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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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ihr wie ein letzter Schrei der Verzweiflung. Es mußte schlimm
mit den Schiffen stehen, wenn man einen völkerrechtswidrigen Act
in Aussicht stellte, um ihren Abzug zu erzwingen. Die Bürger
von Eckernförde legten deshalb, selbst auf die Gefahr hin, ihre
schutzlose Stadt in einen rauchenden Trümmerhaufen verwandelt
zu sehen, die Entscheidung über die Forderung der Dänen in
die Hände der obersten Militärbehörde, und sahen resignirt der
Zukunft entgegen.

Der Herzog von Coburg wies die Forderung entschieden
ab und bewilligte Paludan nur eine zweistündige Waffenruhe,
die von beiden Seiten zur Ausbesserung der erlittenen Schäden
benutzt wurde. Dann begann der Kampf auf's Neue und
heftiger als zuvor, aber das Geschick wandte sich immer ver-
hängnißvoller gegen die Dänen. Die Südschanze feuerte eben-
falls mit glühenden Kugeln auf das Linienschiff und weihte es
damit dem Verderben. Der Wind war etwas nördlicher gegangen,
und die "Gefion" drehte der Preußerschen Batterie mehr ihr Heck
zu. Infolge dessen wurde sie der Länge nach beschossen und
verlor furchtbar an Menschen; von ihren beiden hintern Ge-
schützen mähten die Kugeln der Südschanze dreimal die Be-
dienungen nieder. Auch die Nassauer Feldbatterie griff ver-
heerend mit ihrem Feuer ein, obwol sie wegen des kleinen
Kalibers ihrer Geschütze nicht so todtbringend wirkte, wie die
der beiden Schanzen.

Alle Bemühungen Paludan's, um sein Schiff wieder in
tieferes Wasser zu bringen, blieben erfolglos. Er signalisirte der
"Gefion," ihm ein Kabeltau zu schicken, um sich damit vom Strande
abzuholen, dem der stets wachsende Ostwind das Linienschiff
immer näher gedrängt hatte. Das Boot mit dem Tau hatte
bereits den größten Theil des Wegs zurückgelegt, da wurde es
von einer Kugel aus der Südbatterie getroffen und sank mit
seiner Last und seiner Bemannung in die Tiefe.

Auch der letzte Versuch Paludan's mißlang und das Un-

Werner
ihr wie ein letzter Schrei der Verzweiflung. Es mußte ſchlimm
mit den Schiffen ſtehen, wenn man einen völkerrechtswidrigen Act
in Ausſicht ſtellte, um ihren Abzug zu erzwingen. Die Bürger
von Eckernförde legten deshalb, ſelbſt auf die Gefahr hin, ihre
ſchutzloſe Stadt in einen rauchenden Trümmerhaufen verwandelt
zu ſehen, die Entſcheidung über die Forderung der Dänen in
die Hände der oberſten Militärbehörde, und ſahen reſignirt der
Zukunft entgegen.

Der Herzog von Coburg wies die Forderung entſchieden
ab und bewilligte Paludan nur eine zweiſtündige Waffenruhe,
die von beiden Seiten zur Ausbeſſerung der erlittenen Schäden
benutzt wurde. Dann begann der Kampf auf’s Neue und
heftiger als zuvor, aber das Geſchick wandte ſich immer ver-
hängnißvoller gegen die Dänen. Die Südſchanze feuerte eben-
falls mit glühenden Kugeln auf das Linienſchiff und weihte es
damit dem Verderben. Der Wind war etwas nördlicher gegangen,
und die „Gefion“ drehte der Preußerſchen Batterie mehr ihr Heck
zu. Infolge deſſen wurde ſie der Länge nach beſchoſſen und
verlor furchtbar an Menſchen; von ihren beiden hintern Ge-
ſchützen mähten die Kugeln der Südſchanze dreimal die Be-
dienungen nieder. Auch die Naſſauer Feldbatterie griff ver-
heerend mit ihrem Feuer ein, obwol ſie wegen des kleinen
Kalibers ihrer Geſchütze nicht ſo todtbringend wirkte, wie die
der beiden Schanzen.

Alle Bemühungen Paludan’s, um ſein Schiff wieder in
tieferes Waſſer zu bringen, blieben erfolglos. Er ſignaliſirte der
„Gefion,“ ihm ein Kabeltau zu ſchicken, um ſich damit vom Strande
abzuholen, dem der ſtets wachſende Oſtwind das Linienſchiff
immer näher gedrängt hatte. Das Boot mit dem Tau hatte
bereits den größten Theil des Wegs zurückgelegt, da wurde es
von einer Kugel aus der Südbatterie getroffen und ſank mit
ſeiner Laſt und ſeiner Bemannung in die Tiefe.

Auch der letzte Verſuch Paludan’s mißlang und das Un-

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[182/0194] Werner ihr wie ein letzter Schrei der Verzweiflung. Es mußte ſchlimm mit den Schiffen ſtehen, wenn man einen völkerrechtswidrigen Act in Ausſicht ſtellte, um ihren Abzug zu erzwingen. Die Bürger von Eckernförde legten deshalb, ſelbſt auf die Gefahr hin, ihre ſchutzloſe Stadt in einen rauchenden Trümmerhaufen verwandelt zu ſehen, die Entſcheidung über die Forderung der Dänen in die Hände der oberſten Militärbehörde, und ſahen reſignirt der Zukunft entgegen. Der Herzog von Coburg wies die Forderung entſchieden ab und bewilligte Paludan nur eine zweiſtündige Waffenruhe, die von beiden Seiten zur Ausbeſſerung der erlittenen Schäden benutzt wurde. Dann begann der Kampf auf’s Neue und heftiger als zuvor, aber das Geſchick wandte ſich immer ver- hängnißvoller gegen die Dänen. Die Südſchanze feuerte eben- falls mit glühenden Kugeln auf das Linienſchiff und weihte es damit dem Verderben. Der Wind war etwas nördlicher gegangen, und die „Gefion“ drehte der Preußerſchen Batterie mehr ihr Heck zu. Infolge deſſen wurde ſie der Länge nach beſchoſſen und verlor furchtbar an Menſchen; von ihren beiden hintern Ge- ſchützen mähten die Kugeln der Südſchanze dreimal die Be- dienungen nieder. Auch die Naſſauer Feldbatterie griff ver- heerend mit ihrem Feuer ein, obwol ſie wegen des kleinen Kalibers ihrer Geſchütze nicht ſo todtbringend wirkte, wie die der beiden Schanzen. Alle Bemühungen Paludan’s, um ſein Schiff wieder in tieferes Waſſer zu bringen, blieben erfolglos. Er ſignaliſirte der „Gefion,“ ihm ein Kabeltau zu ſchicken, um ſich damit vom Strande abzuholen, dem der ſtets wachſende Oſtwind das Linienſchiff immer näher gedrängt hatte. Das Boot mit dem Tau hatte bereits den größten Theil des Wegs zurückgelegt, da wurde es von einer Kugel aus der Südbatterie getroffen und ſank mit ſeiner Laſt und ſeiner Bemannung in die Tiefe. Auch der letzte Verſuch Paludan’s mißlang und das Un-

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/194>, abgerufen am 24.11.2024.