Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892.

Bild:
<< vorherige Seite

Rhabditis nigrovenosa läuft die Keimbahn durch drei Genera-
tionen von Entodermzellen, um dann in die Ur-Mesodermzellen
überzugehen und erst nach mehreren Generationen sich von
zweien derselben abzuspalten. Bei den meisten Metazoen aber
rückt die Bildung der Urkeimzellen in eine noch spätere Zeit,
so dass also die Abspaltung des Keimzellen-Astes von den soma-
tischen Ästen viel höher oben im Zellen-Stammbaum, oft erst
von einem der jüngeren und dünneren Aussenzweige desselben
erfolgt. Es ist auch nicht immer die Bahn des Entoderm's
von welcher die Urkeimzellen sich abspalten, sondern es kann

[Abbildung] Fig. 14.

Drei Entwickelungsstadien des Sommereies von Moina (nach Grobben).
A Ei im 32 zelligen Stadium vom vegetativen Pole aus gesehen, B Blastula-
stadium in derselben Ansicht, C Gastrulastadium im Medianschnitt; g die
Urkeimzellen. (Aus Korschelt und von Heider's Lehrbuch der ver-
gleichenden Entwickelungsgeschichte.)

ebensowohl die des Ektoderm's sein. So differenziren sich bei
den niederen Medusen mit direkter Entwickelung die Keimzellen
in sehr später Zeit erst von Ektodermzellen ihres bereits
völlig ausgebildeten, ja oft schon selbstständig sich ernährenden
Körpers, während bei den höheren Medusen und den Rippen-
quallen die Urkeimzellen sich vom Entoderm abspalten. Wir
sehen also, dass die Keimbahnen, d. h. die Zellfolgen, welche
von der Eizelle zu den Urkeimzellen hinführen, sehr verschieden
verlaufen, bald sehr kurz, bald länger, bald sehr lang sind, dass

Rhabditis nigrovenosa läuft die Keimbahn durch drei Genera-
tionen von Entodermzellen, um dann in die Ur-Mesodermzellen
überzugehen und erst nach mehreren Generationen sich von
zweien derselben abzuspalten. Bei den meisten Metazoen aber
rückt die Bildung der Urkeimzellen in eine noch spätere Zeit,
so dass also die Abspaltung des Keimzellen-Astes von den soma-
tischen Ästen viel höher oben im Zellen-Stammbaum, oft erst
von einem der jüngeren und dünneren Aussenzweige desselben
erfolgt. Es ist auch nicht immer die Bahn des Entoderm’s
von welcher die Urkeimzellen sich abspalten, sondern es kann

[Abbildung] Fig. 14.

Drei Entwickelungsstadien des Sommereies von Moina (nach Grobben).
A Ei im 32 zelligen Stadium vom vegetativen Pole aus gesehen, B Blastula-
stadium in derselben Ansicht, C Gastrulastadium im Medianschnitt; g die
Urkeimzellen. (Aus Korschelt und von Heider’s Lehrbuch der ver-
gleichenden Entwickelungsgeschichte.)

ebensowohl die des Ektoderm’s sein. So differenziren sich bei
den niederen Medusen mit direkter Entwickelung die Keimzellen
in sehr später Zeit erst von Ektodermzellen ihres bereits
völlig ausgebildeten, ja oft schon selbstständig sich ernährenden
Körpers, während bei den höheren Medusen und den Rippen-
quallen die Urkeimzellen sich vom Entoderm abspalten. Wir
sehen also, dass die Keimbahnen, d. h. die Zellfolgen, welche
von der Eizelle zu den Urkeimzellen hinführen, sehr verschieden
verlaufen, bald sehr kurz, bald länger, bald sehr lang sind, dass

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0279" n="255"/>
Rhabditis nigrovenosa läuft die Keimbahn durch drei Genera-<lb/>
tionen von Entodermzellen, um dann in die Ur-Mesodermzellen<lb/>
überzugehen und erst nach mehreren Generationen sich von<lb/>
zweien derselben abzuspalten. Bei den meisten Metazoen aber<lb/>
rückt die Bildung der Urkeimzellen in eine noch spätere Zeit,<lb/>
so dass also die Abspaltung des Keimzellen-Astes von den soma-<lb/>
tischen Ästen viel höher oben im Zellen-Stammbaum, oft erst<lb/>
von einem der jüngeren und dünneren Aussenzweige desselben<lb/>
erfolgt. Es ist auch nicht immer die Bahn des Entoderm&#x2019;s<lb/>
von welcher die Urkeimzellen sich abspalten, sondern es kann<lb/><figure><head>Fig. 14.</head><lb/><p>Drei Entwickelungsstadien des Sommereies von Moina (nach <hi rendition="#g">Grobben</hi>).<lb/><hi rendition="#i">A</hi> Ei im 32 zelligen Stadium vom vegetativen Pole aus gesehen, <hi rendition="#i">B</hi> Blastula-<lb/>
stadium in derselben Ansicht, <hi rendition="#i">C</hi> Gastrulastadium im Medianschnitt; <hi rendition="#i">g</hi> die<lb/>
Urkeimzellen. (Aus Korschelt und von Heider&#x2019;s Lehrbuch der ver-<lb/>
gleichenden Entwickelungsgeschichte.)</p></figure><lb/>
ebensowohl die des Ektoderm&#x2019;s sein. So differenziren sich bei<lb/>
den niederen Medusen mit direkter Entwickelung die Keimzellen<lb/>
in sehr später Zeit erst von Ektodermzellen ihres bereits<lb/>
völlig ausgebildeten, ja oft schon selbstständig sich ernährenden<lb/>
Körpers, während bei den höheren Medusen und den Rippen-<lb/>
quallen die Urkeimzellen sich vom Entoderm abspalten. Wir<lb/>
sehen also, dass die Keimbahnen, d. h. die Zellfolgen, welche<lb/>
von der Eizelle zu den Urkeimzellen hinführen, sehr verschieden<lb/>
verlaufen, bald sehr kurz, bald länger, bald sehr lang sind, dass<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255/0279] Rhabditis nigrovenosa läuft die Keimbahn durch drei Genera- tionen von Entodermzellen, um dann in die Ur-Mesodermzellen überzugehen und erst nach mehreren Generationen sich von zweien derselben abzuspalten. Bei den meisten Metazoen aber rückt die Bildung der Urkeimzellen in eine noch spätere Zeit, so dass also die Abspaltung des Keimzellen-Astes von den soma- tischen Ästen viel höher oben im Zellen-Stammbaum, oft erst von einem der jüngeren und dünneren Aussenzweige desselben erfolgt. Es ist auch nicht immer die Bahn des Entoderm’s von welcher die Urkeimzellen sich abspalten, sondern es kann [Abbildung Fig. 14. Drei Entwickelungsstadien des Sommereies von Moina (nach Grobben). A Ei im 32 zelligen Stadium vom vegetativen Pole aus gesehen, B Blastula- stadium in derselben Ansicht, C Gastrulastadium im Medianschnitt; g die Urkeimzellen. (Aus Korschelt und von Heider’s Lehrbuch der ver- gleichenden Entwickelungsgeschichte.)] ebensowohl die des Ektoderm’s sein. So differenziren sich bei den niederen Medusen mit direkter Entwickelung die Keimzellen in sehr später Zeit erst von Ektodermzellen ihres bereits völlig ausgebildeten, ja oft schon selbstständig sich ernährenden Körpers, während bei den höheren Medusen und den Rippen- quallen die Urkeimzellen sich vom Entoderm abspalten. Wir sehen also, dass die Keimbahnen, d. h. die Zellfolgen, welche von der Eizelle zu den Urkeimzellen hinführen, sehr verschieden verlaufen, bald sehr kurz, bald länger, bald sehr lang sind, dass

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/279
Zitationshilfe: Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/279>, abgerufen am 21.11.2024.