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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892.

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noch weit bedeutender; das Männchen hat eine Länge von
1--2 Millimeter, das Weibchen von 150 Millimeter, und das
Erstere schmarotzt im Innern des Letzteren. Im Falle der
Bonellia sind die Eier, aus welchen die Männchen kommen,
nicht zu unterscheiden von den weiblichen Eiern, auch nicht
in der Grösse, und die hundertfach bedeutendere Körpermasse
des Weibchens beruht nur auf später eintretendem Wachsthum.
Auch die jungen Larven der Weibchen sind von denen der
Männchen nicht zu unterscheiden, und erst bei der Metamor-
phose der Larve in das geschlechtsreife Thier wird die Ent-
wickelung eine verschiedene. Die Larve ist drehrund, walzig,
länglich eiförmig und mit zwei Wimperkränzen ausgerüstet,
mittelst deren sie umherschwimmt, sie besitzt einen Darm mit
Mund und After. Die Umwandlung zur definitiven Form der
Art kündigt sich zuerst durch den Verlust des hintern Wimper-
kranzes an, und von diesem Moment an scheiden sich die Wege
der beiden Geschlechter. Die Weibchen wachsen stark, bilden
den Rüsselfortsatz am Vorderende, während der Darm sich in
die Länge streckt, die Männchen aber bleiben klein, bekommen
einen allgemeinen Wimperbesatz, Mund und After verlieren sie,
ebenso den Vorder- und Hinterdarm, und behalten blos den
mit Dotterelementen gefüllten Mitteldarm. Trotz der grossen
Verschiedenheit der Geschlechter beruht ihre Organisation doch
auf derselben Grundlage, und man kann im Allgemeinen sagen,
dass das Männchen auf einer frühen Organisationsstufe stehen
bleibe, während das Weibchen sich weiter entwickele und
wenigstens in vielen Organen, z. B. dem Nervensystem, dem
Gefässsystem, welches dem Männchen ganz fehlt, eine viel höhere
Organisationsstufe erreicht. Aber erschöpfend ist diese Aus-
drucksweise auch nicht, denn nicht nur die Hoden, sondern auch
die Haut und gewisse Klammerorgane entwickeln sich auch beim
Männchen erst später und in eigenthümlicher Weise weiter.

noch weit bedeutender; das Männchen hat eine Länge von
1—2 Millimeter, das Weibchen von 150 Millimeter, und das
Erstere schmarotzt im Innern des Letzteren. Im Falle der
Bonellia sind die Eier, aus welchen die Männchen kommen,
nicht zu unterscheiden von den weiblichen Eiern, auch nicht
in der Grösse, und die hundertfach bedeutendere Körpermasse
des Weibchens beruht nur auf später eintretendem Wachsthum.
Auch die jungen Larven der Weibchen sind von denen der
Männchen nicht zu unterscheiden, und erst bei der Metamor-
phose der Larve in das geschlechtsreife Thier wird die Ent-
wickelung eine verschiedene. Die Larve ist drehrund, walzig,
länglich eiförmig und mit zwei Wimperkränzen ausgerüstet,
mittelst deren sie umherschwimmt, sie besitzt einen Darm mit
Mund und After. Die Umwandlung zur definitiven Form der
Art kündigt sich zuerst durch den Verlust des hintern Wimper-
kranzes an, und von diesem Moment an scheiden sich die Wege
der beiden Geschlechter. Die Weibchen wachsen stark, bilden
den Rüsselfortsatz am Vorderende, während der Darm sich in
die Länge streckt, die Männchen aber bleiben klein, bekommen
einen allgemeinen Wimperbesatz, Mund und After verlieren sie,
ebenso den Vorder- und Hinterdarm, und behalten blos den
mit Dotterelementen gefüllten Mitteldarm. Trotz der grossen
Verschiedenheit der Geschlechter beruht ihre Organisation doch
auf derselben Grundlage, und man kann im Allgemeinen sagen,
dass das Männchen auf einer frühen Organisationsstufe stehen
bleibe, während das Weibchen sich weiter entwickele und
wenigstens in vielen Organen, z. B. dem Nervensystem, dem
Gefässsystem, welches dem Männchen ganz fehlt, eine viel höhere
Organisationsstufe erreicht. Aber erschöpfend ist diese Aus-
drucksweise auch nicht, denn nicht nur die Hoden, sondern auch
die Haut und gewisse Klammerorgane entwickeln sich auch beim
Männchen erst später und in eigenthümlicher Weise weiter.

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[478/0502] noch weit bedeutender; das Männchen hat eine Länge von 1—2 Millimeter, das Weibchen von 150 Millimeter, und das Erstere schmarotzt im Innern des Letzteren. Im Falle der Bonellia sind die Eier, aus welchen die Männchen kommen, nicht zu unterscheiden von den weiblichen Eiern, auch nicht in der Grösse, und die hundertfach bedeutendere Körpermasse des Weibchens beruht nur auf später eintretendem Wachsthum. Auch die jungen Larven der Weibchen sind von denen der Männchen nicht zu unterscheiden, und erst bei der Metamor- phose der Larve in das geschlechtsreife Thier wird die Ent- wickelung eine verschiedene. Die Larve ist drehrund, walzig, länglich eiförmig und mit zwei Wimperkränzen ausgerüstet, mittelst deren sie umherschwimmt, sie besitzt einen Darm mit Mund und After. Die Umwandlung zur definitiven Form der Art kündigt sich zuerst durch den Verlust des hintern Wimper- kranzes an, und von diesem Moment an scheiden sich die Wege der beiden Geschlechter. Die Weibchen wachsen stark, bilden den Rüsselfortsatz am Vorderende, während der Darm sich in die Länge streckt, die Männchen aber bleiben klein, bekommen einen allgemeinen Wimperbesatz, Mund und After verlieren sie, ebenso den Vorder- und Hinterdarm, und behalten blos den mit Dotterelementen gefüllten Mitteldarm. Trotz der grossen Verschiedenheit der Geschlechter beruht ihre Organisation doch auf derselben Grundlage, und man kann im Allgemeinen sagen, dass das Männchen auf einer frühen Organisationsstufe stehen bleibe, während das Weibchen sich weiter entwickele und wenigstens in vielen Organen, z. B. dem Nervensystem, dem Gefässsystem, welches dem Männchen ganz fehlt, eine viel höhere Organisationsstufe erreicht. Aber erschöpfend ist diese Aus- drucksweise auch nicht, denn nicht nur die Hoden, sondern auch die Haut und gewisse Klammerorgane entwickeln sich auch beim Männchen erst später und in eigenthümlicher Weise weiter.

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Zitationshilfe: Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/502>, abgerufen am 22.11.2024.