Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.Wilckens meint, "die Thatsachen der Vererbung er- Darwin sagt einmal, als er von den Erfolgen der 1) "Das Keimplasma, eine Theorie der Vererbung", Jena
1892, p. 382. Wilckens meint, „die Thatsachen der Vererbung er- Darwin sagt einmal, als er von den Erfolgen der 1) „Das Keimplasma, eine Theorie der Vererbung“, Jena
1892, p. 382. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0016" n="4"/> <p><hi rendition="#g">Wilckens</hi> meint, „die Thatsachen der Vererbung <hi rendition="#g">er-<lb/> worbener</hi> Eigenschaften seien auf dem Gebiet der land-<lb/> wirthschaftlichen Thierzucht allgemein bekannt“, und führt<lb/> als „bestes Beispiel“ dafür die Entstehung des englischen<lb/> Vollblutpferdes an. „<hi rendition="#g">Durch fortdauernde Uebung</hi><lb/> auf der Rennbahn und Weiterzüchtung der schnellsten<lb/> Pferde sind die Nachkommen“ der Begründer der Rasse,<lb/> dreier orientalischer Hengste, „in ihrer Körperform ganz<lb/> verändert worden. Der Kopf ist kleiner, der Hals länger,<lb/> das Gestell höher geworden ......“ Auch ich habe diese<lb/> Entstehungsgeschichte berührt <note place="foot" n="1)">„Das Keimplasma, eine Theorie der Vererbung“, Jena<lb/> 1892, p. 382.</note>, aber ich sehe nicht, in-<lb/> wiefern durch dieselbe irgend etwas für die Vererbung<lb/> „somatogener“ Eigenschaften bewiesen wird. Mein Kritiker<lb/> sagt freilich: „durch fortdauernde Uebung auf der Renn-<lb/> bahn“ seien diese Veränderungen eingetreten, aber ist das<lb/> nicht einfach eine Petitio principii? Das ist es ja eben,<lb/> was zu beweisen wäre. Er, wie die meisten Thierzüchter,<lb/> scheinen in dieser Vorstellung so befangen zu sein, dass<lb/> sie es gar nicht bemerken, wie sie hier etwas voraussetzen,<lb/> was weit davon entfernt ist, bewiesen zu sein. Grade dies<lb/> ist es, was ich bestreite. <hi rendition="#g">Nicht das Rennen hat die<lb/> Pferde in 200 Jahren zu Rennpferden gemacht,<lb/> sondern die Auswahl der für das Rennen vor-<lb/> theilhaftesten Variationen unter den Nach-<lb/> kommen ausgezeichneter Schnellläufer</hi>.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Darwin</hi> sagt einmal, als er von den Erfolgen der<lb/> Züchter und den Preisausschreiben für neue Varietäten<lb/> spricht: „Die Preisrichter ordneten Bärte an für die Hühner,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [4/0016]
Wilckens meint, „die Thatsachen der Vererbung er-
worbener Eigenschaften seien auf dem Gebiet der land-
wirthschaftlichen Thierzucht allgemein bekannt“, und führt
als „bestes Beispiel“ dafür die Entstehung des englischen
Vollblutpferdes an. „Durch fortdauernde Uebung
auf der Rennbahn und Weiterzüchtung der schnellsten
Pferde sind die Nachkommen“ der Begründer der Rasse,
dreier orientalischer Hengste, „in ihrer Körperform ganz
verändert worden. Der Kopf ist kleiner, der Hals länger,
das Gestell höher geworden ......“ Auch ich habe diese
Entstehungsgeschichte berührt 1), aber ich sehe nicht, in-
wiefern durch dieselbe irgend etwas für die Vererbung
„somatogener“ Eigenschaften bewiesen wird. Mein Kritiker
sagt freilich: „durch fortdauernde Uebung auf der Renn-
bahn“ seien diese Veränderungen eingetreten, aber ist das
nicht einfach eine Petitio principii? Das ist es ja eben,
was zu beweisen wäre. Er, wie die meisten Thierzüchter,
scheinen in dieser Vorstellung so befangen zu sein, dass
sie es gar nicht bemerken, wie sie hier etwas voraussetzen,
was weit davon entfernt ist, bewiesen zu sein. Grade dies
ist es, was ich bestreite. Nicht das Rennen hat die
Pferde in 200 Jahren zu Rennpferden gemacht,
sondern die Auswahl der für das Rennen vor-
theilhaftesten Variationen unter den Nach-
kommen ausgezeichneter Schnellläufer.
Darwin sagt einmal, als er von den Erfolgen der
Züchter und den Preisausschreiben für neue Varietäten
spricht: „Die Preisrichter ordneten Bärte an für die Hühner,
1) „Das Keimplasma, eine Theorie der Vererbung“, Jena
1892, p. 382.
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