Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.verworfenen Ansichten eingedrungen ist, beweist am besten Ganz so primitiv, wie mein Kritiker annimmt, sind Wilckens gibt mir aber Recht, wenn ich die Ver- 1) "Das Keimplasma, eine Theorie der Vererbung", p. 538--583. 2) Ebendaselbst, p. 515--524; derselbe Gedanke ist übri-
gens schon in meiner ersten Schrift "über Vererbung" 1883 dargelegt und zieht sich durch alle meine Schriften hin, in denen dieser Punkt berührt wird. verworfenen Ansichten eingedrungen ist, beweist am besten Ganz so primitiv, wie mein Kritiker annimmt, sind Wilckens gibt mir aber Recht, wenn ich die Ver- 1) „Das Keimplasma, eine Theorie der Vererbung“, p. 538—583. 2) Ebendaselbst, p. 515—524; derselbe Gedanke ist übri-
gens schon in meiner ersten Schrift „über Vererbung“ 1883 dargelegt und zieht sich durch alle meine Schriften hin, in denen dieser Punkt berührt wird. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0018" n="6"/> verworfenen Ansichten eingedrungen ist, beweist am besten<lb/> seine Schlussbemerkung: „Aber auch mit den Thatsachen<lb/> der Physiologie befindet sich der Zoologe <hi rendition="#g">Weismann</hi> im<lb/> Widerspruch, sonst würde er nicht auf den Gedanken ge-<lb/> kommen sein, dass sich irgendwo in einer verborgenen Ecke<lb/> des lebenden Organismus ein kleiner Theil (das Keim-<lb/> plasma) organisirter Substanz unabhängig halten könnte von<lb/> den Einflüssen der Ernährung und des Stoffwechsels.“</p><lb/> <p>Ganz so primitiv, wie mein Kritiker annimmt, sind<lb/> denn doch wohl meine physiologischen Vorstellungen nicht.<lb/> Wenn er das Capitel über Variationen in meinem oben<lb/> schon angeführten, von ihm gekannten Buche <note place="foot" n="1)">„Das Keimplasma, eine Theorie der Vererbung“,<lb/> p. 538—583.</note> nachsehen<lb/> wollte, würde er finden, dass ich die individuelle Variation<lb/> auf ungleiche <hi rendition="#g">Ernährungseinflüsse</hi> innerhalb des<lb/> Keimplasmas zurückführe, in einem anderen Capitel aber<lb/> würde er finden <note place="foot" n="2)">Ebendaselbst, p. 515—524; derselbe Gedanke ist übri-<lb/> gens schon in meiner ersten Schrift „über Vererbung“ 1883<lb/> dargelegt und zieht sich durch alle meine Schriften hin, in<lb/> denen dieser Punkt berührt wird.</note>, dass Ernährungseinflüsse nicht genügen,<lb/> um die Vererbung einer erworbenen (somatogenen) Eigen-<lb/> schaft zu bewirken, weil das Keimplasma zu diesem Behuf<lb/> nicht nur schlechthin irgendwie verändert, sondern in einer<lb/> ganz bestimmten Weise verändert werden müsste, nämlich<lb/> adäquat der Veränderung des betreffenden Somatheils.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Wilckens</hi> gibt mir aber Recht, wenn ich die Ver-<lb/> erbung von Verstümmelungen in Abrede stelle; er meint,<lb/> „diejenigen, die behauptet haben, dass Verletzungen als er-<lb/> worbene Eigenschaften vererbbar seien, haben es den Geg-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [6/0018]
verworfenen Ansichten eingedrungen ist, beweist am besten
seine Schlussbemerkung: „Aber auch mit den Thatsachen
der Physiologie befindet sich der Zoologe Weismann im
Widerspruch, sonst würde er nicht auf den Gedanken ge-
kommen sein, dass sich irgendwo in einer verborgenen Ecke
des lebenden Organismus ein kleiner Theil (das Keim-
plasma) organisirter Substanz unabhängig halten könnte von
den Einflüssen der Ernährung und des Stoffwechsels.“
Ganz so primitiv, wie mein Kritiker annimmt, sind
denn doch wohl meine physiologischen Vorstellungen nicht.
Wenn er das Capitel über Variationen in meinem oben
schon angeführten, von ihm gekannten Buche 1) nachsehen
wollte, würde er finden, dass ich die individuelle Variation
auf ungleiche Ernährungseinflüsse innerhalb des
Keimplasmas zurückführe, in einem anderen Capitel aber
würde er finden 2), dass Ernährungseinflüsse nicht genügen,
um die Vererbung einer erworbenen (somatogenen) Eigen-
schaft zu bewirken, weil das Keimplasma zu diesem Behuf
nicht nur schlechthin irgendwie verändert, sondern in einer
ganz bestimmten Weise verändert werden müsste, nämlich
adäquat der Veränderung des betreffenden Somatheils.
Wilckens gibt mir aber Recht, wenn ich die Ver-
erbung von Verstümmelungen in Abrede stelle; er meint,
„diejenigen, die behauptet haben, dass Verletzungen als er-
worbene Eigenschaften vererbbar seien, haben es den Geg-
1) „Das Keimplasma, eine Theorie der Vererbung“,
p. 538—583.
2) Ebendaselbst, p. 515—524; derselbe Gedanke ist übri-
gens schon in meiner ersten Schrift „über Vererbung“ 1883
dargelegt und zieht sich durch alle meine Schriften hin, in
denen dieser Punkt berührt wird.
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