Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.Der Haupt-Rebelle Form. Herr Schwager/ Herr Oberster/ hier ist der verfluchte Kopff/ der sich über seinen Bu- benstücken zu Tode geblutet hat. Mas. Zu früh/ zu früh. Er war in unserer Ge- walt/ nun ist er uns entlauffen. Doch last mich das boßhafftige Haupt recht betrachten. Form. Es scheinet/ als wenn es auch im Tode noch die leichtfertigen Minen nicht abgeleget hätte. (Es wird dem Masaniello vorgehalten.) Mas. Sieh da/ solten dir zu gefallen mehr als hundert tausend Seelen zu Grunde gehen? Bistu der Banditen Patron? bistu der Gifftmischer/ des- sentwegen sich so viel tausend unschuldige Kinder hätten sollen zu Tode sauffen? Kom her/ und beiß mich nun/ du Bluthund. Wilstu nicht/ so wird dir ein Qvartier an einem vornehmen Orte bestel- let werden. Auff/ und legt es in ein Eisern Gegit- ter/ damit man es neben einem Fusse über den Stadt-Thore zum ewigen Gedächtnis auff hencken könne. Ihr aber/ jhr meine Getreue/ nehmet ein Exempel/ wie leicht die Göttliche Straffe die heim- liche Boßheit heimsuchen/ und aus den verborgen- stein Winckel zum gerechten Verdamnis befördern könne. Stecket auch neben den verfluchten Kops- fe noch anderthalb hundert Banditen Schädel/ da- mit die Nachwelt die Caraffische Gesellschafft er- kennen möge. Im übrigen bleibet es bey den Be- fehle mit den langen Kleidern. Ingleichen schaf- fet/
Der Haupt-Rebelle Form. Herr Schwager/ Herr Oberſter/ hier iſt der verfluchte Kopff/ der ſich uͤber ſeinen Bu- benſtuͤcken zu Tode geblutet hat. Maſ. Zu fruͤh/ zu fruͤh. Er war in unſerer Ge- walt/ nun iſt er uns entlauffen. Doch laſt mich das boßhafftige Haupt recht betrachten. Form. Es ſcheinet/ als wenn es auch im Tode noch die leichtfertigen Minen nicht abgeleget haͤtte. (Es wird dem Maſaniello vorgehalten.) Maſ. Sieh da/ ſolten dir zu gefallen mehr als hundert tauſend Seelen zu Grunde gehen? Biſtu der Banditen Patron? biſtu der Gifftmiſcher/ des- ſentwegen ſich ſo viel tauſend unſchuldige Kinder haͤtten ſollen zu Tode ſauffen? Kom her/ und beiß mich nun/ du Bluthund. Wilſtu nicht/ ſo wird dir ein Qvartier an einem vornehmen Orte beſtel- let werden. Auff/ und legt es in ein Eiſern Gegit- ter/ damit man es neben einem Fuſſe uͤber den Stadt-Thore zum ewigen Gedaͤchtnis auff hencken koͤnne. Ihr aber/ jhr meine Getreue/ nehmet ein Exempel/ wie leicht die Goͤttliche Straffe die heim- liche Boßheit heimſuchen/ und aus den verborgen- ſtein Winckel zum gerechten Verdamnis befoͤrdern koͤnne. Stecket auch neben den verfluchten Kopſ- fe noch anderthalb hundert Banditen Schaͤdel/ da- mit die Nachwelt die Caraffiſche Geſellſchafft er- kennen moͤge. Im uͤbrigen bleibet es bey den Be- fehle mit den langen Kleidern. Ingleichen ſchaf- fet/
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Der Haupt-Rebelle
Form. Herr Schwager/ Herr Oberſter/ hier
iſt der verfluchte Kopff/ der ſich uͤber ſeinen Bu-
benſtuͤcken zu Tode geblutet hat.
Maſ. Zu fruͤh/ zu fruͤh. Er war in unſerer Ge-
walt/ nun iſt er uns entlauffen. Doch laſt mich
das boßhafftige Haupt recht betrachten.
Form. Es ſcheinet/ als wenn es auch im Tode
noch die leichtfertigen Minen nicht abgeleget haͤtte.
(Es wird dem Maſaniello vorgehalten.)
Maſ. Sieh da/ ſolten dir zu gefallen mehr als
hundert tauſend Seelen zu Grunde gehen? Biſtu
der Banditen Patron? biſtu der Gifftmiſcher/ des-
ſentwegen ſich ſo viel tauſend unſchuldige Kinder
haͤtten ſollen zu Tode ſauffen? Kom her/ und beiß
mich nun/ du Bluthund. Wilſtu nicht/ ſo wird
dir ein Qvartier an einem vornehmen Orte beſtel-
let werden. Auff/ und legt es in ein Eiſern Gegit-
ter/ damit man es neben einem Fuſſe uͤber den
Stadt-Thore zum ewigen Gedaͤchtnis auff hencken
koͤnne. Ihr aber/ jhr meine Getreue/ nehmet ein
Exempel/ wie leicht die Goͤttliche Straffe die heim-
liche Boßheit heimſuchen/ und aus den verborgen-
ſtein Winckel zum gerechten Verdamnis befoͤrdern
koͤnne. Stecket auch neben den verfluchten Kopſ-
fe noch anderthalb hundert Banditen Schaͤdel/ da-
mit die Nachwelt die Caraffiſche Geſellſchafft er-
kennen moͤge. Im uͤbrigen bleibet es bey den Be-
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/483>, abgerufen am 27.07.2024. |