr Leute/ ihr habt euch einmahl in meine Lehre bege- ben/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/494
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/494>, abgerufen am 22.11.2024.