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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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theilig zur Geltung und der Mangel an Sachkunde zeigte sich
besonders in einer Ueberladung des Schiffes mit Geschützen.

Nicht weniger als zwei und dreißig Geschütze, davon vier-
zehn 32-Pfünder -- zur damaligen Zeit die schwersten Kanonen
der Segelfregatten -- außerdem sechs 18-Pfünder und zwölf
18-pfündige Karronaden (mit kürzerem, schwächerem Rohr und
geringerer Pulverladung, als die gleichkalibrigen Kanonen) bilde-
ten die Armirung, während das Schiff schon für die Hälfte
dieser Geschütze zu klein und zu schwach war.

Erst kurz vor Beendigung des Umbaues gelang es dem
Comite, einen wirklichen Marineofficier in seine Dienste zu ziehen.
Es war ein Engländer, mit Namen Strutt; er hatte früher in
der englischen Flotte als sailing master gedient, war aber schon
seit längerer Zeit nicht mehr activ. Besonders glücklich konnte
man diese Wahl nicht nennen, denn viel Sachkunde brachte der
neue Chef der Hamburger Marine nicht mit. Die sailing
masters
waren früher in der englischen Marine Officiere zweiten
Ranges mit beschränktem Avancement (Kapitäne konnten sie nicht
werden) und von den eigentlichen Seeofficieren über die Achsel
angesehen. Ihr Dienst beschränkte sich lediglich auf die Navigi-
rung des Schiffes, auf dem sie sich befanden; den militärischen
Aufgaben standen sie aber ganz fremd, und ein solcher Mann,
der plötzlich als Organisator einer, wenn auch kleinen Marine
auftreten sollte, war deshalb deplacirt. Es dauerte auch nicht
lange, bis seine Schwächen völlig erkannt wurden und er von
der Schaubühne wieder abtreten mußte.

Mit der vollendeten Neueinrichtung der Schiffe erstand
eine andere Schwierigkeit. Die bereiten Mittel waren erschöpft,
die Sammlungen hatten aufgehört und man machte die Erfah-
rung, daß, trotz aller Begeisterung eines Volkes, aus freiwilligen
Beiträgen sich kaum ein wirkliches Kriegsschiff geschweige denn
eine Flotte schaffen lasse. Das Comite ließ sich dadurch jedoch
nicht entmuthigen. Im Hinblick auf die von der Nationalver-

Werner
theilig zur Geltung und der Mangel an Sachkunde zeigte ſich
beſonders in einer Ueberladung des Schiffes mit Geſchützen.

Nicht weniger als zwei und dreißig Geſchütze, davon vier-
zehn 32-Pfünder — zur damaligen Zeit die ſchwerſten Kanonen
der Segelfregatten — außerdem ſechs 18-Pfünder und zwölf
18-pfündige Karronaden (mit kürzerem, ſchwächerem Rohr und
geringerer Pulverladung, als die gleichkalibrigen Kanonen) bilde-
ten die Armirung, während das Schiff ſchon für die Hälfte
dieſer Geſchütze zu klein und zu ſchwach war.

Erſt kurz vor Beendigung des Umbaues gelang es dem
Comité, einen wirklichen Marineofficier in ſeine Dienſte zu ziehen.
Es war ein Engländer, mit Namen Strutt; er hatte früher in
der engliſchen Flotte als sailing master gedient, war aber ſchon
ſeit längerer Zeit nicht mehr activ. Beſonders glücklich konnte
man dieſe Wahl nicht nennen, denn viel Sachkunde brachte der
neue Chef der Hamburger Marine nicht mit. Die sailing
masters
waren früher in der engliſchen Marine Officiere zweiten
Ranges mit beſchränktem Avancement (Kapitäne konnten ſie nicht
werden) und von den eigentlichen Seeofficieren über die Achſel
angeſehen. Ihr Dienſt beſchränkte ſich lediglich auf die Navigi-
rung des Schiffes, auf dem ſie ſich befanden; den militäriſchen
Aufgaben ſtanden ſie aber ganz fremd, und ein ſolcher Mann,
der plötzlich als Organiſator einer, wenn auch kleinen Marine
auftreten ſollte, war deshalb deplacirt. Es dauerte auch nicht
lange, bis ſeine Schwächen völlig erkannt wurden und er von
der Schaubühne wieder abtreten mußte.

Mit der vollendeten Neueinrichtung der Schiffe erſtand
eine andere Schwierigkeit. Die bereiten Mittel waren erſchöpft,
die Sammlungen hatten aufgehört und man machte die Erfah-
rung, daß, trotz aller Begeiſterung eines Volkes, aus freiwilligen
Beiträgen ſich kaum ein wirkliches Kriegsſchiff geſchweige denn
eine Flotte ſchaffen laſſe. Das Comité ließ ſich dadurch jedoch
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[150/0162] Werner theilig zur Geltung und der Mangel an Sachkunde zeigte ſich beſonders in einer Ueberladung des Schiffes mit Geſchützen. Nicht weniger als zwei und dreißig Geſchütze, davon vier- zehn 32-Pfünder — zur damaligen Zeit die ſchwerſten Kanonen der Segelfregatten — außerdem ſechs 18-Pfünder und zwölf 18-pfündige Karronaden (mit kürzerem, ſchwächerem Rohr und geringerer Pulverladung, als die gleichkalibrigen Kanonen) bilde- ten die Armirung, während das Schiff ſchon für die Hälfte dieſer Geſchütze zu klein und zu ſchwach war. Erſt kurz vor Beendigung des Umbaues gelang es dem Comité, einen wirklichen Marineofficier in ſeine Dienſte zu ziehen. Es war ein Engländer, mit Namen Strutt; er hatte früher in der engliſchen Flotte als sailing master gedient, war aber ſchon ſeit längerer Zeit nicht mehr activ. Beſonders glücklich konnte man dieſe Wahl nicht nennen, denn viel Sachkunde brachte der neue Chef der Hamburger Marine nicht mit. Die sailing masters waren früher in der engliſchen Marine Officiere zweiten Ranges mit beſchränktem Avancement (Kapitäne konnten ſie nicht werden) und von den eigentlichen Seeofficieren über die Achſel angeſehen. Ihr Dienſt beſchränkte ſich lediglich auf die Navigi- rung des Schiffes, auf dem ſie ſich befanden; den militäriſchen Aufgaben ſtanden ſie aber ganz fremd, und ein ſolcher Mann, der plötzlich als Organiſator einer, wenn auch kleinen Marine auftreten ſollte, war deshalb deplacirt. Es dauerte auch nicht lange, bis ſeine Schwächen völlig erkannt wurden und er von der Schaubühne wieder abtreten mußte. Mit der vollendeten Neueinrichtung der Schiffe erſtand eine andere Schwierigkeit. Die bereiten Mittel waren erſchöpft, die Sammlungen hatten aufgehört und man machte die Erfah- rung, daß, trotz aller Begeiſterung eines Volkes, aus freiwilligen Beiträgen ſich kaum ein wirkliches Kriegsſchiff geſchweige denn eine Flotte ſchaffen laſſe. Das Comité ließ ſich dadurch jedoch nicht entmuthigen. Im Hinblick auf die von der Nationalver-

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/162>, abgerufen am 21.11.2024.