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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Die deutsche Marine 1848--1852
die dem deutschen Reiche durch den englischen Besitz Helgoland's
angethan ist?

Ein Stück deutscher Erde, von einem echt deutschen Volks-
stamme, den Friesen, bewohnt, stets zu Schleswig-Holstein ge-
hörig, unmittelbar an unserer Küste gelegen und einst ein Theil
derselben, der Schlüssel zu unseren größten Strömen -- befindet
sich in den Händen einer fremden Macht!

Nicht etwa materielle Gründe haben diese Macht bewogen,
sich 1814 die Insel vom König von Dänemark, der gar kein
Recht dazu besaß, abtreten zu lassen, denn sie birgt keine Schätze,
sie ist ein armes Fleckchen Fels und bringt nichts ein. Nein,
lediglich das Verlangen an unserer Nordseeküste eine feste Position
zu gewinnen, von der aus erstere vollständig beherrscht werden
konnte, war der Grund der Annexion.

Damals war Deutschland macht- und kraftlos und mußte
sich den Pfahl im Fleische gefallen lassen -- seitdem aber hat
es sich Macht und Kraft erworben. Es ist ein einiges Reich
und eine Großmacht ersten Ranges geworden, und es dürfte
deshalb wol an der Zeit sein, die Insel zurückzufordern, nicht
allein aus nationalen, sondern auch aus militärischen Gründen.

Helgoland ist, wie bemerkt, der Schlüssel zu unsern drei
großen Wasserstraßen: Elbe, Weser und Jade und beherrscht
überdies noch das Emsgebiet. Wird Deutschland mit einer See-
macht in einen Krieg verwickelt, so bildet die Insel der letzteren
die wirksamste Stütze für maritime Operationen gegen unsere
Küste. So lange das Leuchtfeuer auf Helgoland brennt, wird
dem Feinde die Navigirung in der Helgoländer Bucht und eine
Blockade unserer Nordseeküste ungemein erleichtert. Ohne in
unserm Besitze und geeignet armirt zu sein, so daß wir unter
dem Schutze seiner Batterien eine Abtheilung Kriegsfahrzeuge
(Panzerkanonenboote und Torpedoboote) stationiren können,
bietet die Insel dem Gegner -- wenigstens in der guten Jahres-
zeit -- verhältnißmäßig gesicherte Ankerplätze, wo er Kohlen

Die deutſche Marine 1848—1852
die dem deutſchen Reiche durch den engliſchen Beſitz Helgoland’s
angethan iſt?

Ein Stück deutſcher Erde, von einem echt deutſchen Volks-
ſtamme, den Frieſen, bewohnt, ſtets zu Schleswig-Holſtein ge-
hörig, unmittelbar an unſerer Küſte gelegen und einſt ein Theil
derſelben, der Schlüſſel zu unſeren größten Strömen — befindet
ſich in den Händen einer fremden Macht!

Nicht etwa materielle Gründe haben dieſe Macht bewogen,
ſich 1814 die Inſel vom König von Dänemark, der gar kein
Recht dazu beſaß, abtreten zu laſſen, denn ſie birgt keine Schätze,
ſie iſt ein armes Fleckchen Fels und bringt nichts ein. Nein,
lediglich das Verlangen an unſerer Nordſeeküſte eine feſte Poſition
zu gewinnen, von der aus erſtere vollſtändig beherrſcht werden
konnte, war der Grund der Annexion.

Damals war Deutſchland macht- und kraftlos und mußte
ſich den Pfahl im Fleiſche gefallen laſſen — ſeitdem aber hat
es ſich Macht und Kraft erworben. Es iſt ein einiges Reich
und eine Großmacht erſten Ranges geworden, und es dürfte
deshalb wol an der Zeit ſein, die Inſel zurückzufordern, nicht
allein aus nationalen, ſondern auch aus militäriſchen Gründen.

Helgoland iſt, wie bemerkt, der Schlüſſel zu unſern drei
großen Waſſerſtraßen: Elbe, Weſer und Jade und beherrſcht
überdies noch das Emsgebiet. Wird Deutſchland mit einer See-
macht in einen Krieg verwickelt, ſo bildet die Inſel der letzteren
die wirkſamſte Stütze für maritime Operationen gegen unſere
Küſte. So lange das Leuchtfeuer auf Helgoland brennt, wird
dem Feinde die Navigirung in der Helgoländer Bucht und eine
Blockade unſerer Nordſeeküſte ungemein erleichtert. Ohne in
unſerm Beſitze und geeignet armirt zu ſein, ſo daß wir unter
dem Schutze ſeiner Batterien eine Abtheilung Kriegsfahrzeuge
(Panzerkanonenboote und Torpedoboote) ſtationiren können,
bietet die Inſel dem Gegner — wenigſtens in der guten Jahres-
zeit — verhältnißmäßig geſicherte Ankerplätze, wo er Kohlen

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[197/0209] Die deutſche Marine 1848—1852 die dem deutſchen Reiche durch den engliſchen Beſitz Helgoland’s angethan iſt? Ein Stück deutſcher Erde, von einem echt deutſchen Volks- ſtamme, den Frieſen, bewohnt, ſtets zu Schleswig-Holſtein ge- hörig, unmittelbar an unſerer Küſte gelegen und einſt ein Theil derſelben, der Schlüſſel zu unſeren größten Strömen — befindet ſich in den Händen einer fremden Macht! Nicht etwa materielle Gründe haben dieſe Macht bewogen, ſich 1814 die Inſel vom König von Dänemark, der gar kein Recht dazu beſaß, abtreten zu laſſen, denn ſie birgt keine Schätze, ſie iſt ein armes Fleckchen Fels und bringt nichts ein. Nein, lediglich das Verlangen an unſerer Nordſeeküſte eine feſte Poſition zu gewinnen, von der aus erſtere vollſtändig beherrſcht werden konnte, war der Grund der Annexion. Damals war Deutſchland macht- und kraftlos und mußte ſich den Pfahl im Fleiſche gefallen laſſen — ſeitdem aber hat es ſich Macht und Kraft erworben. Es iſt ein einiges Reich und eine Großmacht erſten Ranges geworden, und es dürfte deshalb wol an der Zeit ſein, die Inſel zurückzufordern, nicht allein aus nationalen, ſondern auch aus militäriſchen Gründen. Helgoland iſt, wie bemerkt, der Schlüſſel zu unſern drei großen Waſſerſtraßen: Elbe, Weſer und Jade und beherrſcht überdies noch das Emsgebiet. Wird Deutſchland mit einer See- macht in einen Krieg verwickelt, ſo bildet die Inſel der letzteren die wirkſamſte Stütze für maritime Operationen gegen unſere Küſte. So lange das Leuchtfeuer auf Helgoland brennt, wird dem Feinde die Navigirung in der Helgoländer Bucht und eine Blockade unſerer Nordſeeküſte ungemein erleichtert. Ohne in unſerm Beſitze und geeignet armirt zu ſein, ſo daß wir unter dem Schutze ſeiner Batterien eine Abtheilung Kriegsfahrzeuge (Panzerkanonenboote und Torpedoboote) ſtationiren können, bietet die Inſel dem Gegner — wenigſtens in der guten Jahres- zeit — verhältnißmäßig geſicherte Ankerplätze, wo er Kohlen

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/209>, abgerufen am 21.11.2024.