Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
Marg. Jch nicht weiß/ was ist Ding
Wunder.
Charl. Geh doch hin und siehe darnach/ ob
ein Menschen-Kind darunter steckt.
Marg. Jch geh dir nicht/ mag sich drun-
ter stecken böß Menschen-Kind.
Charl. Bistu doch auch nicht allemahl das
frömste Menschen-Kind. Geh im-
mer geh/ wer weiß kömmt nicht gleich und
gleich zusammen.
Marg. Das Ding gesehen habe mein Ta-
ge nit.
Charl. So kanstu heute was neues sehen.
Marg. Das Schelm kan beissen mir Fin-
ger.
Charl. Wer fragt darnach? Wirstu in
den Finger gebissen/ so will ich mich an
deine Statt verbinden lassen.
Louys. Und wirstu kranck davon/ so will
ich mich an deine statt in das Bette le-
gen.
Marg. Jst das nicht gut Manier/ legen in
der Bett/ was machen mein Finger?
Charl. Ey du bist noch nicht gebissen/
mache fort/ dein Trinck-Geld solstu
nicht wissen.

Marg.
Marg. Jch nicht weiß/ was iſt Ding
Wunder.
Charl. Geh doch hin und ſiehe darnach/ ob
ein Menſchen-Kind darunter ſteckt.
Marg. Jch geh dir nicht/ mag ſich drun-
ter ſtecken boͤß Menſchen-Kind.
Charl. Biſtu doch auch nicht allemahl das
froͤmſte Menſchen-Kind. Geh im-
mer geh/ wer weiß koͤm̃t nicht gleich und
gleich zuſammen.
Marg. Das Ding geſehen habe mein Ta-
ge nit.
Charl. So kanſtu heute was neues ſehen.
Marg. Das Schelm kan beiſſen mir Fin-
ger.
Charl. Wer fragt darnach? Wirſtu in
den Finger gebiſſen/ ſo will ich mich an
deine Statt verbinden laſſen.
Louyſ. Und wirſtu kranck davon/ ſo will
ich mich an deine ſtatt in das Bette le-
gen.
Marg. Jſt das nicht gut Manier/ legen in
der Bett/ was machen mein Finger?
Charl. Ey du biſt noch nicht gebiſſen/
mache fort/ dein Trinck-Geld ſolſtu
nicht wiſſen.

Marg.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0635" n="469"/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker>Marg.</speaker>
            <p>Jch nicht weiß/ was i&#x017F;t Ding<lb/>
Wunder.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHA">
            <speaker>Charl.</speaker>
            <p>Geh doch hin und &#x017F;iehe darnach/ ob<lb/>
ein Men&#x017F;chen-Kind darunter &#x017F;teckt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker>Marg.</speaker>
            <p>Jch geh dir nicht/ mag &#x017F;ich drun-<lb/>
ter &#x017F;tecken bo&#x0364;ß Men&#x017F;chen-Kind.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHA">
            <speaker>Charl.</speaker>
            <p>Bi&#x017F;tu doch auch nicht allemahl das<lb/>
fro&#x0364;m&#x017F;te Men&#x017F;chen-Kind. Geh im-<lb/>
mer geh/ wer weiß ko&#x0364;m&#x0303;t nicht gleich und<lb/>
gleich zu&#x017F;ammen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker>Marg.</speaker>
            <p>Das Ding ge&#x017F;ehen habe mein Ta-<lb/>
ge nit.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHA">
            <speaker>Charl.</speaker>
            <p>So kan&#x017F;tu heute was neues &#x017F;ehen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker>Marg.</speaker>
            <p>Das Schelm kan bei&#x017F;&#x017F;en mir Fin-<lb/>
ger.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHA">
            <speaker>Charl.</speaker>
            <p>Wer fragt darnach? Wir&#x017F;tu in<lb/>
den Finger gebi&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o will ich mich an<lb/>
deine Statt verbinden la&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LOU">
            <speaker>Louy&#x017F;.</speaker>
            <p>Und wir&#x017F;tu kranck davon/ &#x017F;o will<lb/>
ich mich an deine &#x017F;tatt in das Bette le-<lb/>
gen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker>Marg.</speaker>
            <p>J&#x017F;t das nicht gut Manier/ legen in<lb/>
der Bett/ was machen mein Finger?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHA">
            <speaker>Charl.</speaker>
            <p>Ey du bi&#x017F;t noch nicht gebi&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
mache fort/ dein Trinck-Geld &#x017F;ol&#x017F;tu<lb/>
nicht wi&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Marg.</hi> </fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[469/0635] Marg. Jch nicht weiß/ was iſt Ding Wunder. Charl. Geh doch hin und ſiehe darnach/ ob ein Menſchen-Kind darunter ſteckt. Marg. Jch geh dir nicht/ mag ſich drun- ter ſtecken boͤß Menſchen-Kind. Charl. Biſtu doch auch nicht allemahl das froͤmſte Menſchen-Kind. Geh im- mer geh/ wer weiß koͤm̃t nicht gleich und gleich zuſammen. Marg. Das Ding geſehen habe mein Ta- ge nit. Charl. So kanſtu heute was neues ſehen. Marg. Das Schelm kan beiſſen mir Fin- ger. Charl. Wer fragt darnach? Wirſtu in den Finger gebiſſen/ ſo will ich mich an deine Statt verbinden laſſen. Louyſ. Und wirſtu kranck davon/ ſo will ich mich an deine ſtatt in das Bette le- gen. Marg. Jſt das nicht gut Manier/ legen in der Bett/ was machen mein Finger? Charl. Ey du biſt noch nicht gebiſſen/ mache fort/ dein Trinck-Geld ſolſtu nicht wiſſen. Marg.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/635
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/635>, abgerufen am 27.06.2024.