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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Die deutsche Marine 1848--1852
glück heftete sich immer drohender an seine Fersen. Der Wind
war zwar stärker geworden, aber, wie bemerkt, etwas nach
Norden herumgegangen, so daß es möglich schien, mit dem
Schiffe abzukreuzen und das freie Fahrwasser der Bucht zu ge-
winnen. Unter dem heftigsten Feuer der deutschen Batterien
wurden Segel gesetzt und die Ankerkette gelöst, da wollte es
das böse Geschick der Dänen, daß auch diese letzte Hoffnung
vereitelt werden sollte. Im hintersten Maste des "Christian VIII."
waren Scharfschützen postirt worden, um auf die Geschütz-
bedienungen am Lande zu feuern. Namentlich wurde die ohne
Deckung zwischen Stadt und Nordschanze aufgestellte Nassauische
Feldbatterie unter Hauptmann Müller sehr von ihnen belästigt.
Um sich ihrer zu entledigen, ließ der Batteriechef ein Geschütz mit
Kartätschen laden und auf die Kreuzmars richten, wo jene stan-
den. Dieser Schuß fiel gerade in dem Augenblicke, als das
Linienschiff sich vorwärts zu bewegen begann, und er war es,
der letzteres in die Gewalt der Deutschen brachte. Die Kartät-
schen erfüllten nicht nur ihren Zweck, die Scharfschützen zu ver-
treiben, sondern sie zerrissen auch verschiedene wichtige Taue
und Segel. Dadurch verlor das Schiff seine Segel- und
Steuerkraft, drehte infolge dessen mit dem Vordertheile ver-
kehrt in den Wind und gerieth so fest auf den Grund,
daß an ein Wiederabkommen nicht zu denken war und es auch
mit seinen Geschützen die Schanzen nicht mehr bestreichen konnte,
während es selbst sich im heftigsten Kreuzfeuer derselben befand.

Die glühenden Kugeln hatten "Christian VIII." an ver-
schiedenen Stellen in Brand gesteckt, ohne daß es gelungen war,
an den Heerd des Feuers zu kommen und dasselbe zu löschen.
Wurde der Kampf fortgesetzt, so stand auch der "Gefion" dasselbe
Schicksal bevor. Die Todten und Verwundeten zählten, nament-
lich auf letzterem Schiffe, bereits nach Hunderten, die deut-
schen Schanzen aber hatten nicht viel mehr gelitten, als am
Vormittage und fast jeder ihrer Schüsse brachte Vernichtung.

Die deutſche Marine 1848—1852
glück heftete ſich immer drohender an ſeine Ferſen. Der Wind
war zwar ſtärker geworden, aber, wie bemerkt, etwas nach
Norden herumgegangen, ſo daß es möglich ſchien, mit dem
Schiffe abzukreuzen und das freie Fahrwaſſer der Bucht zu ge-
winnen. Unter dem heftigſten Feuer der deutſchen Batterien
wurden Segel geſetzt und die Ankerkette gelöſt, da wollte es
das böſe Geſchick der Dänen, daß auch dieſe letzte Hoffnung
vereitelt werden ſollte. Im hinterſten Maſte des „Chriſtian VIII.
waren Scharfſchützen poſtirt worden, um auf die Geſchütz-
bedienungen am Lande zu feuern. Namentlich wurde die ohne
Deckung zwiſchen Stadt und Nordſchanze aufgeſtellte Naſſauiſche
Feldbatterie unter Hauptmann Müller ſehr von ihnen beläſtigt.
Um ſich ihrer zu entledigen, ließ der Batteriechef ein Geſchütz mit
Kartätſchen laden und auf die Kreuzmars richten, wo jene ſtan-
den. Dieſer Schuß fiel gerade in dem Augenblicke, als das
Linienſchiff ſich vorwärts zu bewegen begann, und er war es,
der letzteres in die Gewalt der Deutſchen brachte. Die Kartät-
ſchen erfüllten nicht nur ihren Zweck, die Scharfſchützen zu ver-
treiben, ſondern ſie zerriſſen auch verſchiedene wichtige Taue
und Segel. Dadurch verlor das Schiff ſeine Segel- und
Steuerkraft, drehte infolge deſſen mit dem Vordertheile ver-
kehrt in den Wind und gerieth ſo feſt auf den Grund,
daß an ein Wiederabkommen nicht zu denken war und es auch
mit ſeinen Geſchützen die Schanzen nicht mehr beſtreichen konnte,
während es ſelbſt ſich im heftigſten Kreuzfeuer derſelben befand.

Die glühenden Kugeln hatten „Chriſtian VIII.“ an ver-
ſchiedenen Stellen in Brand geſteckt, ohne daß es gelungen war,
an den Heerd des Feuers zu kommen und daſſelbe zu löſchen.
Wurde der Kampf fortgeſetzt, ſo ſtand auch der „Gefion“ daſſelbe
Schickſal bevor. Die Todten und Verwundeten zählten, nament-
lich auf letzterem Schiffe, bereits nach Hunderten, die deut-
ſchen Schanzen aber hatten nicht viel mehr gelitten, als am
Vormittage und faſt jeder ihrer Schüſſe brachte Vernichtung.

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[183/0195] Die deutſche Marine 1848—1852 glück heftete ſich immer drohender an ſeine Ferſen. Der Wind war zwar ſtärker geworden, aber, wie bemerkt, etwas nach Norden herumgegangen, ſo daß es möglich ſchien, mit dem Schiffe abzukreuzen und das freie Fahrwaſſer der Bucht zu ge- winnen. Unter dem heftigſten Feuer der deutſchen Batterien wurden Segel geſetzt und die Ankerkette gelöſt, da wollte es das böſe Geſchick der Dänen, daß auch dieſe letzte Hoffnung vereitelt werden ſollte. Im hinterſten Maſte des „Chriſtian VIII.“ waren Scharfſchützen poſtirt worden, um auf die Geſchütz- bedienungen am Lande zu feuern. Namentlich wurde die ohne Deckung zwiſchen Stadt und Nordſchanze aufgeſtellte Naſſauiſche Feldbatterie unter Hauptmann Müller ſehr von ihnen beläſtigt. Um ſich ihrer zu entledigen, ließ der Batteriechef ein Geſchütz mit Kartätſchen laden und auf die Kreuzmars richten, wo jene ſtan- den. Dieſer Schuß fiel gerade in dem Augenblicke, als das Linienſchiff ſich vorwärts zu bewegen begann, und er war es, der letzteres in die Gewalt der Deutſchen brachte. Die Kartät- ſchen erfüllten nicht nur ihren Zweck, die Scharfſchützen zu ver- treiben, ſondern ſie zerriſſen auch verſchiedene wichtige Taue und Segel. Dadurch verlor das Schiff ſeine Segel- und Steuerkraft, drehte infolge deſſen mit dem Vordertheile ver- kehrt in den Wind und gerieth ſo feſt auf den Grund, daß an ein Wiederabkommen nicht zu denken war und es auch mit ſeinen Geſchützen die Schanzen nicht mehr beſtreichen konnte, während es ſelbſt ſich im heftigſten Kreuzfeuer derſelben befand. Die glühenden Kugeln hatten „Chriſtian VIII.“ an ver- ſchiedenen Stellen in Brand geſteckt, ohne daß es gelungen war, an den Heerd des Feuers zu kommen und daſſelbe zu löſchen. Wurde der Kampf fortgeſetzt, ſo ſtand auch der „Gefion“ daſſelbe Schickſal bevor. Die Todten und Verwundeten zählten, nament- lich auf letzterem Schiffe, bereits nach Hunderten, die deut- ſchen Schanzen aber hatten nicht viel mehr gelitten, als am Vormittage und faſt jeder ihrer Schüſſe brachte Vernichtung.

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/195>, abgerufen am 21.11.2024.