Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

Bild:
<< vorherige Seite
Heyrath.
Diensten bestellen lassen/ die ein Mensch seinen
Kräfften nach verrichten kan. Wer eine heimli-
che Flucht verhindern wil/ der muß ein Gott seyn/
der nicht schlaffen darff.

Bar. Ein jedweder verantworte sein Gewissen.
Ich schwere bey meinem Schwerdte/ welches mir
der alte Fürst Kemuel angegürtet hat/ daß ich mein
Haupt auf kein sanfftes Küssen legen wil/ ehe der
Fürst wiederum in das Land geführet/ und die
Boßhafftigen Urheber dieser Flucht von meinen
Händen zu der rechten Strafe erfodert werden.

Ah. Ein jedweder thue das seinige: ich wil sor-
gen/ er helffe fechten.

Bar. Ich bin bereit mein Schwerdt zu blössen.
So höret demnach jhr Götter/ und jhr Einwohner
dieser Landschafft. Ist jemand/ welcher den jungen
Printz Kemuel unsern Vaterlande zu Schimpff
und zu Trotze verborgen hält; derselbe sol wissen/
daß er vor mir/ als vor einen unversöhnlichen Fein-
de Rechenschafft geben sol. Ist es jemand aus
den Göttern dieses Landes/ so wil ich seinen Tem-
pel zerstören/ und aus seinem Altar eine wüste
Drachen-Wohnung machen. Ist es aber ein
Mensch/ so sol jhm die Flamme meines Zornes so
lange in die Augen leuchten/ biß sein verfluchter
Cörper in Staub und Asche verwandelt ist. Ich
sage noch einmahl/ diesem gantzen Lande wird Trotz
geboten/ biß ich die Ehre habe meinen Printz Ke-
muel
in Syrien zu führen/ und von dem Holtze des
Ber-
G 4
Heyrath.
Dienſten beſtellen laſſen/ die ein Menſch ſeinen
Kraͤfften nach verrichten kan. Wer eine heimli-
che Flucht verhindern wil/ der muß ein Gott ſeyn/
der nicht ſchlaffen darff.

Bar. Ein jedweder verantworte ſein Gewiſſen.
Ich ſchwere bey meinem Schwerdte/ welches mir
der alte Fuͤrſt Kemuel angeguͤrtet hat/ daß ich mein
Haupt auf kein ſanfftes Kuͤſſen legen wil/ ehe der
Fuͤrſt wiederum in das Land gefuͤhret/ und die
Boßhafftigen Urheber dieſer Flucht von meinen
Haͤnden zu der rechten Strafe erfodert werden.

Ah. Ein jedweder thue das ſeinige: ich wil ſor-
gen/ er helffe fechten.

Bar. Ich bin bereit mein Schwerdt zu bloͤſſen.
So hoͤret demnach jhr Goͤtter/ und jhr Einwohner
dieſer Landſchafft. Iſt jemand/ welcher den jungen
Printz Kemuel unſern Vaterlande zu Schimpff
und zu Trotze verborgen haͤlt; derſelbe ſol wiſſen/
daß er vor mir/ als vor einen unverſoͤhnlichen Fein-
de Rechenſchafft geben ſol. Iſt es jemand aus
den Goͤttern dieſes Landes/ ſo wil ich ſeinen Tem-
pel zerſtoͤren/ und aus ſeinem Altar eine wuͤſte
Drachen-Wohnung machen. Iſt es aber ein
Menſch/ ſo ſol jhm die Flamme meines Zornes ſo
lange in die Augen leuchten/ biß ſein verfluchter
Coͤrper in Staub und Aſche verwandelt iſt. Ich
ſage noch einmahl/ dieſem gantzen Lande wird Trotz
geboten/ biß ich die Ehre habe meinen Printz Ke-
muel
in Syrien zu fuͤhren/ und von dem Holtze des
Ber-
G 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp>
              <p><pb facs="#f0124" n="103"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Heyrath.</hi></fw><lb/>
Dien&#x017F;ten be&#x017F;tellen la&#x017F;&#x017F;en/ die ein Men&#x017F;ch &#x017F;einen<lb/>
Kra&#x0364;fften nach verrichten kan. Wer eine heimli-<lb/>
che Flucht verhindern wil/ der muß ein Gott &#x017F;eyn/<lb/>
der nicht &#x017F;chlaffen darff.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Bar.</hi> </speaker>
              <p>Ein jedweder verantworte &#x017F;ein Gewi&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Ich &#x017F;chwere bey meinem Schwerdte/ welches mir<lb/>
der alte Fu&#x0364;r&#x017F;t <hi rendition="#aq">Kemuel</hi> angegu&#x0364;rtet hat/ daß ich mein<lb/>
Haupt auf kein &#x017F;anfftes Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en legen wil/ ehe der<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t wiederum in das Land gefu&#x0364;hret/ und die<lb/>
Boßhafftigen Urheber die&#x017F;er Flucht von meinen<lb/>
Ha&#x0364;nden zu der rechten Strafe erfodert werden.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Ah.</hi> </speaker>
              <p>Ein jedweder thue das &#x017F;einige: ich wil &#x017F;or-<lb/>
gen/ er helffe fechten.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Bar.</hi> </speaker>
              <p>Ich bin bereit mein Schwerdt zu blo&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
So ho&#x0364;ret demnach jhr Go&#x0364;tter/ und jhr Einwohner<lb/>
die&#x017F;er Land&#x017F;chafft. I&#x017F;t jemand/ welcher den jungen<lb/>
Printz <hi rendition="#aq">Kemuel</hi> un&#x017F;ern Vaterlande zu Schimpff<lb/>
und zu Trotze verborgen ha&#x0364;lt; der&#x017F;elbe &#x017F;ol wi&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
daß er vor mir/ als vor einen unver&#x017F;o&#x0364;hnlichen Fein-<lb/>
de Rechen&#x017F;chafft geben &#x017F;ol. I&#x017F;t es jemand aus<lb/>
den Go&#x0364;ttern die&#x017F;es Landes/ &#x017F;o wil ich &#x017F;einen Tem-<lb/>
pel zer&#x017F;to&#x0364;ren/ und aus &#x017F;einem Altar eine wu&#x0364;&#x017F;te<lb/>
Drachen-Wohnung machen. I&#x017F;t es aber ein<lb/>
Men&#x017F;ch/ &#x017F;o &#x017F;ol jhm die Flamme meines Zornes &#x017F;o<lb/>
lange in die Augen leuchten/ biß &#x017F;ein verfluchter<lb/>
Co&#x0364;rper in Staub und A&#x017F;che verwandelt i&#x017F;t. Ich<lb/>
&#x017F;age noch einmahl/ die&#x017F;em gantzen Lande wird Trotz<lb/>
geboten/ biß ich die Ehre habe meinen Printz <hi rendition="#aq">Ke-<lb/>
muel</hi> in Syrien zu fu&#x0364;hren/ und von dem Holtze des<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Ber-</fw><lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0124] Heyrath. Dienſten beſtellen laſſen/ die ein Menſch ſeinen Kraͤfften nach verrichten kan. Wer eine heimli- che Flucht verhindern wil/ der muß ein Gott ſeyn/ der nicht ſchlaffen darff. Bar. Ein jedweder verantworte ſein Gewiſſen. Ich ſchwere bey meinem Schwerdte/ welches mir der alte Fuͤrſt Kemuel angeguͤrtet hat/ daß ich mein Haupt auf kein ſanfftes Kuͤſſen legen wil/ ehe der Fuͤrſt wiederum in das Land gefuͤhret/ und die Boßhafftigen Urheber dieſer Flucht von meinen Haͤnden zu der rechten Strafe erfodert werden. Ah. Ein jedweder thue das ſeinige: ich wil ſor- gen/ er helffe fechten. Bar. Ich bin bereit mein Schwerdt zu bloͤſſen. So hoͤret demnach jhr Goͤtter/ und jhr Einwohner dieſer Landſchafft. Iſt jemand/ welcher den jungen Printz Kemuel unſern Vaterlande zu Schimpff und zu Trotze verborgen haͤlt; derſelbe ſol wiſſen/ daß er vor mir/ als vor einen unverſoͤhnlichen Fein- de Rechenſchafft geben ſol. Iſt es jemand aus den Goͤttern dieſes Landes/ ſo wil ich ſeinen Tem- pel zerſtoͤren/ und aus ſeinem Altar eine wuͤſte Drachen-Wohnung machen. Iſt es aber ein Menſch/ ſo ſol jhm die Flamme meines Zornes ſo lange in die Augen leuchten/ biß ſein verfluchter Coͤrper in Staub und Aſche verwandelt iſt. Ich ſage noch einmahl/ dieſem gantzen Lande wird Trotz geboten/ biß ich die Ehre habe meinen Printz Ke- muel in Syrien zu fuͤhren/ und von dem Holtze des Ber- G 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/124
Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/124>, abgerufen am 21.11.2024.