Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.Werner auch mehr Kenntniß nautischer Dinge zutraute, als den übrigenMinistern, so wurde ihm die Marine übertragen. Es fiel ihm eine schwere, undankbare Aufgabe zu; aber er unterzog sich der- selben mit patriotischer Hingebung und die Gerechtigkeit erfordert, anzuerkennen, daß er trotz der großen entgegenstehenden Schwie- rigkeiten in der kurzen Zeit seiner Amtsführung (bis Mai 1849) ungemein viel geschaffen und der deutschen Marine eine Grund- lage gegeben hatte, die sich, wenn es ersterer vergönnt gewesen, sich darauf emporzubauen, als eine gute und solide bewährt haben würde. Duckwitz erinnerte lebhaft an jene alten Patriciernaturen, Als Hauptaufgabe betrachtete der neue Marineminister die Dieser ritterliche Hohenzoller hatte seit seiner frühesten Werner auch mehr Kenntniß nautiſcher Dinge zutraute, als den übrigenMiniſtern, ſo wurde ihm die Marine übertragen. Es fiel ihm eine ſchwere, undankbare Aufgabe zu; aber er unterzog ſich der- ſelben mit patriotiſcher Hingebung und die Gerechtigkeit erfordert, anzuerkennen, daß er trotz der großen entgegenſtehenden Schwie- rigkeiten in der kurzen Zeit ſeiner Amtsführung (bis Mai 1849) ungemein viel geſchaffen und der deutſchen Marine eine Grund- lage gegeben hatte, die ſich, wenn es erſterer vergönnt geweſen, ſich darauf emporzubauen, als eine gute und ſolide bewährt haben würde. Duckwitz erinnerte lebhaft an jene alten Patriciernaturen, Als Hauptaufgabe betrachtete der neue Marineminiſter die Dieſer ritterliche Hohenzoller hatte ſeit ſeiner früheſten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0166" n="154"/><fw place="top" type="header">Werner</fw><lb/> auch mehr Kenntniß nautiſcher Dinge zutraute, als den übrigen<lb/> Miniſtern, ſo wurde ihm die Marine übertragen. Es fiel ihm<lb/> eine ſchwere, undankbare Aufgabe zu; aber er unterzog ſich der-<lb/> ſelben mit patriotiſcher Hingebung und die Gerechtigkeit erfordert,<lb/> anzuerkennen, daß er trotz der großen entgegenſtehenden Schwie-<lb/> rigkeiten in der kurzen Zeit ſeiner Amtsführung (bis Mai 1849)<lb/> ungemein viel geſchaffen und der deutſchen Marine eine Grund-<lb/> lage gegeben hatte, die ſich, wenn es erſterer vergönnt geweſen,<lb/> ſich darauf emporzubauen, als eine gute und ſolide bewährt<lb/> haben würde.</p><lb/> <p>Duckwitz erinnerte lebhaft an jene alten Patriciernaturen,<lb/> wie ſie uns in der ruhmvollen Geſchichte der Hanſa ſo glänzend<lb/> entgegentreten; vornehme Männer, aber practiſche kluge Kauf-<lb/> leute, zugleich gewiegte Diplomaten und wenn es ſein mußte,<lb/> tapfere und geſcheite Heerführer zu Waſſer und zu Lande, die<lb/> zu ſiegen oder zu ſterben wußten, ſtets und überall als leuch-<lb/> tendes Beiſpiel vorangehend und auf jedem Poſten, den das<lb/> Vertrauen ihrer Mitbürger ihnen übertrug, Großes leiſtend.</p><lb/> <p>Als Hauptaufgabe betrachtete der neue Marineminiſter die<lb/> Heranziehung von ſachkundigen Männern, welche bei der Or-<lb/> ganiſation mitwirken konnten. Er wandte ſich zunächſt an den<lb/> Geſandten der Vereinigten Staaten und erhielt bei deren freund-<lb/> lichen Geſinnungen für Deutſchland auch ſogleich bereitwillige<lb/> Zuſage für die Sendung eines hervorragenden Marineofficiers.<lb/> Sein zweiter Schritt war durch Vermittlung des Erzherzog-<lb/> Reichsverweſers den Prinz Adalbert von Preußen zu einer thäti-<lb/> gen Theilnahme an dem Organiſationswerke zu vermögen.</p><lb/> <p>Dieſer ritterliche Hohenzoller hatte ſeit ſeiner früheſten<lb/> Jugend das größte Intereſſe für Marineangelegenheiten an den<lb/> Tag gelegt und ſich nicht nur mit dem Studium derſelben auf<lb/> das eingehendſte beſchäftigt, ſondern war, wo ſich ihm irgend die<lb/> Gelegenheit bot, bemüht geweſen, das Seeweſen nach allen Rich-<lb/> tungen auch practiſch kennen zu lernen. Sein Enthuſiasmus<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [154/0166]
Werner
auch mehr Kenntniß nautiſcher Dinge zutraute, als den übrigen
Miniſtern, ſo wurde ihm die Marine übertragen. Es fiel ihm
eine ſchwere, undankbare Aufgabe zu; aber er unterzog ſich der-
ſelben mit patriotiſcher Hingebung und die Gerechtigkeit erfordert,
anzuerkennen, daß er trotz der großen entgegenſtehenden Schwie-
rigkeiten in der kurzen Zeit ſeiner Amtsführung (bis Mai 1849)
ungemein viel geſchaffen und der deutſchen Marine eine Grund-
lage gegeben hatte, die ſich, wenn es erſterer vergönnt geweſen,
ſich darauf emporzubauen, als eine gute und ſolide bewährt
haben würde.
Duckwitz erinnerte lebhaft an jene alten Patriciernaturen,
wie ſie uns in der ruhmvollen Geſchichte der Hanſa ſo glänzend
entgegentreten; vornehme Männer, aber practiſche kluge Kauf-
leute, zugleich gewiegte Diplomaten und wenn es ſein mußte,
tapfere und geſcheite Heerführer zu Waſſer und zu Lande, die
zu ſiegen oder zu ſterben wußten, ſtets und überall als leuch-
tendes Beiſpiel vorangehend und auf jedem Poſten, den das
Vertrauen ihrer Mitbürger ihnen übertrug, Großes leiſtend.
Als Hauptaufgabe betrachtete der neue Marineminiſter die
Heranziehung von ſachkundigen Männern, welche bei der Or-
ganiſation mitwirken konnten. Er wandte ſich zunächſt an den
Geſandten der Vereinigten Staaten und erhielt bei deren freund-
lichen Geſinnungen für Deutſchland auch ſogleich bereitwillige
Zuſage für die Sendung eines hervorragenden Marineofficiers.
Sein zweiter Schritt war durch Vermittlung des Erzherzog-
Reichsverweſers den Prinz Adalbert von Preußen zu einer thäti-
gen Theilnahme an dem Organiſationswerke zu vermögen.
Dieſer ritterliche Hohenzoller hatte ſeit ſeiner früheſten
Jugend das größte Intereſſe für Marineangelegenheiten an den
Tag gelegt und ſich nicht nur mit dem Studium derſelben auf
das eingehendſte beſchäftigt, ſondern war, wo ſich ihm irgend die
Gelegenheit bot, bemüht geweſen, das Seeweſen nach allen Rich-
tungen auch practiſch kennen zu lernen. Sein Enthuſiasmus
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