Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693. Maz. Du halts Maul dort/ weist du nicht/ daß wir nicht reden sollen? Mor. Wie gehet das zu/ sollen das wilde Bestien seyn/ und sie haben gleichwohl eine Menschen-Sprache? Höre/ du Murmelthier/ wo bist du zu diesen rau- chen Peltze kommen? Maz. (will brummen.) Mor. Jch will dir bald die grobe Music ver- bieten/ laß sehen/ ist dir das Leder fest an- gewachsen. Maz. O gnädiger Herr/ seyd nur barmher- tzig/ ich will alles bekennen. Mors. Wer bist du? Maz. Ach wer werd ich seyn? Jch bin Mause-Michels Sohn in der Bettel- gasse. Mors. Wer treibt dich zu dieser Leichtfer- tigkeit? Maz. Es ist mir befohlen worden/ und ich dachte/ wenn ich unter die unvernünff- tigen Thiere käme/ so würde ich klüger seyn/ denn unter den Leuten bin ich gantz ein Narr. Mors. Du bist gleich auff dem rechten Wege. Aber was gilts/ unter jenem Meer-
Maz. Du halts Maul dort/ weiſt du nicht/ daß wir nicht reden ſollen? Mor. Wie gehet das zu/ ſollen das wilde Beſtien ſeyn/ und ſie haben gleichwohl eine Menſchen-Sprache? Hoͤre/ du Murmelthier/ wo biſt du zu dieſen rau- chen Peltze kommen? Maz. (will brummen.) Mor. Jch will dir bald die grobe Muſic ver- bieten/ laß ſehen/ iſt dir das Leder feſt an- gewachſen. Maz. O gnaͤdiger Herr/ ſeyd nur barmher- tzig/ ich will alles bekennen. Morſ. Wer biſt du? Maz. Ach wer werd ich ſeyn? Jch bin Mauſe-Michels Sohn in der Bettel- gaſſe. Morſ. Wer treibt dich zu dieſer Leichtfer- tigkeit? Maz. Es iſt mir befohlen worden/ und ich dachte/ wenn ich unter die unvernuͤnff- tigen Thiere kaͤme/ ſo wuͤrde ich kluͤger ſeyn/ denn unter den Leuten bin ich gantz ein Narr. Morſ. Du biſt gleich auff dem rechten Wege. Aber was gilts/ unter jenem Meer-
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eine Menſchen-Sprache? Hoͤre/ du
Murmelthier/ wo biſt du zu dieſen rau-
chen Peltze kommen?
Maz. (will brummen.)
Mor. Jch will dir bald die grobe Muſic ver-
bieten/ laß ſehen/ iſt dir das Leder feſt an-
gewachſen.
Maz. O gnaͤdiger Herr/ ſeyd nur barmher-
tzig/ ich will alles bekennen.
Morſ. Wer biſt du?
Maz. Ach wer werd ich ſeyn? Jch bin
Mauſe-Michels Sohn in der Bettel-
gaſſe.
Morſ. Wer treibt dich zu dieſer Leichtfer-
tigkeit?
Maz. Es iſt mir befohlen worden/ und ich
dachte/ wenn ich unter die unvernuͤnff-
tigen Thiere kaͤme/ ſo wuͤrde ich kluͤger
ſeyn/ denn unter den Leuten bin ich gantz
ein Narr.
Morſ. Du biſt gleich auff dem rechten
Wege. Aber was gilts/ unter jenem
Meer-
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