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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Die deutsche Marine 1848--1852
zu gehen. In dem einen Falle wurde sie nur durch eine
energische That ihres ersten Officiers, in dem andern durch die
schützende Hand Preußens vor dem sichern Untergange bewahrt.

Ich habe bereits früher erwähnt, daß mit dem Ankauf der
Corvetten "Hamburg", "Lübeck" und "Bremen" auch zwei von
den englischen Kapitänen übernommen wurden, von denen der
eine Commandant des "Barbarossa" war. Dem zweiten über-
trug Brommy den Befehl über die "Eckernförde" nach ihrer
Wiederherstellung. Nach Ansicht von uns deutschen Officieren
war dies aber ein entschiedener Mißgriff, denn wir alle hatten
Gelegenheit gehabt, den Engländer als einen wenig fähigen
Mann kennen zu lernen, der mindestens für das ihm be-
stimmte schwierige Commando gänzlich ungeeignet war. Glück-
licher Weise wurde ihm ein erster Officier zur Seite gestellt,
dem es nicht an Energie und Tüchtigkeit gebrach, der Schiffs-
fähnrich Thaulow, ein geborner Nordschleswiger. Daß Brommy
selbst dem Engländer nicht unbedingt Vertrauen schenkte, geht
aus den an Thaulow gerichteten Abschiedsworten hervor, als
dieser sich zur Uebernahme seiner neuen Stellung bei ihm ab-
meldete. "Mit Ihrer Ehre und Ihrem Leben sind Sie ver-
antwortlich für die Erhaltung der "Eckernförde"", sagte er zu ihm.
Von einem Ausländer konnte er das freilich nicht verlangen,
namentlich nicht unter so kritischen Umständen, unter denen die
Fregatte, nur auf sich selbst angewiesen, unbeschützt, in einem
vom Feinde occupirten Lande und unter einer Flagge lag, hinter
der nur die ohnmächtige Centralgewalt stand und der selbst die
neutralen Mächte die Anerkennung versagten.

Und dennoch wäre auch der tüchtigste Commandant den
Verhältnissen nicht gewachsen und das Schiff unbedingt verloren
gewesen, wenn ihm nicht König Friedrich Wilhelm IV. nach der
für Schleswig-Holstein so unglücklichen Schlacht von Idstedt die
Genehmigung zur Führung der preußischen Kriegsflagge ertheilt
und ein Detachement von hundert Soldaten unter Oberst von

Die deutſche Marine 1848—1852
zu gehen. In dem einen Falle wurde ſie nur durch eine
energiſche That ihres erſten Officiers, in dem andern durch die
ſchützende Hand Preußens vor dem ſichern Untergange bewahrt.

Ich habe bereits früher erwähnt, daß mit dem Ankauf der
Corvetten „Hamburg“, „Lübeck“ und „Bremen“ auch zwei von
den engliſchen Kapitänen übernommen wurden, von denen der
eine Commandant des „Barbaroſſa“ war. Dem zweiten über-
trug Brommy den Befehl über die „Eckernförde“ nach ihrer
Wiederherſtellung. Nach Anſicht von uns deutſchen Officieren
war dies aber ein entſchiedener Mißgriff, denn wir alle hatten
Gelegenheit gehabt, den Engländer als einen wenig fähigen
Mann kennen zu lernen, der mindeſtens für das ihm be-
ſtimmte ſchwierige Commando gänzlich ungeeignet war. Glück-
licher Weiſe wurde ihm ein erſter Officier zur Seite geſtellt,
dem es nicht an Energie und Tüchtigkeit gebrach, der Schiffs-
fähnrich Thaulow, ein geborner Nordſchleswiger. Daß Brommy
ſelbſt dem Engländer nicht unbedingt Vertrauen ſchenkte, geht
aus den an Thaulow gerichteten Abſchiedsworten hervor, als
dieſer ſich zur Uebernahme ſeiner neuen Stellung bei ihm ab-
meldete. „Mit Ihrer Ehre und Ihrem Leben ſind Sie ver-
antwortlich für die Erhaltung der „Eckernförde““, ſagte er zu ihm.
Von einem Ausländer konnte er das freilich nicht verlangen,
namentlich nicht unter ſo kritiſchen Umſtänden, unter denen die
Fregatte, nur auf ſich ſelbſt angewieſen, unbeſchützt, in einem
vom Feinde occupirten Lande und unter einer Flagge lag, hinter
der nur die ohnmächtige Centralgewalt ſtand und der ſelbſt die
neutralen Mächte die Anerkennung verſagten.

Und dennoch wäre auch der tüchtigſte Commandant den
Verhältniſſen nicht gewachſen und das Schiff unbedingt verloren
geweſen, wenn ihm nicht König Friedrich Wilhelm IV. nach der
für Schleswig-Holſtein ſo unglücklichen Schlacht von Idſtedt die
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und ein Detachement von hundert Soldaten unter Oberſt von

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[207/0219] Die deutſche Marine 1848—1852 zu gehen. In dem einen Falle wurde ſie nur durch eine energiſche That ihres erſten Officiers, in dem andern durch die ſchützende Hand Preußens vor dem ſichern Untergange bewahrt. Ich habe bereits früher erwähnt, daß mit dem Ankauf der Corvetten „Hamburg“, „Lübeck“ und „Bremen“ auch zwei von den engliſchen Kapitänen übernommen wurden, von denen der eine Commandant des „Barbaroſſa“ war. Dem zweiten über- trug Brommy den Befehl über die „Eckernförde“ nach ihrer Wiederherſtellung. Nach Anſicht von uns deutſchen Officieren war dies aber ein entſchiedener Mißgriff, denn wir alle hatten Gelegenheit gehabt, den Engländer als einen wenig fähigen Mann kennen zu lernen, der mindeſtens für das ihm be- ſtimmte ſchwierige Commando gänzlich ungeeignet war. Glück- licher Weiſe wurde ihm ein erſter Officier zur Seite geſtellt, dem es nicht an Energie und Tüchtigkeit gebrach, der Schiffs- fähnrich Thaulow, ein geborner Nordſchleswiger. Daß Brommy ſelbſt dem Engländer nicht unbedingt Vertrauen ſchenkte, geht aus den an Thaulow gerichteten Abſchiedsworten hervor, als dieſer ſich zur Uebernahme ſeiner neuen Stellung bei ihm ab- meldete. „Mit Ihrer Ehre und Ihrem Leben ſind Sie ver- antwortlich für die Erhaltung der „Eckernförde““, ſagte er zu ihm. Von einem Ausländer konnte er das freilich nicht verlangen, namentlich nicht unter ſo kritiſchen Umſtänden, unter denen die Fregatte, nur auf ſich ſelbſt angewieſen, unbeſchützt, in einem vom Feinde occupirten Lande und unter einer Flagge lag, hinter der nur die ohnmächtige Centralgewalt ſtand und der ſelbſt die neutralen Mächte die Anerkennung verſagten. Und dennoch wäre auch der tüchtigſte Commandant den Verhältniſſen nicht gewachſen und das Schiff unbedingt verloren geweſen, wenn ihm nicht König Friedrich Wilhelm IV. nach der für Schleswig-Holſtein ſo unglücklichen Schlacht von Idſtedt die Genehmigung zur Führung der preußiſchen Kriegsflagge ertheilt und ein Detachement von hundert Soldaten unter Oberſt von

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/219>, abgerufen am 24.11.2024.