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Werner, Abraham Gottlob: Kurze Klassifikation und Beschreibung der verschiedenen Gebirgsarten. Dresden, 1787.

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der verschiedenen Gebirgsarten.
verbunden sind. Der Glimmer macht auch hier den mindesten Theil aus,
kömmt aber doch in etwas größerer Quantität, als im Granite vor. Feld-
spath und Quarz finden sich meist zu gleichen Theilen im Gneiße, doch
waltet der erstere vor, sobald sich der Gneiß dem Granite nähert, und der
leztere, wenn er in den Glimmerschiefer übergehet. Der Feldspath des
Gneißes ist zwar in einigen seltenen Fällen mehr oder weniger verwittert,
auch wohl gar in Porzellanerde aufgelößt, so wie der Glimmer zum Theil
in Speckstein verwandelt ist; aber, eben weil dies nur selten vorkömmt,
und von besondern Ursachen veranlaßt wird, so kann es nicht als etwas
Wesentliches in der Beschreibung dieser Gebirgsart angegeben, sondern
muß als eine zufällige Beschaffenheit derselben betrachtet und bemerkt wer-
den. Der Gneiß wird von vielen Mineralogen, obschon sehr unrichtig,
zu dem Granite gerechnet, andere hingegen zählen den Glimmerschiefer zum
Gneiße; obige Beschreibung aber, nebst denen beyden von dem Granite
und Glimmerschiefer, werden, wie mich dünkt, die Gränzen dieser drey
Gebirgsarten hinlänglich genau bestimmen. Das Gneißgebirge zeichnet
sich von dem Granitgebirge auch noch dadurch aus: daß in ihm zuweilen,
in jenem aber äußerst selten, Granat vorkömmt, und daß in den Gneiß-
gebirge sich oft Kalklager finden, die in den Granitgebirgen, so viel itzt
bekannt ist, nie vorkommen. Ich besitze ein groß Stück wahren Granit

vom
lesungen über die Geognosie hielt, machte dazumal zuerst obige neue
Bestimmung des Gneißes bekannt, worinnen ich den Speckstein, das
Steinmark, oder den verhärteten Thon aus der Angabe der Gemeng-
theile dieser Gebirgsart herauswarf, und den Feldspath, der so deut-
lich darinnen liegt, daß ich mich wundern muß, wie man ihn hat über-
sehen können, hinein aufnahm. So sonderbar vielen diese neue Be-
stimmung gleich anfänglich vorkam, so fand man sie doch bald der Na-
tur gemäß, und in kurzer Zeit wurde sie allgemein bekannt und ange-
nommen.
B

der verſchiedenen Gebirgsarten.
verbunden ſind. Der Glimmer macht auch hier den mindeſten Theil aus,
koͤmmt aber doch in etwas groͤßerer Quantitaͤt, als im Granite vor. Feld-
ſpath und Quarz finden ſich meiſt zu gleichen Theilen im Gneiße, doch
waltet der erſtere vor, ſobald ſich der Gneiß dem Granite naͤhert, und der
leztere, wenn er in den Glimmerſchiefer uͤbergehet. Der Feldſpath des
Gneißes iſt zwar in einigen ſeltenen Faͤllen mehr oder weniger verwittert,
auch wohl gar in Porzellanerde aufgeloͤßt, ſo wie der Glimmer zum Theil
in Speckſtein verwandelt iſt; aber, eben weil dies nur ſelten vorkoͤmmt,
und von beſondern Urſachen veranlaßt wird, ſo kann es nicht als etwas
Weſentliches in der Beſchreibung dieſer Gebirgsart angegeben, ſondern
muß als eine zufaͤllige Beſchaffenheit derſelben betrachtet und bemerkt wer-
den. Der Gneiß wird von vielen Mineralogen, obſchon ſehr unrichtig,
zu dem Granite gerechnet, andere hingegen zaͤhlen den Glimmerſchiefer zum
Gneiße; obige Beſchreibung aber, nebſt denen beyden von dem Granite
und Glimmerſchiefer, werden, wie mich duͤnkt, die Graͤnzen dieſer drey
Gebirgsarten hinlaͤnglich genau beſtimmen. Das Gneißgebirge zeichnet
ſich von dem Granitgebirge auch noch dadurch aus: daß in ihm zuweilen,
in jenem aber aͤußerſt ſelten, Granat vorkoͤmmt, und daß in den Gneiß-
gebirge ſich oft Kalklager finden, die in den Granitgebirgen, ſo viel itzt
bekannt iſt, nie vorkommen. Ich beſitze ein groß Stuͤck wahren Granit

vom
leſungen uͤber die Geognoſie hielt, machte dazumal zuerſt obige neue
Beſtimmung des Gneißes bekannt, worinnen ich den Speckſtein, das
Steinmark, oder den verhaͤrteten Thon aus der Angabe der Gemeng-
theile dieſer Gebirgsart herauswarf, und den Feldſpath, der ſo deut-
lich darinnen liegt, daß ich mich wundern muß, wie man ihn hat uͤber-
ſehen koͤnnen, hinein aufnahm. So ſonderbar vielen dieſe neue Be-
ſtimmung gleich anfaͤnglich vorkam, ſo fand man ſie doch bald der Na-
tur gemaͤß, und in kurzer Zeit wurde ſie allgemein bekannt und ange-
nommen.
B
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[9/0015] der verſchiedenen Gebirgsarten. verbunden ſind. Der Glimmer macht auch hier den mindeſten Theil aus, koͤmmt aber doch in etwas groͤßerer Quantitaͤt, als im Granite vor. Feld- ſpath und Quarz finden ſich meiſt zu gleichen Theilen im Gneiße, doch waltet der erſtere vor, ſobald ſich der Gneiß dem Granite naͤhert, und der leztere, wenn er in den Glimmerſchiefer uͤbergehet. Der Feldſpath des Gneißes iſt zwar in einigen ſeltenen Faͤllen mehr oder weniger verwittert, auch wohl gar in Porzellanerde aufgeloͤßt, ſo wie der Glimmer zum Theil in Speckſtein verwandelt iſt; aber, eben weil dies nur ſelten vorkoͤmmt, und von beſondern Urſachen veranlaßt wird, ſo kann es nicht als etwas Weſentliches in der Beſchreibung dieſer Gebirgsart angegeben, ſondern muß als eine zufaͤllige Beſchaffenheit derſelben betrachtet und bemerkt wer- den. Der Gneiß wird von vielen Mineralogen, obſchon ſehr unrichtig, zu dem Granite gerechnet, andere hingegen zaͤhlen den Glimmerſchiefer zum Gneiße; obige Beſchreibung aber, nebſt denen beyden von dem Granite und Glimmerſchiefer, werden, wie mich duͤnkt, die Graͤnzen dieſer drey Gebirgsarten hinlaͤnglich genau beſtimmen. Das Gneißgebirge zeichnet ſich von dem Granitgebirge auch noch dadurch aus: daß in ihm zuweilen, in jenem aber aͤußerſt ſelten, Granat vorkoͤmmt, und daß in den Gneiß- gebirge ſich oft Kalklager finden, die in den Granitgebirgen, ſo viel itzt bekannt iſt, nie vorkommen. Ich beſitze ein groß Stuͤck wahren Granit vom e) e) leſungen uͤber die Geognoſie hielt, machte dazumal zuerſt obige neue Beſtimmung des Gneißes bekannt, worinnen ich den Speckſtein, das Steinmark, oder den verhaͤrteten Thon aus der Angabe der Gemeng- theile dieſer Gebirgsart herauswarf, und den Feldſpath, der ſo deut- lich darinnen liegt, daß ich mich wundern muß, wie man ihn hat uͤber- ſehen koͤnnen, hinein aufnahm. So ſonderbar vielen dieſe neue Be- ſtimmung gleich anfaͤnglich vorkam, ſo fand man ſie doch bald der Na- tur gemaͤß, und in kurzer Zeit wurde ſie allgemein bekannt und ange- nommen. B

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Zitationshilfe: Werner, Abraham Gottlob: Kurze Klassifikation und Beschreibung der verschiedenen Gebirgsarten. Dresden, 1787, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_gebirgsarten_1787/15>, abgerufen am 21.11.2024.