Rhabditis nigrovenosa läuft die Keimbahn durch drei Genera- tionen von Entodermzellen, um dann in die Ur-Mesodermzellen überzugehen und erst nach mehreren Generationen sich von zweien derselben abzuspalten. Bei den meisten Metazoen aber rückt die Bildung der Urkeimzellen in eine noch spätere Zeit, so dass also die Abspaltung des Keimzellen-Astes von den soma- tischen Ästen viel höher oben im Zellen-Stammbaum, oft erst von einem der jüngeren und dünneren Aussenzweige desselben erfolgt. Es ist auch nicht immer die Bahn des Entoderm's von welcher die Urkeimzellen sich abspalten, sondern es kann
[Abbildung]
Fig. 14.
Drei Entwickelungsstadien des Sommereies von Moina (nach Grobben). A Ei im 32 zelligen Stadium vom vegetativen Pole aus gesehen, B Blastula- stadium in derselben Ansicht, C Gastrulastadium im Medianschnitt; g die Urkeimzellen. (Aus Korschelt und von Heider's Lehrbuch der ver- gleichenden Entwickelungsgeschichte.)
ebensowohl die des Ektoderm's sein. So differenziren sich bei den niederen Medusen mit direkter Entwickelung die Keimzellen in sehr später Zeit erst von Ektodermzellen ihres bereits völlig ausgebildeten, ja oft schon selbstständig sich ernährenden Körpers, während bei den höheren Medusen und den Rippen- quallen die Urkeimzellen sich vom Entoderm abspalten. Wir sehen also, dass die Keimbahnen, d. h. die Zellfolgen, welche von der Eizelle zu den Urkeimzellen hinführen, sehr verschieden verlaufen, bald sehr kurz, bald länger, bald sehr lang sind, dass
Rhabditis nigrovenosa läuft die Keimbahn durch drei Genera- tionen von Entodermzellen, um dann in die Ur-Mesodermzellen überzugehen und erst nach mehreren Generationen sich von zweien derselben abzuspalten. Bei den meisten Metazoen aber rückt die Bildung der Urkeimzellen in eine noch spätere Zeit, so dass also die Abspaltung des Keimzellen-Astes von den soma- tischen Ästen viel höher oben im Zellen-Stammbaum, oft erst von einem der jüngeren und dünneren Aussenzweige desselben erfolgt. Es ist auch nicht immer die Bahn des Entoderm’s von welcher die Urkeimzellen sich abspalten, sondern es kann
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Fig. 14.
Drei Entwickelungsstadien des Sommereies von Moina (nach Grobben). A Ei im 32 zelligen Stadium vom vegetativen Pole aus gesehen, B Blastula- stadium in derselben Ansicht, C Gastrulastadium im Medianschnitt; g die Urkeimzellen. (Aus Korschelt und von Heider’s Lehrbuch der ver- gleichenden Entwickelungsgeschichte.)
ebensowohl die des Ektoderm’s sein. So differenziren sich bei den niederen Medusen mit direkter Entwickelung die Keimzellen in sehr später Zeit erst von Ektodermzellen ihres bereits völlig ausgebildeten, ja oft schon selbstständig sich ernährenden Körpers, während bei den höheren Medusen und den Rippen- quallen die Urkeimzellen sich vom Entoderm abspalten. Wir sehen also, dass die Keimbahnen, d. h. die Zellfolgen, welche von der Eizelle zu den Urkeimzellen hinführen, sehr verschieden verlaufen, bald sehr kurz, bald länger, bald sehr lang sind, dass
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Rhabditis nigrovenosa läuft die Keimbahn durch drei Genera-
tionen von Entodermzellen, um dann in die Ur-Mesodermzellen
überzugehen und erst nach mehreren Generationen sich von
zweien derselben abzuspalten. Bei den meisten Metazoen aber
rückt die Bildung der Urkeimzellen in eine noch spätere Zeit,
so dass also die Abspaltung des Keimzellen-Astes von den soma-
tischen Ästen viel höher oben im Zellen-Stammbaum, oft erst
von einem der jüngeren und dünneren Aussenzweige desselben
erfolgt. Es ist auch nicht immer die Bahn des Entoderm’s
von welcher die Urkeimzellen sich abspalten, sondern es kann
[Abbildung Fig. 14.
Drei Entwickelungsstadien des Sommereies von Moina (nach Grobben).
A Ei im 32 zelligen Stadium vom vegetativen Pole aus gesehen, B Blastula-
stadium in derselben Ansicht, C Gastrulastadium im Medianschnitt; g die
Urkeimzellen. (Aus Korschelt und von Heider’s Lehrbuch der ver-
gleichenden Entwickelungsgeschichte.)]
ebensowohl die des Ektoderm’s sein. So differenziren sich bei
den niederen Medusen mit direkter Entwickelung die Keimzellen
in sehr später Zeit erst von Ektodermzellen ihres bereits
völlig ausgebildeten, ja oft schon selbstständig sich ernährenden
Körpers, während bei den höheren Medusen und den Rippen-
quallen die Urkeimzellen sich vom Entoderm abspalten. Wir
sehen also, dass die Keimbahnen, d. h. die Zellfolgen, welche
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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/279>, abgerufen am 21.11.2024.
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