wendig sind, kurz, dass das Leben eben gerade an dem Auf- einanderwirken chemisch verschiedenartiger, aber in gewissen Grenzen bestimmter Moleküle beruht.
Nicht ohne längeres Bedenken habe ich mich entschlossen, eine solche die Lebenserscheinungen bedingende Gruppe von Molekülen mit dem besondern Namen des Biophor's zu be- legen, allein es schien schliesslich doch durchaus geboten, weil die verschiedenen, von Andern früher schon eingeführten Be- zeichnungen für solche kleinste Einheiten des Lebens entweder zu unbestimmt gelassen wurden, um mit ihnen identificirt wer- den zu können, oder aber zwar genauer bestimmt wurden, aber in anderer Weise. Es wäre aber sicherlich verkehrt, einen schon eingeführten Namen in anderem Sinne zu gebrauchen. Den Biophoren ähnliche Einheiten sind schon die "physiologischen Einheiten" von Herbert Spencer1), von welchen er sagt, dass sie zwischen den chemischen Einheiten (Molekülen) und den morphologischen Einheiten (Zellen) ihren Sitz haben müssten; aber er überträgt denselben eine ganz andere Rolle bei der Ver- erbung, als ich sie meinen Biophoren zuerkenne. -- Unter dem von Elsberg2) eingeführten Namen des "Plastidul's" versteht Häckel3) die hypothetischen kleinsten Theilchen, welche das "Protoplasma" zusammensetzen; er stellt sie den "Molekülen" der anorganischen Materie gleich, theilt ihnen aber, im Gegen- satz zu anorganischen Molekülen "die Lebenseigenschaften" zu. Freilich folgt gerade aus dieser Zutheilung, wie de Vries sehr richtig bemerkt, dass die Plastidule Häckel's eben keine Mole- küle im Sinne der Physik sind, sondern "sich von ihnen gerade
1) H. Spencer, "Die Principien der Biologie", übersetzt von Vetter. Stuttgart 1876. Bd. I, p. 198.
2)Louis Elsberg, "Regeneration, or the preservation of organic molecules; a contribution to the doctrine of evolution. Proceed. Assoc. for the Advancement of Science, Hartford Meeting, August 1874.
3)Ernst Häckel, "Die Perigenesis der Plastidule", Berlin 1876.
wendig sind, kurz, dass das Leben eben gerade an dem Auf- einanderwirken chemisch verschiedenartiger, aber in gewissen Grenzen bestimmter Moleküle beruht.
Nicht ohne längeres Bedenken habe ich mich entschlossen, eine solche die Lebenserscheinungen bedingende Gruppe von Molekülen mit dem besondern Namen des Biophor’s zu be- legen, allein es schien schliesslich doch durchaus geboten, weil die verschiedenen, von Andern früher schon eingeführten Be- zeichnungen für solche kleinste Einheiten des Lebens entweder zu unbestimmt gelassen wurden, um mit ihnen identificirt wer- den zu können, oder aber zwar genauer bestimmt wurden, aber in anderer Weise. Es wäre aber sicherlich verkehrt, einen schon eingeführten Namen in anderem Sinne zu gebrauchen. Den Biophoren ähnliche Einheiten sind schon die „physiologischen Einheiten“ von Herbert Spencer1), von welchen er sagt, dass sie zwischen den chemischen Einheiten (Molekülen) und den morphologischen Einheiten (Zellen) ihren Sitz haben müssten; aber er überträgt denselben eine ganz andere Rolle bei der Ver- erbung, als ich sie meinen Biophoren zuerkenne. — Unter dem von Elsberg2) eingeführten Namen des „Plastidul’s“ versteht Häckel3) die hypothetischen kleinsten Theilchen, welche das „Protoplasma“ zusammensetzen; er stellt sie den „Molekülen“ der anorganischen Materie gleich, theilt ihnen aber, im Gegen- satz zu anorganischen Molekülen „die Lebenseigenschaften“ zu. Freilich folgt gerade aus dieser Zutheilung, wie de Vries sehr richtig bemerkt, dass die Plastidule Häckel’s eben keine Mole- küle im Sinne der Physik sind, sondern „sich von ihnen gerade
1) H. Spencer, „Die Principien der Biologie“, übersetzt von Vetter. Stuttgart 1876. Bd. I, p. 198.
2)Louis Elsberg, „Regeneration, or the preservation of organic molecules; a contribution to the doctrine of evolution. Proceed. Assoc. for the Advancement of Science, Hartford Meeting, August 1874.
3)Ernst Häckel, „Die Perigenesis der Plastidule“, Berlin 1876.
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wendig sind, kurz, dass das Leben eben gerade an dem Auf-
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Nicht ohne längeres Bedenken habe ich mich entschlossen,
eine solche die Lebenserscheinungen bedingende Gruppe von
Molekülen mit dem besondern Namen des Biophor’s zu be-
legen, allein es schien schliesslich doch durchaus geboten, weil
die verschiedenen, von Andern früher schon eingeführten Be-
zeichnungen für solche kleinste Einheiten des Lebens entweder
zu unbestimmt gelassen wurden, um mit ihnen identificirt wer-
den zu können, oder aber zwar genauer bestimmt wurden, aber
in anderer Weise. Es wäre aber sicherlich verkehrt, einen schon
eingeführten Namen in anderem Sinne zu gebrauchen. Den
Biophoren ähnliche Einheiten sind schon die „physiologischen
Einheiten“ von Herbert Spencer 1), von welchen er sagt,
dass sie zwischen den chemischen Einheiten (Molekülen) und
den morphologischen Einheiten (Zellen) ihren Sitz haben müssten;
aber er überträgt denselben eine ganz andere Rolle bei der Ver-
erbung, als ich sie meinen Biophoren zuerkenne. — Unter dem
von Elsberg 2) eingeführten Namen des „Plastidul’s“ versteht
Häckel 3) die hypothetischen kleinsten Theilchen, welche das
„Protoplasma“ zusammensetzen; er stellt sie den „Molekülen“
der anorganischen Materie gleich, theilt ihnen aber, im Gegen-
satz zu anorganischen Molekülen „die Lebenseigenschaften“ zu.
Freilich folgt gerade aus dieser Zutheilung, wie de Vries sehr
richtig bemerkt, dass die Plastidule Häckel’s eben keine Mole-
küle im Sinne der Physik sind, sondern „sich von ihnen gerade
1) H. Spencer, „Die Principien der Biologie“, übersetzt von Vetter.
Stuttgart 1876. Bd. I, p. 198.
2) Louis Elsberg, „Regeneration, or the preservation of organic
molecules; a contribution to the doctrine of evolution. Proceed. Assoc.
for the Advancement of Science, Hartford Meeting, August 1874.
3) Ernst Häckel, „Die Perigenesis der Plastidule“, Berlin 1876.
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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/78>, abgerufen am 28.11.2024.
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