Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Werner, Abraham Gottlob: Kurze Klassifikation und Beschreibung der verschiedenen Gebirgsarten. Dresden, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Kurze Klassification und Beschreibung
vom Greiffensteine unweit Ehrenfriedersdorf, in welchem sehr deutliche und
zum Theil ziemlich große Gneißgeschiebe liegen. Dies beweißt, daß es
Gneiß giebt, der älter ist als ein Theil wahrer Granit. Spuren, daß
es Gneiß gebe, der jünger wäre, als Thonschiefer und Porphyr, habe ich,
alles sorgfältigen Nachsuchens unerachtet, nie gefunden. Der Gneiß ist
sehr metallführend. Fast alle Metalle kommen in ihm vor. Der größte
Theil des Glashüttner, Freyberger, Marienberger, Ehrenfriedersdorfer
und Annaberger Bergamts Refier, so wie auch ein Theil des Böhmischen
Erzgebirges
bey Graupen, Niklasberg und Klostergrab, besteht aus Gneiß-
gebirge. Auch das Kuttenberger und Iglauer Gebirge in Böhmen, des-
gleichen der Theil des Tauriskischen Gebirges, bey Gastein und Rauris,
im Salzburgischen, ist Gneiß.

§. 9.
3.) Glimmerschiefer.

Dieser ist aus Quarz und Glimmer gemengt, welche in einem schie-
frigen Gewebe mit einander verbunden sind. Er enthält mehr Glimmer,
als der Gneiß, und sehr häufig eingesprengte Granaten, so, daß man den
Granat beynahe als einen wesentlichen Theil seines Gemenges betrachten
sollte. Kalklager und allerley Arten von Erzlagern kommen sehr häufig
in Glimmerschiefergebirgen vor.

§. 10.
4) Thonschiefer.

Dieser ist als eine einfache oder ungemengte Gebirgsart, und die ihm
bisweilen beygemengten Steinarten, als zufällig beygemengte, zu betrach-
ten. Er besteht aus derjenigen einfachen Steinart, die man auch in der
Oryktognosie Thonschiefer nennt, und welche wieder sehr mannigfaltig ab-

geändert

Kurze Klaſſification und Beſchreibung
vom Greiffenſteine unweit Ehrenfriedersdorf, in welchem ſehr deutliche und
zum Theil ziemlich große Gneißgeſchiebe liegen. Dies beweißt, daß es
Gneiß giebt, der aͤlter iſt als ein Theil wahrer Granit. Spuren, daß
es Gneiß gebe, der juͤnger waͤre, als Thonſchiefer und Porphyr, habe ich,
alles ſorgfaͤltigen Nachſuchens unerachtet, nie gefunden. Der Gneiß iſt
ſehr metallfuͤhrend. Faſt alle Metalle kommen in ihm vor. Der groͤßte
Theil des Glashuͤttner, Freyberger, Marienberger, Ehrenfriedersdorfer
und Annaberger Bergamts Refier, ſo wie auch ein Theil des Boͤhmiſchen
Erzgebirges
bey Graupen, Niklasberg und Kloſtergrab, beſteht aus Gneiß-
gebirge. Auch das Kuttenberger und Iglauer Gebirge in Boͤhmen, des-
gleichen der Theil des Tauriſkiſchen Gebirges, bey Gaſtein und Rauris,
im Salzburgiſchen, iſt Gneiß.

§. 9.
3.) Glimmerſchiefer.

Dieſer iſt aus Quarz und Glimmer gemengt, welche in einem ſchie-
frigen Gewebe mit einander verbunden ſind. Er enthaͤlt mehr Glimmer,
als der Gneiß, und ſehr haͤufig eingeſprengte Granaten, ſo, daß man den
Granat beynahe als einen weſentlichen Theil ſeines Gemenges betrachten
ſollte. Kalklager und allerley Arten von Erzlagern kommen ſehr haͤufig
in Glimmerſchiefergebirgen vor.

§. 10.
4) Thonſchiefer.

Dieſer iſt als eine einfache oder ungemengte Gebirgsart, und die ihm
bisweilen beygemengten Steinarten, als zufaͤllig beygemengte, zu betrach-
ten. Er beſteht aus derjenigen einfachen Steinart, die man auch in der
Oryktognoſie Thonſchiefer nennt, und welche wieder ſehr mannigfaltig ab-

geaͤndert
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0016" n="10"/><fw place="top" type="header">Kurze Kla&#x017F;&#x017F;ification und Be&#x017F;chreibung</fw><lb/>
vom Greiffen&#x017F;teine unweit <placeName>Ehrenfriedersdorf</placeName>, in welchem &#x017F;ehr deutliche und<lb/>
zum Theil ziemlich große Gneißge&#x017F;chiebe liegen. Dies beweißt, daß es<lb/>
Gneiß giebt, der a&#x0364;lter i&#x017F;t als ein Theil wahrer Granit. Spuren, daß<lb/>
es Gneiß gebe, der ju&#x0364;nger wa&#x0364;re, als Thon&#x017F;chiefer und Porphyr, habe ich,<lb/>
alles &#x017F;orgfa&#x0364;ltigen Nach&#x017F;uchens unerachtet, nie gefunden. Der Gneiß i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ehr metallfu&#x0364;hrend. Fa&#x017F;t alle Metalle kommen in ihm vor. Der gro&#x0364;ßte<lb/>
Theil des Glashu&#x0364;ttner, Freyberger, Marienberger, Ehrenfriedersdorfer<lb/>
und Annaberger Bergamts Refier, &#x017F;o wie auch ein Theil des <placeName>Bo&#x0364;hmi&#x017F;chen<lb/>
Erzgebirges</placeName> bey <placeName>Graupen</placeName>, <placeName>Niklasberg</placeName> und <placeName>Klo&#x017F;tergrab</placeName>, be&#x017F;teht aus Gneiß-<lb/>
gebirge. Auch das <placeName>Kuttenberger</placeName> und <placeName>Iglauer Gebirge</placeName> in <placeName>Bo&#x0364;hmen</placeName>, des-<lb/>
gleichen der Theil des <placeName>Tauri&#x017F;ki&#x017F;chen Gebirges</placeName>, bey <placeName>Ga&#x017F;tein</placeName> und <placeName>Rauris</placeName>,<lb/>
im <placeName>Salzburgi&#x017F;chen</placeName>, i&#x017F;t Gneiß.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 9.<lb/></head>
              <head>3.) Glimmer&#x017F;chiefer.</head><lb/>
              <p>Die&#x017F;er i&#x017F;t aus Quarz und Glimmer gemengt, welche in einem &#x017F;chie-<lb/>
frigen Gewebe mit einander verbunden &#x017F;ind. Er entha&#x0364;lt mehr Glimmer,<lb/>
als der Gneiß, und &#x017F;ehr ha&#x0364;ufig einge&#x017F;prengte Granaten, &#x017F;o, daß man den<lb/>
Granat beynahe als einen we&#x017F;entlichen Theil &#x017F;eines Gemenges betrachten<lb/>
&#x017F;ollte. Kalklager und allerley Arten von Erzlagern kommen &#x017F;ehr ha&#x0364;ufig<lb/>
in Glimmer&#x017F;chiefergebirgen vor.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 10.<lb/></head>
              <head>4) Thon&#x017F;chiefer.</head><lb/>
              <p>Die&#x017F;er i&#x017F;t als eine einfache oder ungemengte Gebirgsart, und die ihm<lb/>
bisweilen beygemengten Steinarten, als zufa&#x0364;llig beygemengte, zu betrach-<lb/>
ten. Er be&#x017F;teht aus derjenigen einfachen Steinart, die man auch in der<lb/>
Oryktogno&#x017F;ie Thon&#x017F;chiefer nennt, und welche wieder &#x017F;ehr mannigfaltig ab-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gea&#x0364;ndert</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0016] Kurze Klaſſification und Beſchreibung vom Greiffenſteine unweit Ehrenfriedersdorf, in welchem ſehr deutliche und zum Theil ziemlich große Gneißgeſchiebe liegen. Dies beweißt, daß es Gneiß giebt, der aͤlter iſt als ein Theil wahrer Granit. Spuren, daß es Gneiß gebe, der juͤnger waͤre, als Thonſchiefer und Porphyr, habe ich, alles ſorgfaͤltigen Nachſuchens unerachtet, nie gefunden. Der Gneiß iſt ſehr metallfuͤhrend. Faſt alle Metalle kommen in ihm vor. Der groͤßte Theil des Glashuͤttner, Freyberger, Marienberger, Ehrenfriedersdorfer und Annaberger Bergamts Refier, ſo wie auch ein Theil des Boͤhmiſchen Erzgebirges bey Graupen, Niklasberg und Kloſtergrab, beſteht aus Gneiß- gebirge. Auch das Kuttenberger und Iglauer Gebirge in Boͤhmen, des- gleichen der Theil des Tauriſkiſchen Gebirges, bey Gaſtein und Rauris, im Salzburgiſchen, iſt Gneiß. §. 9. 3.) Glimmerſchiefer. Dieſer iſt aus Quarz und Glimmer gemengt, welche in einem ſchie- frigen Gewebe mit einander verbunden ſind. Er enthaͤlt mehr Glimmer, als der Gneiß, und ſehr haͤufig eingeſprengte Granaten, ſo, daß man den Granat beynahe als einen weſentlichen Theil ſeines Gemenges betrachten ſollte. Kalklager und allerley Arten von Erzlagern kommen ſehr haͤufig in Glimmerſchiefergebirgen vor. §. 10. 4) Thonſchiefer. Dieſer iſt als eine einfache oder ungemengte Gebirgsart, und die ihm bisweilen beygemengten Steinarten, als zufaͤllig beygemengte, zu betrach- ten. Er beſteht aus derjenigen einfachen Steinart, die man auch in der Oryktognoſie Thonſchiefer nennt, und welche wieder ſehr mannigfaltig ab- geaͤndert

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/werner_gebirgsarten_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/werner_gebirgsarten_1787/16
Zitationshilfe: Werner, Abraham Gottlob: Kurze Klassifikation und Beschreibung der verschiedenen Gebirgsarten. Dresden, 1787, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_gebirgsarten_1787/16>, abgerufen am 21.11.2024.