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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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Schuld-Zettel auff allen Seiten mit
rothem Wachse besiegelt.
Sec. Wenn ich schuldig bin/ so bin ich lu-
stig/ der andere mag sorgen/ wo seine
Zahlung herkömmt.
Simpl. Gar recht. Jch wolte viel tausend
Thaler davor schuldig seyn/ daß ich kei-
ne böse Frau hätte.
Affl. Jch kan meiner Frauen kein Kleid/
und meinen Kindern kein Brodt schaf-
fen.
Simpl. Jch schaffe meiner Frauen zu Fres-
sen und zu Sauffen genug/ und dennoch
kriege ich wol zum Nach-Gerichte an
statt des Käses einen Bärnheuter/ und
an statt des Radises gar einen etc.
Affl. Ach Armuth ist wol die gröste Plage/
sonderlich wenn man in so guten Mit-
teln gesessen hat.
Simpl. Ach Weiber-Angst ist doch die
gröste Plage/ sonderlich wenn man im
Junggesellen-Stande so frey gelebet
hat.
Secur. Wie sind denn die Herren dazu
kommen?
Affl. Mich haben böse Leute dazu gebracht/
ich
Schuld-Zettel auff allen Seiten mit
rothem Wachſe beſiegelt.
Sec. Wenn ich ſchuldig bin/ ſo bin ich lu-
ſtig/ der andere mag ſorgen/ wo ſeine
Zahlung herkoͤmmt.
Simpl. Gar recht. Jch wolte viel tauſend
Thaler davor ſchuldig ſeyn/ daß ich kei-
ne boͤſe Frau haͤtte.
Affl. Jch kan meiner Frauen kein Kleid/
und meinen Kindern kein Brodt ſchaf-
fen.
Simpl. Jch ſchaffe meiner Frauen zu Freſ-
ſen und zu Sauffen genug/ und dennoch
kriege ich wol zum Nach-Gerichte an
ſtatt des Kaͤſes einen Baͤrnheuter/ und
an ſtatt des Radiſes gar einen ꝛc.
Affl. Ach Armuth iſt wol die groͤſte Plage/
ſonderlich wenn man in ſo guten Mit-
teln geſeſſen hat.
Simpl. Ach Weiber-Angſt iſt doch die
groͤſte Plage/ ſonderlich wenn man im
Junggeſellen-Stande ſo frey gelebet
hat.
Secur. Wie ſind denn die Herren dazu
kommen?
Affl. Mich haben boͤſe Leute dazu gebracht/
ich
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[714/0882] Schuld-Zettel auff allen Seiten mit rothem Wachſe beſiegelt. Sec. Wenn ich ſchuldig bin/ ſo bin ich lu- ſtig/ der andere mag ſorgen/ wo ſeine Zahlung herkoͤmmt. Simpl. Gar recht. Jch wolte viel tauſend Thaler davor ſchuldig ſeyn/ daß ich kei- ne boͤſe Frau haͤtte. Affl. Jch kan meiner Frauen kein Kleid/ und meinen Kindern kein Brodt ſchaf- fen. Simpl. Jch ſchaffe meiner Frauen zu Freſ- ſen und zu Sauffen genug/ und dennoch kriege ich wol zum Nach-Gerichte an ſtatt des Kaͤſes einen Baͤrnheuter/ und an ſtatt des Radiſes gar einen ꝛc. Affl. Ach Armuth iſt wol die groͤſte Plage/ ſonderlich wenn man in ſo guten Mit- teln geſeſſen hat. Simpl. Ach Weiber-Angſt iſt doch die groͤſte Plage/ ſonderlich wenn man im Junggeſellen-Stande ſo frey gelebet hat. Secur. Wie ſind denn die Herren dazu kommen? Affl. Mich haben boͤſe Leute dazu gebracht/ ich

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 714. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/882>, abgerufen am 22.11.2024.