Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
Block-Kette dreymal umb den Halß/
und die Stroh-Frantz-Kette/ aber das
ist gar eine neue Mode/ die noch nie-
mand hat/ drum kan ich mich ein bißgen
breit machen.
Pocop. Frau Nachbarin/ ich weiß nicht/
sie hat sie um/ sie lasse sie doch sehen.
Praest. Ach nein/ es ist nur das elende ge-
schlagene Kettgen/ ich kriegts noch von
meiner seligen Frau Mutter/ so muß ichs
manchmal zum Gedächtnisse umbin-
den. Das ander Geschmeide nam
mir mein Geschwister weg. Aber itzo
wolte ich mit keinem tauschen: Wenn
ich nur die neulichen Perlen nicht hätte
gehen lassen/ ich kriege sie die Zeit mei-
nes Lebens nicht so gut wieder. Der
Jude wolte vors Stücke 2. Thaler ha-
ben/ und ich hatte meinen Herrn schon
beredt/ daß er 40. Groschen willigte.
Je ja wenn uns der liebe GOtt noch 10.
Jahr so gute Zeit giebt/ ich wil noch
was zusammen bringen/ daß ich vor ei-
ne ehrliche Frau bestehen kan.
Pocop. Wir vergessen der Ketten und
Perlen
J i
Block-Kette dreymal umb den Halß/
und die Stroh-Frantz-Kette/ aber das
iſt gar eine neue Mode/ die noch nie-
mand hat/ drum kan ich mich ein bißgen
breit machen.
Pocop. Frau Nachbarin/ ich weiß nicht/
ſie hat ſie um/ ſie laſſe ſie doch ſehen.
Præſt. Ach nein/ es iſt nur das elende ge-
ſchlagene Kettgen/ ich kriegts noch von
meiner ſeligen Frau Mutter/ ſo muß ichs
manchmal zum Gedaͤchtniſſe umbin-
den. Das ander Geſchmeide nam
mir mein Geſchwiſter weg. Aber itzo
wolte ich mit keinem tauſchen: Wenn
ich nur die neulichen Perlen nicht haͤtte
gehen laſſen/ ich kriege ſie die Zeit mei-
nes Lebens nicht ſo gut wieder. Der
Jude wolte vors Stuͤcke 2. Thaler ha-
ben/ und ich hatte meinen Herrn ſchon
beredt/ daß er 40. Groſchen willigte.
Je ja wenn uns der liebe GOtt noch 10.
Jahr ſo gute Zeit giebt/ ich wil noch
was zuſammen bringen/ daß ich vor ei-
ne ehrliche Frau beſtehen kan.
Pocop. Wir vergeſſen der Ketten und
Perlen
J i
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#PRS">
            <p><pb facs="#f0907" n="739"/>
Block-Kette dreymal umb den Halß/<lb/>
und die Stroh-Frantz-Kette/ aber das<lb/>
i&#x017F;t gar eine neue Mode/ die noch nie-<lb/>
mand hat/ drum kan ich mich ein bißgen<lb/>
breit machen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#POC">
            <speaker>Pocop.</speaker>
            <p>Frau Nachbarin/ ich weiß nicht/<lb/>
&#x017F;ie hat &#x017F;ie um/ &#x017F;ie la&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie doch &#x017F;ehen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PRS">
            <speaker>Præ&#x017F;t.</speaker>
            <p>Ach nein/ es i&#x017F;t nur das elende ge-<lb/>
&#x017F;chlagene Kettgen/ ich kriegts noch von<lb/>
meiner &#x017F;eligen Frau Mutter/ &#x017F;o muß ichs<lb/>
manchmal zum Geda&#x0364;chtni&#x017F;&#x017F;e umbin-<lb/>
den. Das ander Ge&#x017F;chmeide nam<lb/>
mir mein Ge&#x017F;chwi&#x017F;ter weg. Aber itzo<lb/>
wolte ich mit keinem tau&#x017F;chen: Wenn<lb/>
ich nur die neulichen Perlen nicht ha&#x0364;tte<lb/>
gehen la&#x017F;&#x017F;en/ ich kriege &#x017F;ie die Zeit mei-<lb/>
nes Lebens nicht &#x017F;o gut wieder. Der<lb/>
Jude wolte vors Stu&#x0364;cke 2. Thaler ha-<lb/>
ben/ und ich hatte meinen Herrn &#x017F;chon<lb/>
beredt/ daß er 40. Gro&#x017F;chen willigte.<lb/>
Je ja wenn uns der liebe GOtt noch 10.<lb/>
Jahr &#x017F;o gute Zeit giebt/ ich wil noch<lb/>
was zu&#x017F;ammen bringen/ daß ich vor ei-<lb/>
ne ehrliche Frau be&#x017F;tehen kan.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#POC">
            <speaker>Pocop.</speaker>
            <p>Wir verge&#x017F;&#x017F;en der Ketten und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i</fw><fw place="bottom" type="catch">Perlen</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[739/0907] Block-Kette dreymal umb den Halß/ und die Stroh-Frantz-Kette/ aber das iſt gar eine neue Mode/ die noch nie- mand hat/ drum kan ich mich ein bißgen breit machen. Pocop. Frau Nachbarin/ ich weiß nicht/ ſie hat ſie um/ ſie laſſe ſie doch ſehen. Præſt. Ach nein/ es iſt nur das elende ge- ſchlagene Kettgen/ ich kriegts noch von meiner ſeligen Frau Mutter/ ſo muß ichs manchmal zum Gedaͤchtniſſe umbin- den. Das ander Geſchmeide nam mir mein Geſchwiſter weg. Aber itzo wolte ich mit keinem tauſchen: Wenn ich nur die neulichen Perlen nicht haͤtte gehen laſſen/ ich kriege ſie die Zeit mei- nes Lebens nicht ſo gut wieder. Der Jude wolte vors Stuͤcke 2. Thaler ha- ben/ und ich hatte meinen Herrn ſchon beredt/ daß er 40. Groſchen willigte. Je ja wenn uns der liebe GOtt noch 10. Jahr ſo gute Zeit giebt/ ich wil noch was zuſammen bringen/ daß ich vor ei- ne ehrliche Frau beſtehen kan. Pocop. Wir vergeſſen der Ketten und Perlen J i

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/907
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 739. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/907>, abgerufen am 23.11.2024.