und Verhältniss der Pangene im Keim beruhen. Es liessen sich ganz wohl zwei recht verschieden gebaute Arten denken, deren Pangen-Material des Keimes nach Art und Zahl gleich wäre; der Unterschied würde dann lediglich in einer Gruppen- bildung von Pangenen im Keim liegen. Allerdings führt de Vries "die systematische Differenz auf den Besitz ver- schiedener Arten von Pangenen" zurück und meint "die An- zahl der gleichartigen Pangene in zwei Species sei das wirkliche Maass ihrer Verwandtschaft"1), allein dieser Ausspruch scheint mir nicht ganz zu stimmen mit der Grundanschauung, von welcher ausgegangen wird, und nach welcher "der Charakter jeder einzelnen Art aus zahlreichen erblichen Eigenschaften zu- sammengesetzt ist, von denen weitaus die meisten bei fast unzähligen andern Arten wiederkehren". Wird doch ausdrücklich hervorgehoben, dass die grosse Anzahl ver- schiedener Pangene, welche, "zum Aufbau einer einzelnen Art" schon gehört, doch nicht zu einer ganz unfassbaren Menge ver- schiedener Pangene in der gesammten Organismenwelt führt, weil zum Aufbau dieser "eine im Verhältniss zur Artenzahl geringe Anzahl von einheitlichen erblichen Eigenschaften aus- reicht. Jede Art erscheint uns als ein äusserst complicirtes Bild, die ganze Organismenwelt aber als das Ergebniss un- zähliger verschiedener Combinationen und Permutationen von relativ wenigen Faktoren".
Der hier so klar und bestimmt ausgesprochene Gedanke des Aufbaues zahlloser Arten aus verschiedenen Zusammenstellungen relativ weniger Pangene zeigt, dass auch vom de Vries'schen Standpunkt aus nicht das den Keim zusammensetzende Mate- rial an Pangenen in erster Linie das Bestimmende für den Charakter der Art sein kann, sondern in viel höherem Grade2)
1) A. a. O. p. 73.
2) A. a. O. p. 9.
und Verhältniss der Pangene im Keim beruhen. Es liessen sich ganz wohl zwei recht verschieden gebaute Arten denken, deren Pangen-Material des Keimes nach Art und Zahl gleich wäre; der Unterschied würde dann lediglich in einer Gruppen- bildung von Pangenen im Keim liegen. Allerdings führt de Vries „die systematische Differenz auf den Besitz ver- schiedener Arten von Pangenen“ zurück und meint „die An- zahl der gleichartigen Pangene in zwei Species sei das wirkliche Maass ihrer Verwandtschaft“1), allein dieser Ausspruch scheint mir nicht ganz zu stimmen mit der Grundanschauung, von welcher ausgegangen wird, und nach welcher „der Charakter jeder einzelnen Art aus zahlreichen erblichen Eigenschaften zu- sammengesetzt ist, von denen weitaus die meisten bei fast unzähligen andern Arten wiederkehren“. Wird doch ausdrücklich hervorgehoben, dass die grosse Anzahl ver- schiedener Pangene, welche, „zum Aufbau einer einzelnen Art“ schon gehört, doch nicht zu einer ganz unfassbaren Menge ver- schiedener Pangene in der gesammten Organismenwelt führt, weil zum Aufbau dieser „eine im Verhältniss zur Artenzahl geringe Anzahl von einheitlichen erblichen Eigenschaften aus- reicht. Jede Art erscheint uns als ein äusserst complicirtes Bild, die ganze Organismenwelt aber als das Ergebniss un- zähliger verschiedener Combinationen und Permutationen von relativ wenigen Faktoren“.
Der hier so klar und bestimmt ausgesprochene Gedanke des Aufbaues zahlloser Arten aus verschiedenen Zusammenstellungen relativ weniger Pangene zeigt, dass auch vom de Vries’schen Standpunkt aus nicht das den Keim zusammensetzende Mate- rial an Pangenen in erster Linie das Bestimmende für den Charakter der Art sein kann, sondern in viel höherem Grade2)
1) A. a. O. p. 73.
2) A. a. O. p. 9.
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und Verhältniss der Pangene im Keim beruhen. Es liessen sich
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Pangen-Material des Keimes nach Art und Zahl gleich wäre;
der Unterschied würde dann lediglich in einer Gruppen-
bildung von Pangenen im Keim liegen. Allerdings führt
de Vries „die systematische Differenz auf den Besitz ver-
schiedener Arten von Pangenen“ zurück und meint „die An-
zahl der gleichartigen Pangene in zwei Species sei das wirkliche
Maass ihrer Verwandtschaft“ 1), allein dieser Ausspruch scheint
mir nicht ganz zu stimmen mit der Grundanschauung, von
welcher ausgegangen wird, und nach welcher „der Charakter
jeder einzelnen Art aus zahlreichen erblichen Eigenschaften zu-
sammengesetzt ist, von denen weitaus die meisten bei
fast unzähligen andern Arten wiederkehren“. Wird
doch ausdrücklich hervorgehoben, dass die grosse Anzahl ver-
schiedener Pangene, welche, „zum Aufbau einer einzelnen Art“
schon gehört, doch nicht zu einer ganz unfassbaren Menge ver-
schiedener Pangene in der gesammten Organismenwelt führt,
weil zum Aufbau dieser „eine im Verhältniss zur Artenzahl
geringe Anzahl von einheitlichen erblichen Eigenschaften aus-
reicht. Jede Art erscheint uns als ein äusserst complicirtes
Bild, die ganze Organismenwelt aber als das Ergebniss un-
zähliger verschiedener Combinationen und Permutationen von
relativ wenigen Faktoren“.
Der hier so klar und bestimmt ausgesprochene Gedanke des
Aufbaues zahlloser Arten aus verschiedenen Zusammenstellungen
relativ weniger Pangene zeigt, dass auch vom de Vries’schen
Standpunkt aus nicht das den Keim zusammensetzende Mate-
rial an Pangenen in erster Linie das Bestimmende für den
Charakter der Art sein kann, sondern in viel höherem Grade 2)
1) A. a. O. p. 73.
2) A. a. O. p. 9.
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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/48>, abgerufen am 23.11.2024.
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