die Flügel niemals abändern, ohne dass nicht zugleich irgend welche Bildungen der Raupe abänderten, und umgekehrt.
Es wird nicht uninteressant sein, dies an einigen Beispielen näher zu verfolgen.
Als Ausgangspunkt wähle ich einen Generationswechsel, dessen Generationen sich im ausgebildeten Zustand gar nicht unterscheiden, wohl aber in der Ontogenese: die Heterogonie der Daphniden oder Wasserflöhe. In der Regel besteht der Unterschied der beiden Generationsfolgen bei diesen Crustaceen darin, dass die eine Art von Generationen aus einem dotter- armen Ei, dem Sommerei sich entwickelt, die andere aus einem sehr dotterreichen Ei, dem Winterei. Aus beiden Eiarten ent- wickelt sich ein genau gleiches weibliches Thier (Fig. 8) -- von der Complication durch das periodische Auftreten von Männchen sehe ich jetzt ab. Die Sommereier werden vom Blute der Mutter aus ernährt, die Wintereier nicht; die Dottermenge der Letzteren bedingt eine andere Art der Embryogenese, und diese
[Abbildung]
Fig. 9.
Nauplius-Larve von Leptodora hyalina (nach Sars aus Korschelt und Heider's Lehrbuch der vergleichenden Entwickelungsgeschichte).
setzt nicht nur eine andere Anordnung der Determinanten im Keimplasma voraus gegenüber der des Neben-Keimplasma, son- dern auch verschiedene Determinanten für einen Theil der Embryonalstadien. Noch klarer aber wird die Sache,
die Flügel niemals abändern, ohne dass nicht zugleich irgend welche Bildungen der Raupe abänderten, und umgekehrt.
Es wird nicht uninteressant sein, dies an einigen Beispielen näher zu verfolgen.
Als Ausgangspunkt wähle ich einen Generationswechsel, dessen Generationen sich im ausgebildeten Zustand gar nicht unterscheiden, wohl aber in der Ontogenese: die Heterogonie der Daphniden oder Wasserflöhe. In der Regel besteht der Unterschied der beiden Generationsfolgen bei diesen Crustaceen darin, dass die eine Art von Generationen aus einem dotter- armen Ei, dem Sommerei sich entwickelt, die andere aus einem sehr dotterreichen Ei, dem Winterei. Aus beiden Eiarten ent- wickelt sich ein genau gleiches weibliches Thier (Fig. 8) — von der Complication durch das periodische Auftreten von Männchen sehe ich jetzt ab. Die Sommereier werden vom Blute der Mutter aus ernährt, die Wintereier nicht; die Dottermenge der Letzteren bedingt eine andere Art der Embryogenese, und diese
[Abbildung]
Fig. 9.
Nauplius-Larve von Leptodora hyalina (nach Sars aus Korschelt und Heider’s Lehrbuch der vergleichenden Entwickelungsgeschichte).
setzt nicht nur eine andere Anordnung der Determinanten im Keimplasma voraus gegenüber der des Neben-Keimplasma, son- dern auch verschiedene Determinanten für einen Theil der Embryonalstadien. Noch klarer aber wird die Sache,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0256"n="232"/>
die Flügel niemals abändern, ohne dass nicht zugleich irgend<lb/>
welche Bildungen der Raupe abänderten, und umgekehrt.</p><lb/><p>Es wird nicht uninteressant sein, dies an einigen Beispielen<lb/>
näher zu verfolgen.</p><lb/><p>Als Ausgangspunkt wähle ich einen Generationswechsel,<lb/>
dessen Generationen sich im ausgebildeten Zustand gar nicht<lb/>
unterscheiden, wohl aber in der Ontogenese: die <hirendition="#g">Heterogonie<lb/>
der Daphniden</hi> oder Wasserflöhe. In der Regel besteht der<lb/>
Unterschied der beiden Generationsfolgen bei diesen Crustaceen<lb/>
darin, dass die eine Art von Generationen aus einem dotter-<lb/>
armen Ei, dem Sommerei sich entwickelt, die andere aus einem<lb/>
sehr dotterreichen Ei, dem Winterei. Aus beiden Eiarten ent-<lb/>
wickelt sich ein genau gleiches weibliches Thier (Fig. 8) — von<lb/>
der Complication durch das periodische Auftreten von Männchen<lb/>
sehe ich jetzt ab. Die Sommereier werden vom Blute der<lb/>
Mutter aus ernährt, die Wintereier nicht; die Dottermenge der<lb/>
Letzteren bedingt eine andere Art der Embryogenese, und diese<lb/><figure><head>Fig. 9.</head><lb/><p>Nauplius-Larve von Leptodora hyalina (nach <hirendition="#g">Sars</hi> aus Korschelt und<lb/>
Heider’s Lehrbuch der vergleichenden Entwickelungsgeschichte).</p></figure><lb/>
setzt nicht nur eine andere Anordnung der Determinanten im<lb/>
Keimplasma voraus gegenüber der des Neben-Keimplasma, son-<lb/>
dern auch <hirendition="#g">verschiedene Determinanten für einen Theil<lb/>
der Embryonalstadien</hi>. Noch klarer aber wird die Sache,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[232/0256]
die Flügel niemals abändern, ohne dass nicht zugleich irgend
welche Bildungen der Raupe abänderten, und umgekehrt.
Es wird nicht uninteressant sein, dies an einigen Beispielen
näher zu verfolgen.
Als Ausgangspunkt wähle ich einen Generationswechsel,
dessen Generationen sich im ausgebildeten Zustand gar nicht
unterscheiden, wohl aber in der Ontogenese: die Heterogonie
der Daphniden oder Wasserflöhe. In der Regel besteht der
Unterschied der beiden Generationsfolgen bei diesen Crustaceen
darin, dass die eine Art von Generationen aus einem dotter-
armen Ei, dem Sommerei sich entwickelt, die andere aus einem
sehr dotterreichen Ei, dem Winterei. Aus beiden Eiarten ent-
wickelt sich ein genau gleiches weibliches Thier (Fig. 8) — von
der Complication durch das periodische Auftreten von Männchen
sehe ich jetzt ab. Die Sommereier werden vom Blute der
Mutter aus ernährt, die Wintereier nicht; die Dottermenge der
Letzteren bedingt eine andere Art der Embryogenese, und diese
[Abbildung Fig. 9.
Nauplius-Larve von Leptodora hyalina (nach Sars aus Korschelt und
Heider’s Lehrbuch der vergleichenden Entwickelungsgeschichte).]
setzt nicht nur eine andere Anordnung der Determinanten im
Keimplasma voraus gegenüber der des Neben-Keimplasma, son-
dern auch verschiedene Determinanten für einen Theil
der Embryonalstadien. Noch klarer aber wird die Sache,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/256>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.