So gingen denn im October 1848 die Anfänge der deut- schen Flotte, die allerdings noch vieles zu wünschen übrig ließen, in den Besitz des Reiches über. Die schwarzrothgoldene Flagge mit dem Reichsadler entfaltete sich an ihren Gaffeln und der Gedanke deutscher Seemächtigkeit schien sich seiner Verwirklichung nähern zu wollen. Daß dies vorläufig nur ein frommer Wunsch bleiben, daß der eingesetzten Centralgewalt nicht sehr bald die definitive Gestaltung einer einheitlichen starken Reichsregierung folgen würde, glaubten damals noch Wenige befürchten zu müssen.
Im Reichsministerium befand man sich indessen der zu- künftigen deutschen Flotte gegenüber in nicht geringer Verlegen- heit. Es war Niemand da, der auch nur das geringste Ver- ständniß von der Organisation einer Marine gehabt hätte, und doch verlangte das Volk, daß beim Wiederausbruch des Krieges im nächsten Frühjahre die schwarzrothgoldene Flagge dem Danne- brog auf dem Meere entgegentreten und ihn von unseren Küsten verjagen sollte. Man forschte im In- und Auslande nach ge- eigneten Persönlichkeiten, namentlich deutscher Nationalität, denen man die Marineangelegenheiten übertragen könne, allein lange Zeit vergebens. Der österreichische Admiral Sourdeau, den man zuerst im Auge hatte, antwortete nicht einmal auf das deshalb an ihn gerichtete Schreiben des Reichsministers Schmerling, seines Landsmannes, ein Umstand, der durchblicken ließ, wie Oesterreich sich zum zukünftigen deutschen Reich zu stellen beab- sichtigte. Nordamerika, der einzige auswärtige Staat, der über- haupt die deutsche Centralgewalt anerkannte, war geneigt, einen höheren Marineofficier nach Frankfurt zu senden, aber darüber mußten, wegen der Entfernung, noch Monate vergehen, während es nöthig war, daß Jemand sofort die Angelegenheit in die Hand nahm, um die einleitenden Schritte zu thun.
Der Bremer Großkaufmann Duckwitz war als Reichs- Handelsminister berufen. Weil er sich als Bremer natürlich lebhafter für Schiffahrtsangelegenheiten interessirte und man ihm
Die deutſche Marine 1848—1852
So gingen denn im October 1848 die Anfänge der deut- ſchen Flotte, die allerdings noch vieles zu wünſchen übrig ließen, in den Beſitz des Reiches über. Die ſchwarzrothgoldene Flagge mit dem Reichsadler entfaltete ſich an ihren Gaffeln und der Gedanke deutſcher Seemächtigkeit ſchien ſich ſeiner Verwirklichung nähern zu wollen. Daß dies vorläufig nur ein frommer Wunſch bleiben, daß der eingeſetzten Centralgewalt nicht ſehr bald die definitive Geſtaltung einer einheitlichen ſtarken Reichsregierung folgen würde, glaubten damals noch Wenige befürchten zu müſſen.
Im Reichsminiſterium befand man ſich indeſſen der zu- künftigen deutſchen Flotte gegenüber in nicht geringer Verlegen- heit. Es war Niemand da, der auch nur das geringſte Ver- ſtändniß von der Organiſation einer Marine gehabt hätte, und doch verlangte das Volk, daß beim Wiederausbruch des Krieges im nächſten Frühjahre die ſchwarzrothgoldene Flagge dem Danne- brog auf dem Meere entgegentreten und ihn von unſeren Küſten verjagen ſollte. Man forſchte im In- und Auslande nach ge- eigneten Perſönlichkeiten, namentlich deutſcher Nationalität, denen man die Marineangelegenheiten übertragen könne, allein lange Zeit vergebens. Der öſterreichiſche Admiral Sourdeau, den man zuerſt im Auge hatte, antwortete nicht einmal auf das deshalb an ihn gerichtete Schreiben des Reichsminiſters Schmerling, ſeines Landsmannes, ein Umſtand, der durchblicken ließ, wie Oeſterreich ſich zum zukünftigen deutſchen Reich zu ſtellen beab- ſichtigte. Nordamerika, der einzige auswärtige Staat, der über- haupt die deutſche Centralgewalt anerkannte, war geneigt, einen höheren Marineofficier nach Frankfurt zu ſenden, aber darüber mußten, wegen der Entfernung, noch Monate vergehen, während es nöthig war, daß Jemand ſofort die Angelegenheit in die Hand nahm, um die einleitenden Schritte zu thun.
Der Bremer Großkaufmann Duckwitz war als Reichs- Handelsminiſter berufen. Weil er ſich als Bremer natürlich lebhafter für Schiffahrtsangelegenheiten intereſſirte und man ihm
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Die deutſche Marine 1848—1852
So gingen denn im October 1848 die Anfänge der deut-
ſchen Flotte, die allerdings noch vieles zu wünſchen übrig ließen,
in den Beſitz des Reiches über. Die ſchwarzrothgoldene Flagge
mit dem Reichsadler entfaltete ſich an ihren Gaffeln und der
Gedanke deutſcher Seemächtigkeit ſchien ſich ſeiner Verwirklichung
nähern zu wollen. Daß dies vorläufig nur ein frommer Wunſch
bleiben, daß der eingeſetzten Centralgewalt nicht ſehr bald die
definitive Geſtaltung einer einheitlichen ſtarken Reichsregierung
folgen würde, glaubten damals noch Wenige befürchten zu müſſen.
Im Reichsminiſterium befand man ſich indeſſen der zu-
künftigen deutſchen Flotte gegenüber in nicht geringer Verlegen-
heit. Es war Niemand da, der auch nur das geringſte Ver-
ſtändniß von der Organiſation einer Marine gehabt hätte, und
doch verlangte das Volk, daß beim Wiederausbruch des Krieges
im nächſten Frühjahre die ſchwarzrothgoldene Flagge dem Danne-
brog auf dem Meere entgegentreten und ihn von unſeren Küſten
verjagen ſollte. Man forſchte im In- und Auslande nach ge-
eigneten Perſönlichkeiten, namentlich deutſcher Nationalität, denen
man die Marineangelegenheiten übertragen könne, allein lange
Zeit vergebens. Der öſterreichiſche Admiral Sourdeau, den man
zuerſt im Auge hatte, antwortete nicht einmal auf das deshalb
an ihn gerichtete Schreiben des Reichsminiſters Schmerling,
ſeines Landsmannes, ein Umſtand, der durchblicken ließ, wie
Oeſterreich ſich zum zukünftigen deutſchen Reich zu ſtellen beab-
ſichtigte. Nordamerika, der einzige auswärtige Staat, der über-
haupt die deutſche Centralgewalt anerkannte, war geneigt, einen
höheren Marineofficier nach Frankfurt zu ſenden, aber darüber
mußten, wegen der Entfernung, noch Monate vergehen, während
es nöthig war, daß Jemand ſofort die Angelegenheit in die
Hand nahm, um die einleitenden Schritte zu thun.
Der Bremer Großkaufmann Duckwitz war als Reichs-
Handelsminiſter berufen. Weil er ſich als Bremer natürlich
lebhafter für Schiffahrtsangelegenheiten intereſſirte und man ihm
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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/165>, abgerufen am 21.11.2024.
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