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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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auf das Lebhafteste mitempfand, hielten es die verschiede-
nen säumigen Staaten doch für angemessen, die rückständigen
Matricularbeiträge einzuliefern, und so wurde die Klippe, an
der schon damals die Marine zu scheitern drohte, noch einmal
glücklich umschifft. Für uns in der Marine Stehende war der
5. April aber auch deshalb von größter Wichtigkeit, weil wir
damit in den Besitz eines Kriegsschiffes gelangten, das, abge-
sehen von seiner Größe und seinem für damalige Verhältnisse
bedeutenden Kriegswerthe, nach allen Richtungen hin als Modell
gelten durfte. Die "Gefion" war deshalb für die deutsche Flotte
eine kostbare Aquisition. Sie hatte zwar in dem Kampfe so
bedeutend gelitten, daß sie in den nächsten Monaten nicht activ
verwendet werden konnte, allein das beeinträchtigte ihren späteren
Werth für uns nicht, und als sie bald darauf von der
Centralgewalt übernommen und die schwarzrothgoldene Flagge
auf ihr geheißt wurde, da war das ein Jubel- und Freudentag
für die ganze Marine.

Wir glaubten in der so heiß erstrittenen Trophäe deutscher
Tapferkeit ein Pfand zu besitzen, das die deutsche Nation nicht
wieder von sich lassen würde und hielten jetzt die Fortexistenz
der Flotte, an der selbst wir jüngeren Officiere bisweilen
leise Zweifel zu hegen begannen, für gesichert. Dies Gefühl
wirkte auf alle Verhältnisse günstig zurück. Wir brannten vor
Verlangen, uns mit den Dänen zu messen und, wie wir natür-
lich voraussetzten, ebenfalls Lorbeeren zu pflücken. Mit wahrem
Feuereifer wurde das neue Geschütz-Exercirreglement auswendig
gelernt, und Jeder that sein Bestes, um sich nach allen Rich-
tungen für die kommenden Gefechte vorzubereiten. An Bord
der fertig ausgerüsteten Corvetten "Hamburg" und "Lübeck" gelang
dies auch völlig, und Ende April waren diese beiden Schiffe,
wenigstens was ihre Besatzung betraf, so kriegstüchtig, daß sie
unbedingt in den Kampf ziehen konnten, da sie auch schon eine
Schießübung abgehalten hatten. Auf dem "Barbarossa" zögerte

Werner
auf das Lebhafteſte mitempfand, hielten es die verſchiede-
nen ſäumigen Staaten doch für angemeſſen, die rückſtändigen
Matricularbeiträge einzuliefern, und ſo wurde die Klippe, an
der ſchon damals die Marine zu ſcheitern drohte, noch einmal
glücklich umſchifft. Für uns in der Marine Stehende war der
5. April aber auch deshalb von größter Wichtigkeit, weil wir
damit in den Beſitz eines Kriegsſchiffes gelangten, das, abge-
ſehen von ſeiner Größe und ſeinem für damalige Verhältniſſe
bedeutenden Kriegswerthe, nach allen Richtungen hin als Modell
gelten durfte. Die „Gefion“ war deshalb für die deutſche Flotte
eine koſtbare Aquiſition. Sie hatte zwar in dem Kampfe ſo
bedeutend gelitten, daß ſie in den nächſten Monaten nicht activ
verwendet werden konnte, allein das beeinträchtigte ihren ſpäteren
Werth für uns nicht, und als ſie bald darauf von der
Centralgewalt übernommen und die ſchwarzrothgoldene Flagge
auf ihr geheißt wurde, da war das ein Jubel- und Freudentag
für die ganze Marine.

Wir glaubten in der ſo heiß erſtrittenen Trophäe deutſcher
Tapferkeit ein Pfand zu beſitzen, das die deutſche Nation nicht
wieder von ſich laſſen würde und hielten jetzt die Fortexiſtenz
der Flotte, an der ſelbſt wir jüngeren Officiere bisweilen
leiſe Zweifel zu hegen begannen, für geſichert. Dies Gefühl
wirkte auf alle Verhältniſſe günſtig zurück. Wir brannten vor
Verlangen, uns mit den Dänen zu meſſen und, wie wir natür-
lich vorausſetzten, ebenfalls Lorbeeren zu pflücken. Mit wahrem
Feuereifer wurde das neue Geſchütz-Exercirreglement auswendig
gelernt, und Jeder that ſein Beſtes, um ſich nach allen Rich-
tungen für die kommenden Gefechte vorzubereiten. An Bord
der fertig ausgerüſteten Corvetten „Hamburg“ und „Lübeck“ gelang
dies auch völlig, und Ende April waren dieſe beiden Schiffe,
wenigſtens was ihre Beſatzung betraf, ſo kriegstüchtig, daß ſie
unbedingt in den Kampf ziehen konnten, da ſie auch ſchon eine
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[188/0200] Werner auf das Lebhafteſte mitempfand, hielten es die verſchiede- nen ſäumigen Staaten doch für angemeſſen, die rückſtändigen Matricularbeiträge einzuliefern, und ſo wurde die Klippe, an der ſchon damals die Marine zu ſcheitern drohte, noch einmal glücklich umſchifft. Für uns in der Marine Stehende war der 5. April aber auch deshalb von größter Wichtigkeit, weil wir damit in den Beſitz eines Kriegsſchiffes gelangten, das, abge- ſehen von ſeiner Größe und ſeinem für damalige Verhältniſſe bedeutenden Kriegswerthe, nach allen Richtungen hin als Modell gelten durfte. Die „Gefion“ war deshalb für die deutſche Flotte eine koſtbare Aquiſition. Sie hatte zwar in dem Kampfe ſo bedeutend gelitten, daß ſie in den nächſten Monaten nicht activ verwendet werden konnte, allein das beeinträchtigte ihren ſpäteren Werth für uns nicht, und als ſie bald darauf von der Centralgewalt übernommen und die ſchwarzrothgoldene Flagge auf ihr geheißt wurde, da war das ein Jubel- und Freudentag für die ganze Marine. Wir glaubten in der ſo heiß erſtrittenen Trophäe deutſcher Tapferkeit ein Pfand zu beſitzen, das die deutſche Nation nicht wieder von ſich laſſen würde und hielten jetzt die Fortexiſtenz der Flotte, an der ſelbſt wir jüngeren Officiere bisweilen leiſe Zweifel zu hegen begannen, für geſichert. Dies Gefühl wirkte auf alle Verhältniſſe günſtig zurück. Wir brannten vor Verlangen, uns mit den Dänen zu meſſen und, wie wir natür- lich vorausſetzten, ebenfalls Lorbeeren zu pflücken. Mit wahrem Feuereifer wurde das neue Geſchütz-Exercirreglement auswendig gelernt, und Jeder that ſein Beſtes, um ſich nach allen Rich- tungen für die kommenden Gefechte vorzubereiten. An Bord der fertig ausgerüſteten Corvetten „Hamburg“ und „Lübeck“ gelang dies auch völlig, und Ende April waren dieſe beiden Schiffe, wenigſtens was ihre Beſatzung betraf, ſo kriegstüchtig, daß ſie unbedingt in den Kampf ziehen konnten, da ſie auch ſchon eine Schießübung abgehalten hatten. Auf dem „Barbaroſſa“ zögerte

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/200>, abgerufen am 21.11.2024.