Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.dieser Annahme liege nicht vor. Dies ist wohl richtig, Zunächst lässt sich auch ohne Hülfe dieser ausnahms- dieser Annahme liege nicht vor. Dies ist wohl richtig, Zunächst lässt sich auch ohne Hülfe dieser ausnahms- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0071" n="59"/> dieser Annahme liege nicht vor. Dies ist wohl richtig,<lb/> allein ich glaube, dass man den Beweis erbringen kann,<lb/> fussend grade auf den Verhältnissen bei den Ameisen.</p><lb/> <p>Zunächst lässt sich auch ohne Hülfe dieser ausnahms-<lb/> weise günstigen Fälle ein Wahrscheinlichkeitsbeweis führen.<lb/> Dass Naturzüchtung ein thatsächlich wirkender Factor ist,<lb/> dass Variation, Vererbung und Kampf ums Dasein, d. h.<lb/> Decimirung der Nachkommen, wirklich die Anpassungen<lb/> der Organismen an ihre Lebensbedingungen bewirken, das<lb/> wird nicht nur dadurch höchst wahrscheinlich, dass alle<lb/> Organisation als Anpassung sich entpuppt, sobald man sie nur<lb/> recht versteht, und dass die drei genannten Factoren als wir-<lb/> kend nachgewiesen sind, sondern diese Wahrscheinlichkeit wird<lb/> noch bedeutend erhöht durch die <hi rendition="#g">Kenntniss der künst-<lb/> lichen Züchtung</hi>, welche der Mensch ausübt. Bei<lb/> diesem analogen Process sind zwei Factoren, Variation und<lb/> Vererbung, die gleichen, wie bei der angenommenen Natur-<lb/> züchtung, und nur der dritte Factor ist verschieden. Der<lb/> hohe theoretische Werth der künstlichen Züchtung scheint<lb/> mir nun darin zu liegen, dass er die steigernde und um-<lb/> wandelnde Wirkung der beiden ersten Factoren sicher-<lb/> stellt. Hätten wir diese erschliessen müssen, so stünde es<lb/> schlecht um den Beweis der Naturzüchtung, denn unsere<lb/> Kenntnisse der fundamentalen Vorgänge von Variation und<lb/> Vererbung sind viel zu gering, als dass wir den Erfolg der<lb/> Combination gleicher oder ungleicher Elterneigenschaften<lb/> auf das Kind hätten vorhersagen können. Künstliche Züch-<lb/> tung aber hat uns mit einem reichen Erfahrungsschatz ver-<lb/> sehen, und <hi rendition="#g">wir dürfen jetzt sicher auf der That-<lb/> sache fussen, dass Steigerung, überhaupt Ver-<lb/> änderung der Eigenschaften in bestimmter<lb/></hi></p> </div> </body> </text> </TEI> [59/0071]
dieser Annahme liege nicht vor. Dies ist wohl richtig,
allein ich glaube, dass man den Beweis erbringen kann,
fussend grade auf den Verhältnissen bei den Ameisen.
Zunächst lässt sich auch ohne Hülfe dieser ausnahms-
weise günstigen Fälle ein Wahrscheinlichkeitsbeweis führen.
Dass Naturzüchtung ein thatsächlich wirkender Factor ist,
dass Variation, Vererbung und Kampf ums Dasein, d. h.
Decimirung der Nachkommen, wirklich die Anpassungen
der Organismen an ihre Lebensbedingungen bewirken, das
wird nicht nur dadurch höchst wahrscheinlich, dass alle
Organisation als Anpassung sich entpuppt, sobald man sie nur
recht versteht, und dass die drei genannten Factoren als wir-
kend nachgewiesen sind, sondern diese Wahrscheinlichkeit wird
noch bedeutend erhöht durch die Kenntniss der künst-
lichen Züchtung, welche der Mensch ausübt. Bei
diesem analogen Process sind zwei Factoren, Variation und
Vererbung, die gleichen, wie bei der angenommenen Natur-
züchtung, und nur der dritte Factor ist verschieden. Der
hohe theoretische Werth der künstlichen Züchtung scheint
mir nun darin zu liegen, dass er die steigernde und um-
wandelnde Wirkung der beiden ersten Factoren sicher-
stellt. Hätten wir diese erschliessen müssen, so stünde es
schlecht um den Beweis der Naturzüchtung, denn unsere
Kenntnisse der fundamentalen Vorgänge von Variation und
Vererbung sind viel zu gering, als dass wir den Erfolg der
Combination gleicher oder ungleicher Elterneigenschaften
auf das Kind hätten vorhersagen können. Künstliche Züch-
tung aber hat uns mit einem reichen Erfahrungsschatz ver-
sehen, und wir dürfen jetzt sicher auf der That-
sache fussen, dass Steigerung, überhaupt Ver-
änderung der Eigenschaften in bestimmter
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