zwischen 1/2-Bastard und der Stammart am zahlreichsten" vor- kommen. Dies ist auch theoretisch das Wahrscheinlichste und wird um so wahrscheinlicher, je grösser die Gesammtzahl der Idanten ist. Viele Phanerogamen besitzen viel mehr als 16 Idanten, und wenn wir auch annehmen wollen, es sei rein Zu- falls-Sache, wie die Halbirungsebene fällt, so wird doch der seltenste Fall immer der sein, dass dieselbe gerade zwischen den Idanten von A und denen von B durchschneidet, und der Fall, dass sie anderswo durchschneidet, muss sehr viel häufiger vor- kommen. Dies heisst aber nichts Anderes, als dass die Keim- zellen des 1/2-Bastards selten nur Idanten von A oder nur solche von B enthalten, meistens aber eine Mischung von Beiden.
Werden die sog. 3/4-Bastarde wieder mit der Stammart A gekreuzt, so erhält man sog. 7/8-Bastarde oder die dritte hybridi- sirte Generation, und diese "pflegt in der Regel der zu 7/8 ver- tretenen Stammart sehr ähnlich zu sein, aber noch erhebliche Ungleichheiten der einzelnen Exemplare in Gestalt" zu zeigen (Focke, p. 485). Auch dieses Ergebniss der Beobachtung stimmt mit der Theorie, denn da schon in der zweiten Hybriden- Generation die höchste mögliche Idantenzahl der Stammart A in den fertigen Bastard-Keimzellen die Zahl 8 war, die nun bei der Befruchtung mit der gleichen Anzahl Idanten der zur Rückkreuzung benutzten Stammart B zusammentraf, so ent- halten also die Keim-Mutterzellen der 3/4-Bastarde höchstens noch 8 A + 8 B, meistens aber eine geringere Zahl von A-Idanten. Die Reductionstheilung halbirt nun wieder diese 16 Idanten in verschiedener Weise, und in dem für die Erhaltung der Ver- erbungs-Substanz von A günstigsten Falle würde die Halbirung einer solchen für A günstigsten Keim-Mutterzelle wieder zur Bildung von Keimzellen mit 8 A- und andere mit 8 B-Idanten führen können. Bei allen anderen 3/4-Bastarden aber enthalten
zwischen ½-Bastard und der Stammart am zahlreichsten“ vor- kommen. Dies ist auch theoretisch das Wahrscheinlichste und wird um so wahrscheinlicher, je grösser die Gesammtzahl der Idanten ist. Viele Phanerogamen besitzen viel mehr als 16 Idanten, und wenn wir auch annehmen wollen, es sei rein Zu- falls-Sache, wie die Halbirungsebene fällt, so wird doch der seltenste Fall immer der sein, dass dieselbe gerade zwischen den Idanten von A und denen von B durchschneidet, und der Fall, dass sie anderswo durchschneidet, muss sehr viel häufiger vor- kommen. Dies heisst aber nichts Anderes, als dass die Keim- zellen des ½-Bastards selten nur Idanten von A oder nur solche von B enthalten, meistens aber eine Mischung von Beiden.
Werden die sog. ¾-Bastarde wieder mit der Stammart A gekreuzt, so erhält man sog. 7/8-Bastarde oder die dritte hybridi- sirte Generation, und diese „pflegt in der Regel der zu 7/8 ver- tretenen Stammart sehr ähnlich zu sein, aber noch erhebliche Ungleichheiten der einzelnen Exemplare in Gestalt“ zu zeigen (Focke, p. 485). Auch dieses Ergebniss der Beobachtung stimmt mit der Theorie, denn da schon in der zweiten Hybriden- Generation die höchste mögliche Idantenzahl der Stammart A in den fertigen Bastard-Keimzellen die Zahl 8 war, die nun bei der Befruchtung mit der gleichen Anzahl Idanten der zur Rückkreuzung benutzten Stammart B zusammentraf, so ent- halten also die Keim-Mutterzellen der ¾-Bastarde höchstens noch 8 A + 8 B, meistens aber eine geringere Zahl von A-Idanten. Die Reductionstheilung halbirt nun wieder diese 16 Idanten in verschiedener Weise, und in dem für die Erhaltung der Ver- erbungs-Substanz von A günstigsten Falle würde die Halbirung einer solchen für A günstigsten Keim-Mutterzelle wieder zur Bildung von Keimzellen mit 8 A- und andere mit 8 B-Idanten führen können. Bei allen anderen ¾-Bastarden aber enthalten
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zwischen ½-Bastard und der Stammart am zahlreichsten“ vor-
kommen. Dies ist auch theoretisch das Wahrscheinlichste und
wird um so wahrscheinlicher, je grösser die Gesammtzahl der
Idanten ist. Viele Phanerogamen besitzen viel mehr als 16
Idanten, und wenn wir auch annehmen wollen, es sei rein Zu-
falls-Sache, wie die Halbirungsebene fällt, so wird doch der
seltenste Fall immer der sein, dass dieselbe gerade zwischen den
Idanten von A und denen von B durchschneidet, und der Fall,
dass sie anderswo durchschneidet, muss sehr viel häufiger vor-
kommen. Dies heisst aber nichts Anderes, als dass die Keim-
zellen des ½-Bastards selten nur Idanten von A oder nur
solche von B enthalten, meistens aber eine Mischung von
Beiden.
Werden die sog. ¾-Bastarde wieder mit der Stammart A
gekreuzt, so erhält man sog. 7/8-Bastarde oder die dritte hybridi-
sirte Generation, und diese „pflegt in der Regel der zu 7/8 ver-
tretenen Stammart sehr ähnlich zu sein, aber noch erhebliche
Ungleichheiten der einzelnen Exemplare in Gestalt“ zu zeigen
(Focke, p. 485). Auch dieses Ergebniss der Beobachtung
stimmt mit der Theorie, denn da schon in der zweiten Hybriden-
Generation die höchste mögliche Idantenzahl der Stammart A
in den fertigen Bastard-Keimzellen die Zahl 8 war, die nun
bei der Befruchtung mit der gleichen Anzahl Idanten der zur
Rückkreuzung benutzten Stammart B zusammentraf, so ent-
halten also die Keim-Mutterzellen der ¾-Bastarde höchstens
noch 8 A + 8 B, meistens aber eine geringere Zahl von A-Idanten.
Die Reductionstheilung halbirt nun wieder diese 16 Idanten in
verschiedener Weise, und in dem für die Erhaltung der Ver-
erbungs-Substanz von A günstigsten Falle würde die Halbirung
einer solchen für A günstigsten Keim-Mutterzelle wieder zur
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führen können. Bei allen anderen ¾-Bastarden aber enthalten
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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/423>, abgerufen am 24.11.2024.
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