Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.MASANIELLO. Ich sehe wohl/ was vor ein Ungewitter über die-se Stadt aufziehen wil/ und was der Marggraff von Velez in Sicilien hat erfahren müssen/ solches möchte mir auch durch eine verwirrte Tragoedie be- gegnen. Allein je besorlicher die Sache scheinet/ desto hertzhafftiger müssen meine Anschläge seyn/ weil ich sonst meine getreuesten Freunde verliehren/ und vielleicht bey der allgemeinen Furcht jhre Par- tie meinen Widersachern zuführen möchte. Wie- wohl ich habe nichts verspielet: die guten Worte und die liebreichen Versprechungen sind bey mir zu gewisser Zeit gar wohlfeil. Ferr. (Komt gelauffen.) Ihr Exellentz werden um dero eigenen Wohlfarth willen gebeten/ des Unglücks in diesem Pallaste nicht zuerwarten. Ein verdamter Fischer-Knecht unternimt sich einer That/ darüber gantz Neapo- lis zu einem Steinhauffen werden möchte. Rod. Es ist mir schon gesagt worden/ daß ein närrischer Fischer-Bube durch ungeschickte Reden den Strang verdienen wil: vielleicht eh dieser Tag vergehet/ so kan jhm nach seinen Willen geschehen. Ferr. Immittels wolle sich jhr Excellentz der[o] hohen Person versichern. Es ist dem unbändigen Gesinde gar ein leichtes/ so geht der gantze Sturm auff den Pallast dergestalt loß/ dabey wir alle das euserste Unglück erwarten müsten. Rod. Die Soldaten haben schon jhre Ordre, daß
MASANIELLO. Ich ſehe wohl/ was vor ein Ungewitter uͤber die-ſe Stadt aufziehen wil/ und was der Marggraff von Velez in Sicilien hat erfahren muͤſſen/ ſolches moͤchte mir auch durch eine verwirꝛte Tragœdie be- gegnen. Allein je beſorlicher die Sache ſcheinet/ deſto hertzhafftiger muͤſſen meine Anſchlaͤge ſeyn/ weil ich ſonſt meine getreueſten Freunde verliehren/ und vielleicht bey der allgemeinen Furcht jhre Par- tie meinen Widerſachern zufuͤhren moͤchte. Wie- wohl ich habe nichts verſpielet: die guten Worte und die liebreichen Verſprechungen ſind bey mir zu gewiſſer Zeit gar wohlfeil. Ferr. (Komt gelauffen.) Ihr Exellentz werden um dero eigenen Wohlfarth willen gebeten/ des Ungluͤcks in dieſem Pallaſte nicht zuerwarten. Ein verdamter Fiſcher-Knecht unternimt ſich einer That/ daruͤber gantz Neapo- lis zu einem Steinhauffen werden moͤchte. Rod. Es iſt mir ſchon geſagt worden/ daß ein naͤrriſcher Fiſcher-Bube durch ungeſchickte Reden den Strang verdienen wil: vielleicht eh dieſer Tag vergehet/ ſo kan jhm nach ſeinen Willen geſchehen. Ferr. Immittels wolle ſich jhr Excellentz der[o] hohen Perſon verſichern. Es iſt dem unbaͤndigen Geſinde gar ein leichtes/ ſo geht der gantze Sturm auff den Pallaſt dergeſtalt loß/ dabey wir alle das euſerſte Ungluͤck erwarten muͤſten. Rod. Die Soldaten haben ſchon jhre Ordre, daß
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp> <p><pb facs="#f0356" n="15"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">MASANIELLO.</hi></hi></fw><lb/> Ich ſehe wohl/ was vor ein Ungewitter uͤber die-<lb/> ſe Stadt aufziehen wil/ und was der Marggraff<lb/> von <hi rendition="#aq">Velez</hi> in <hi rendition="#aq">Sicilien</hi> hat erfahren muͤſſen/ ſolches<lb/> moͤchte mir auch durch eine verwirꝛte <hi rendition="#aq">Tragœdie</hi> be-<lb/> gegnen. Allein je beſorlicher die Sache ſcheinet/<lb/> deſto hertzhafftiger muͤſſen meine Anſchlaͤge ſeyn/<lb/> weil ich ſonſt meine getreueſten Freunde verliehren/<lb/> und vielleicht bey der allgemeinen Furcht jhre <hi rendition="#aq">Par-<lb/> tie</hi> meinen Widerſachern zufuͤhren moͤchte. Wie-<lb/> wohl ich habe nichts verſpielet: die guten Worte<lb/> und die liebreichen Verſprechungen ſind bey mir<lb/> zu gewiſſer Zeit gar wohlfeil.</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Ferr.</hi> </speaker> <stage>(<hi rendition="#fr">Komt gelauffen.</hi>)</stage><lb/> <p>Ihr <hi rendition="#aq">Exellen</hi>tz werden um dero eigenen Wohlfarth<lb/> willen gebeten/ des Ungluͤcks in dieſem Pallaſte<lb/> nicht zuerwarten. Ein verdamter Fiſcher-Knecht<lb/> unternimt ſich einer That/ daruͤber gantz <hi rendition="#aq">Neapo-<lb/> lis</hi> zu einem Steinhauffen werden moͤchte.</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Rod.</hi> </speaker> <p>Es iſt mir ſchon geſagt worden/ daß ein<lb/> naͤrriſcher Fiſcher-Bube durch ungeſchickte Reden<lb/> den Strang verdienen wil: vielleicht eh dieſer Tag<lb/> vergehet/ ſo kan jhm nach ſeinen Willen geſchehen.</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Ferr.</hi> </speaker> <p>Immittels wolle ſich jhr <hi rendition="#aq">Excellen</hi>tz der<supplied>o</supplied><lb/> hohen Perſon verſichern. Es iſt dem unbaͤndigen<lb/> Geſinde gar ein leichtes/ ſo geht der gantze Sturm<lb/> auff den Pallaſt dergeſtalt loß/ dabey wir alle das<lb/> euſerſte Ungluͤck erwarten muͤſten.</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Rod.</hi> </speaker> <p>Die Soldaten haben ſchon jhre <hi rendition="#aq">Ordre,</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0356]
MASANIELLO.
Ich ſehe wohl/ was vor ein Ungewitter uͤber die-
ſe Stadt aufziehen wil/ und was der Marggraff
von Velez in Sicilien hat erfahren muͤſſen/ ſolches
moͤchte mir auch durch eine verwirꝛte Tragœdie be-
gegnen. Allein je beſorlicher die Sache ſcheinet/
deſto hertzhafftiger muͤſſen meine Anſchlaͤge ſeyn/
weil ich ſonſt meine getreueſten Freunde verliehren/
und vielleicht bey der allgemeinen Furcht jhre Par-
tie meinen Widerſachern zufuͤhren moͤchte. Wie-
wohl ich habe nichts verſpielet: die guten Worte
und die liebreichen Verſprechungen ſind bey mir
zu gewiſſer Zeit gar wohlfeil.
Ferr. (Komt gelauffen.)
Ihr Exellentz werden um dero eigenen Wohlfarth
willen gebeten/ des Ungluͤcks in dieſem Pallaſte
nicht zuerwarten. Ein verdamter Fiſcher-Knecht
unternimt ſich einer That/ daruͤber gantz Neapo-
lis zu einem Steinhauffen werden moͤchte.
Rod. Es iſt mir ſchon geſagt worden/ daß ein
naͤrriſcher Fiſcher-Bube durch ungeſchickte Reden
den Strang verdienen wil: vielleicht eh dieſer Tag
vergehet/ ſo kan jhm nach ſeinen Willen geſchehen.
Ferr. Immittels wolle ſich jhr Excellentz dero
hohen Perſon verſichern. Es iſt dem unbaͤndigen
Geſinde gar ein leichtes/ ſo geht der gantze Sturm
auff den Pallaſt dergeſtalt loß/ dabey wir alle das
euſerſte Ungluͤck erwarten muͤſten.
Rod. Die Soldaten haben ſchon jhre Ordre,
daß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |