Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693. Mar. Wie stehts/ Don Sebastian, ist die Liebe noch feurig? Seb. Gnädigste Königin/ unsere Liebe ist recht Königlich. Mar. Aber worinnen bestehet die Königli- che Liebe? Seb. Darinnen/ daß sie keinem Menschen unterthan ist. Mar. Doch eure Liebe ist dieser Jungfer unterthan. Seb. Aber sie ist kein Mensch/ sondern ei- ne Göttin. Königliche Gemüther haben ihre höchste Ehre/ wenn sie den Göttern unterthänig sind. Mar. Aber könten wir nicht eine Probe sehen/ wie eure Unterthänigkeit bey die- ser Göttin abgeleget wird. Seb. Wir sind sonst keinem Menschen un- terthänig/ aber so wahr als die gnä- digste Königin auch eine Göttin ist/ so wahr wollen wir itzund auch gehorsam seyn. Mar. Nun Mädgen/ schicke dich/ der Ca- vallier wird dich anbeten. Marg. Jch mich anbeten nicht mag/ soll thun/
Mar. Wie ſtehts/ Don Sebaſtian, iſt die Liebe noch feurig? Seb. Gnaͤdigſte Koͤnigin/ unſere Liebe iſt recht Koͤniglich. Mar. Aber worinnen beſtehet die Koͤnigli- che Liebe? Seb. Darinnen/ daß ſie keinem Menſchen unterthan iſt. Mar. Doch eure Liebe iſt dieſer Jungfer unterthan. Seb. Aber ſie iſt kein Menſch/ ſondern ei- ne Goͤttin. Koͤnigliche Gemuͤther haben ihre hoͤchſte Ehre/ wenn ſie den Goͤttern unterthaͤnig ſind. Mar. Aber koͤnten wir nicht eine Probe ſehen/ wie eure Unterthaͤnigkeit bey die- ſer Goͤttin abgeleget wird. Seb. Wir ſind ſonſt keinem Menſchen un- terthaͤnig/ aber ſo wahr als die gnaͤ- digſte Koͤnigin auch eine Goͤttin iſt/ ſo wahr wollen wir itzund auch gehorſam ſeyn. Mar. Nun Maͤdgen/ ſchicke dich/ der Ca- vallier wird dich anbeten. Marg. Jch mich anbeten nicht mag/ ſoll thun/
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Mar. Aber worinnen beſtehet die Koͤnigli-
che Liebe?
Seb. Darinnen/ daß ſie keinem Menſchen
unterthan iſt.
Mar. Doch eure Liebe iſt dieſer Jungfer
unterthan.
Seb. Aber ſie iſt kein Menſch/ ſondern ei-
ne Goͤttin. Koͤnigliche Gemuͤther
haben ihre hoͤchſte Ehre/ wenn ſie den
Goͤttern unterthaͤnig ſind.
Mar. Aber koͤnten wir nicht eine Probe
ſehen/ wie eure Unterthaͤnigkeit bey die-
ſer Goͤttin abgeleget wird.
Seb. Wir ſind ſonſt keinem Menſchen un-
terthaͤnig/ aber ſo wahr als die gnaͤ-
digſte Koͤnigin auch eine Goͤttin iſt/ ſo
wahr wollen wir itzund auch gehorſam
ſeyn.
Mar. Nun Maͤdgen/ ſchicke dich/ der Ca-
vallier wird dich anbeten.
Marg. Jch mich anbeten nicht mag/ ſoll
thun/
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