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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Die deutsche Marine 1848--1852
versorgen. Dies setzte die Franzosen in den Stand, mit den-
selben zehn bis zwölf Schiffen Monate lang die Blockade der
Elbe, Weser und Jade aufrecht zu erhalten. War Helgoland
jedoch in unserem Besitz, so lag die Sache ganz anders. Von
Ankern und Kohlennehmen konnte dann keine Rede sein und mit
dem ausgelöschten Leuchtfeuer wäre die Schiffahrt in der Helgo-
länder Bucht für die Franzosen Nachts nicht nur eine höchst
unbequeme, sondern auch gefährliche geworden. Ohne Ankern
und Kohlenergänzen hätten sich ihre Panzer höchstens acht
bis zehn Tage in der Nähe unserer Küste halten können.
Wollten sie die Blockade aufrecht erhalten, so mußten sie
die doppelte Zahl von Schiffen haben, um sich abzulösen.
Hatte es unser Gegner aber damals schon für nöthig erachtet,
den drei Panzerschiffen, die 1870 unsern ganzen Reichthum
ausmachten, die dreifache Anzahl entgegenzustellen, um uns
in Schach zu halten, würde es ihm schwer geworden sein,
noch eine zweite ablösende Flotte in Dienst zu stellen, und
wie die Stärkenverhältnisse unserer Marine jetzt sind, könnte
davon erst recht nicht die Rede sein.

In militärischer Beziehung liegen die Sachen mithin für
uns folgendermaßen: So lange sich Helgoland in fremden
Händen befindet, sind wir gezwungen, zur Sicherstellung unserer
Nordseeküste eine verhältnißmäßig große Seemacht aufzustellen
und trotzdem in zweiter Reihe noch Landtruppen zur Abwehr
einer möglichen Invasion in Reserve zu halten, wenn wir es
mit einem mächtigen Feinde oder einer Coalition zu thun haben.

Gehört dagegen die Insel uns, so genügt ein Theil der
jetzt nothwendigen maritimen Streitkräfte, um sowol eine Blockade
unmöglich zu machen, als auch einer Invasion von der Nord-
see aus jede Chance eines Gelingens zu nehmen, und dem-
gemäß wird die Aufstellung von Landtruppen entbehrlich. Da-
durch erspart im Frieden unser Land nicht nur beträchtliche
Summen, weil wir die Zahl der Schlachtschiffe beschränken

Die deutſche Marine 1848—1852
verſorgen. Dies ſetzte die Franzoſen in den Stand, mit den-
ſelben zehn bis zwölf Schiffen Monate lang die Blockade der
Elbe, Weſer und Jade aufrecht zu erhalten. War Helgoland
jedoch in unſerem Beſitz, ſo lag die Sache ganz anders. Von
Ankern und Kohlennehmen konnte dann keine Rede ſein und mit
dem ausgelöſchten Leuchtfeuer wäre die Schiffahrt in der Helgo-
länder Bucht für die Franzoſen Nachts nicht nur eine höchſt
unbequeme, ſondern auch gefährliche geworden. Ohne Ankern
und Kohlenergänzen hätten ſich ihre Panzer höchſtens acht
bis zehn Tage in der Nähe unſerer Küſte halten können.
Wollten ſie die Blockade aufrecht erhalten, ſo mußten ſie
die doppelte Zahl von Schiffen haben, um ſich abzulöſen.
Hatte es unſer Gegner aber damals ſchon für nöthig erachtet,
den drei Panzerſchiffen, die 1870 unſern ganzen Reichthum
ausmachten, die dreifache Anzahl entgegenzuſtellen, um uns
in Schach zu halten, würde es ihm ſchwer geworden ſein,
noch eine zweite ablöſende Flotte in Dienſt zu ſtellen, und
wie die Stärkenverhältniſſe unſerer Marine jetzt ſind, könnte
davon erſt recht nicht die Rede ſein.

In militäriſcher Beziehung liegen die Sachen mithin für
uns folgendermaßen: So lange ſich Helgoland in fremden
Händen befindet, ſind wir gezwungen, zur Sicherſtellung unſerer
Nordſeeküſte eine verhältnißmäßig große Seemacht aufzuſtellen
und trotzdem in zweiter Reihe noch Landtruppen zur Abwehr
einer möglichen Invaſion in Reſerve zu halten, wenn wir es
mit einem mächtigen Feinde oder einer Coalition zu thun haben.

Gehört dagegen die Inſel uns, ſo genügt ein Theil der
jetzt nothwendigen maritimen Streitkräfte, um ſowol eine Blockade
unmöglich zu machen, als auch einer Invaſion von der Nord-
ſee aus jede Chance eines Gelingens zu nehmen, und dem-
gemäß wird die Aufſtellung von Landtruppen entbehrlich. Da-
durch erſpart im Frieden unſer Land nicht nur beträchtliche
Summen, weil wir die Zahl der Schlachtſchiffe beſchränken

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[199/0211] Die deutſche Marine 1848—1852 verſorgen. Dies ſetzte die Franzoſen in den Stand, mit den- ſelben zehn bis zwölf Schiffen Monate lang die Blockade der Elbe, Weſer und Jade aufrecht zu erhalten. War Helgoland jedoch in unſerem Beſitz, ſo lag die Sache ganz anders. Von Ankern und Kohlennehmen konnte dann keine Rede ſein und mit dem ausgelöſchten Leuchtfeuer wäre die Schiffahrt in der Helgo- länder Bucht für die Franzoſen Nachts nicht nur eine höchſt unbequeme, ſondern auch gefährliche geworden. Ohne Ankern und Kohlenergänzen hätten ſich ihre Panzer höchſtens acht bis zehn Tage in der Nähe unſerer Küſte halten können. Wollten ſie die Blockade aufrecht erhalten, ſo mußten ſie die doppelte Zahl von Schiffen haben, um ſich abzulöſen. Hatte es unſer Gegner aber damals ſchon für nöthig erachtet, den drei Panzerſchiffen, die 1870 unſern ganzen Reichthum ausmachten, die dreifache Anzahl entgegenzuſtellen, um uns in Schach zu halten, würde es ihm ſchwer geworden ſein, noch eine zweite ablöſende Flotte in Dienſt zu ſtellen, und wie die Stärkenverhältniſſe unſerer Marine jetzt ſind, könnte davon erſt recht nicht die Rede ſein. In militäriſcher Beziehung liegen die Sachen mithin für uns folgendermaßen: So lange ſich Helgoland in fremden Händen befindet, ſind wir gezwungen, zur Sicherſtellung unſerer Nordſeeküſte eine verhältnißmäßig große Seemacht aufzuſtellen und trotzdem in zweiter Reihe noch Landtruppen zur Abwehr einer möglichen Invaſion in Reſerve zu halten, wenn wir es mit einem mächtigen Feinde oder einer Coalition zu thun haben. Gehört dagegen die Inſel uns, ſo genügt ein Theil der jetzt nothwendigen maritimen Streitkräfte, um ſowol eine Blockade unmöglich zu machen, als auch einer Invaſion von der Nord- ſee aus jede Chance eines Gelingens zu nehmen, und dem- gemäß wird die Aufſtellung von Landtruppen entbehrlich. Da- durch erſpart im Frieden unſer Land nicht nur beträchtliche Summen, weil wir die Zahl der Schlachtſchiffe beſchränken

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/211>, abgerufen am 24.11.2024.