Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.könnten. Und dasselbe wiederholt sich in Bezug auf den Ganz so, wie in diesem Falle, steht es in jedem ein- könnten. Und dasselbe wiederholt sich in Bezug auf den Ganz so, wie in diesem Falle, steht es in jedem ein- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0046" n="34"/> könnten. Und dasselbe wiederholt sich in Bezug auf den<lb/> letzten Einwand, auf den man etwa antworten könnte, dass<lb/> die Kammzähne, welche die Putzscharte auskleiden, nicht<lb/> einzeln, sondern alle auf einmal entstanden seien, zuerst<lb/> als geringe Rauhigkeit der Chitinfläche, dann als immer<lb/> stärker vorspringende und immer regelmässiger sich ge-<lb/> staltende Spitzchen.</p><lb/> <p>Ganz so, wie in diesem Falle, steht es in jedem ein-<lb/> zelnen Falle von Naturzüchtung. Wir sind ausser Stande,<lb/> ihn zu erweisen, und brauchen, um ihn unerweisbar er-<lb/> scheinen zu lassen, noch gar nicht zu der von <hi rendition="#g">Spencer</hi><lb/> in den Vordergrund gestellten coadaptation zu greifen.<lb/> Uebrigens glaube ich, dass es kaum irgendwelche Umwan-<lb/> delungen gibt, bei denen nicht <hi rendition="#g">mehrere</hi> Theile harmonisch<lb/> mit einander abändern müssen, damit eine nützliche Bildung<lb/> entstehe. Auch in dem Fall der Putzscharte verhält es<lb/> sich so, denn der Sporn der Tibia, welcher dem Ausschnitt<lb/> in dem Metatarsus gegenübersteht, bildet den anderen Arm<lb/> der Scheere, durch welche die Fühler zum Reinigen durch-<lb/> gezogen werden, und auch dieser ist durch freie Einlenkung<lb/> und durch eigenthümliche Krümmungen an seine Function<lb/> genau angepasst. Es müssen also auch an ihm Selections-<lb/> processe gewirkt haben, denn auch hier ist Abänderung<lb/><hi rendition="#g">durch die Function</hi> ausgeschlossen, da der Sporn nur<lb/><hi rendition="#g">passiv</hi> functionirt. Gewiss haben wir die Erfolge der<lb/> künstlichen Züchtung für uns, aber wie <hi rendition="#g">Herbert Spencer</hi><lb/> richtig einwirft, künstliche und natürliche Züchtung sind<lb/> wohl analoge Vorgänge, aber durchaus nicht die gleichen.<lb/> Die Rolle des auswählenden Züchters spielt bei der natür-<lb/> lichen Züchtung der Kampf ums Dasein, und grade die Wir-<lb/> kung dieses Factors können wir in keinem einzigen Falle<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [34/0046]
könnten. Und dasselbe wiederholt sich in Bezug auf den
letzten Einwand, auf den man etwa antworten könnte, dass
die Kammzähne, welche die Putzscharte auskleiden, nicht
einzeln, sondern alle auf einmal entstanden seien, zuerst
als geringe Rauhigkeit der Chitinfläche, dann als immer
stärker vorspringende und immer regelmässiger sich ge-
staltende Spitzchen.
Ganz so, wie in diesem Falle, steht es in jedem ein-
zelnen Falle von Naturzüchtung. Wir sind ausser Stande,
ihn zu erweisen, und brauchen, um ihn unerweisbar er-
scheinen zu lassen, noch gar nicht zu der von Spencer
in den Vordergrund gestellten coadaptation zu greifen.
Uebrigens glaube ich, dass es kaum irgendwelche Umwan-
delungen gibt, bei denen nicht mehrere Theile harmonisch
mit einander abändern müssen, damit eine nützliche Bildung
entstehe. Auch in dem Fall der Putzscharte verhält es
sich so, denn der Sporn der Tibia, welcher dem Ausschnitt
in dem Metatarsus gegenübersteht, bildet den anderen Arm
der Scheere, durch welche die Fühler zum Reinigen durch-
gezogen werden, und auch dieser ist durch freie Einlenkung
und durch eigenthümliche Krümmungen an seine Function
genau angepasst. Es müssen also auch an ihm Selections-
processe gewirkt haben, denn auch hier ist Abänderung
durch die Function ausgeschlossen, da der Sporn nur
passiv functionirt. Gewiss haben wir die Erfolge der
künstlichen Züchtung für uns, aber wie Herbert Spencer
richtig einwirft, künstliche und natürliche Züchtung sind
wohl analoge Vorgänge, aber durchaus nicht die gleichen.
Die Rolle des auswählenden Züchters spielt bei der natür-
lichen Züchtung der Kampf ums Dasein, und grade die Wir-
kung dieses Factors können wir in keinem einzigen Falle
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