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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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ge Dolen vor Rebhüner annehmen?
Das ist: Soll eure Phantasterey mit
dem schönen Nahmen bezeichnet wer-
den? Sagt mir doch/ welch vornehmer
Theologus welch stattlicher Jurist/ in
Summa/ welch Gelehrtrr hat den ge-
ringsten Schaden davon/ wenn er eu-
ren Plunder versäumet hat. Unsere
Seligkeit/ unsere Gerechtigkeit/ un-
sere Klugheit bleibet in gutem Lauf-
fe/ da wir offt nicht wissen/ ob die
Scotisten oder Thomisten einander ha-
ben von der Catheder geworffen.
Caj. Wer uns mit solchen Worten
beschimpffet/ den sollen unsere Au-
ditores
mit Stecknadeln zu Tode
martern.
Mors. Nicht so trotzig. Seht das
Mahlzeichen auff meiner Brust/ und
respectiret den Nahmen des hocher-
leuchteten Richters/ der als ein hoch-
vernünfftiger medicus diejenigen be-
straffen kan/ welche entweder am Lei-
be/ oder im Gemüthe so unverantwort-
liche Kranckheiten entspinnen.
Caj. Jch weiß von der Sache nichts.
Mors.
ge Dolen vor Rebhuͤner annehmen?
Das iſt: Soll eure Phantaſterey mit
dem ſchoͤnen Nahmen bezeichnet wer-
den? Sagt mir doch/ welch vornehmer
Theologus welch ſtattlicher Juriſt/ in
Summa/ welch Gelehrtrr hat den ge-
ringſten Schaden davon/ wenn er eu-
ren Plunder verſaͤumet hat. Unſere
Seligkeit/ unſere Gerechtigkeit/ un-
ſere Klugheit bleibet in gutem Lauf-
fe/ da wir offt nicht wiſſen/ ob die
Scotiſten oder Thomiſten einander ha-
ben von der Catheder geworffen.
Caj. Wer uns mit ſolchen Worten
beſchimpffet/ den ſollen unſere Au-
ditores
mit Stecknadeln zu Tode
martern.
Morſ. Nicht ſo trotzig. Seht das
Mahlzeichen auff meiner Bruſt/ und
reſpectiret den Nahmen des hocher-
leuchteten Richters/ der als ein hoch-
vernuͤnfftiger medicus diejenigen be-
ſtraffen kan/ welche entweder am Lei-
be/ oder im Gemuͤthe ſo unverantwort-
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Caj. Jch weiß von der Sache nichts.
Morſ.
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[681/0849] ge Dolen vor Rebhuͤner annehmen? Das iſt: Soll eure Phantaſterey mit dem ſchoͤnen Nahmen bezeichnet wer- den? Sagt mir doch/ welch vornehmer Theologus welch ſtattlicher Juriſt/ in Summa/ welch Gelehrtrr hat den ge- ringſten Schaden davon/ wenn er eu- ren Plunder verſaͤumet hat. Unſere Seligkeit/ unſere Gerechtigkeit/ un- ſere Klugheit bleibet in gutem Lauf- fe/ da wir offt nicht wiſſen/ ob die Scotiſten oder Thomiſten einander ha- ben von der Catheder geworffen. Caj. Wer uns mit ſolchen Worten beſchimpffet/ den ſollen unſere Au- ditores mit Stecknadeln zu Tode martern. Morſ. Nicht ſo trotzig. Seht das Mahlzeichen auff meiner Bruſt/ und reſpectiret den Nahmen des hocher- leuchteten Richters/ der als ein hoch- vernuͤnfftiger medicus diejenigen be- ſtraffen kan/ welche entweder am Lei- be/ oder im Gemuͤthe ſo unverantwort- liche Kranckheiten entſpinnen. Caj. Jch weiß von der Sache nichts. Morſ.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 681. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/849>, abgerufen am 25.06.2024.