Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.Theile in der Ontogenese. Uebrigens möchte ich ausdrücklich Wenn es nun feststeht, dass die Vererbung functioneller Die Antwort darauf ist sehr einfach, sie lautet: mit Theile in der Ontogenese. Uebrigens möchte ich ausdrücklich Wenn es nun feststeht, dass die Vererbung functioneller Die Antwort darauf ist sehr einfach, sie lautet: mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0070" n="58"/> Theile in der Ontogenese. Uebrigens möchte ich ausdrücklich<lb/> betonen, dass ich jetzt nach voller Würdigung der Ver-<lb/> hältnisse bei den Ameisen, noch mehr als vor zehn Jahren<lb/> geneigt bin, das Princip der Sparsamkeit für einen sehr<lb/> unbedeutenden Factor des Rudimentärwerdens zu halten,<lb/> der bei den meisten dieser Processe wahrscheinlich gar<lb/> nicht mitspielt.</p><lb/> <p>Wenn es nun feststeht, dass die Vererbung functioneller<lb/> Abänderungen bei der harmonischen Abänderung vieler<lb/> cooperirenden Theile der Ameisen-Arbeiterinnen nicht mit-<lb/> gewirkt hat, so fragt es sich, mit welchem Recht wir Natur-<lb/> züchtung als den bewirkenden Factor derselben ansehen<lb/> dürfen.</p><lb/> <p>Die Antwort darauf ist sehr einfach, sie lautet: <hi rendition="#g">mit<lb/> demselben Recht, mit welchem wir sie irgend-<lb/> wo in der Natur annehmen</hi>. Wie oben schon kurz<lb/> angedeutet wurde, nehmen wir sie an, nicht weil wir den<lb/> Vorgang im Einzelnen nachweisen könnten, auch nicht, weil<lb/> wir ihn je nach Wissen und Vorstellungskraft leichter oder<lb/> schwerer vorstellen können, sondern einfach, <hi rendition="#g">weil wir<lb/> müssen, weil es die einzig mögliche Erklärung</hi><lb/> ist, die wir denkbarerweise geben können. Denn für <hi rendition="#g">An-<lb/> passungen</hi> sind überhaupt für den Naturforscher nur<lb/> zwei Möglichkeiten a priori vorhanden, nämlich die Ver-<lb/> erbung functioneller Anpassung und Naturzüchtung. Da<lb/> nun die erstere hier ausgeschlossen werden konnte, so<lb/> bleibt nur die zweite übrig. Man hat oft gesagt, dass der<lb/> Beweis für das thatsächliche Eingreifen einer „Natur-<lb/> züchtung“ in die Gestaltung der Organismen-Entwickelung<lb/> noch niemals erbracht worden sei, man könne sich die<lb/> Sache wohl so vorstellen, aber ein zwingender Grund zu<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [58/0070]
Theile in der Ontogenese. Uebrigens möchte ich ausdrücklich
betonen, dass ich jetzt nach voller Würdigung der Ver-
hältnisse bei den Ameisen, noch mehr als vor zehn Jahren
geneigt bin, das Princip der Sparsamkeit für einen sehr
unbedeutenden Factor des Rudimentärwerdens zu halten,
der bei den meisten dieser Processe wahrscheinlich gar
nicht mitspielt.
Wenn es nun feststeht, dass die Vererbung functioneller
Abänderungen bei der harmonischen Abänderung vieler
cooperirenden Theile der Ameisen-Arbeiterinnen nicht mit-
gewirkt hat, so fragt es sich, mit welchem Recht wir Natur-
züchtung als den bewirkenden Factor derselben ansehen
dürfen.
Die Antwort darauf ist sehr einfach, sie lautet: mit
demselben Recht, mit welchem wir sie irgend-
wo in der Natur annehmen. Wie oben schon kurz
angedeutet wurde, nehmen wir sie an, nicht weil wir den
Vorgang im Einzelnen nachweisen könnten, auch nicht, weil
wir ihn je nach Wissen und Vorstellungskraft leichter oder
schwerer vorstellen können, sondern einfach, weil wir
müssen, weil es die einzig mögliche Erklärung
ist, die wir denkbarerweise geben können. Denn für An-
passungen sind überhaupt für den Naturforscher nur
zwei Möglichkeiten a priori vorhanden, nämlich die Ver-
erbung functioneller Anpassung und Naturzüchtung. Da
nun die erstere hier ausgeschlossen werden konnte, so
bleibt nur die zweite übrig. Man hat oft gesagt, dass der
Beweis für das thatsächliche Eingreifen einer „Natur-
züchtung“ in die Gestaltung der Organismen-Entwickelung
noch niemals erbracht worden sei, man könne sich die
Sache wohl so vorstellen, aber ein zwingender Grund zu
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