Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.Werner Volkes gelebt, das die Freiheit und Einheit wollte, so lebte erjetzt weiter in der ersten thatsächlichen Erscheinung und Ver- körperung dieser Einheit, in der deutschen Flotte. In der schwarzrothgoldenen Kriegsflagge zeigte sich der Solchen Gefühlen patriotischer Begeisterung hatten auch die In seinem Danke hatte Brommy versprochen, sie unentweiht Die Antwort des Admirals lautete folgendermaßen: "Meine Damen! Durchdrungen von demselben Gefühle, Die mir in einer Zeit des Glaubens an ein einiges Werner Volkes gelebt, das die Freiheit und Einheit wollte, ſo lebte erjetzt weiter in der erſten thatſächlichen Erſcheinung und Ver- körperung dieſer Einheit, in der deutſchen Flotte. In der ſchwarzrothgoldenen Kriegsflagge zeigte ſich der Solchen Gefühlen patriotiſcher Begeiſterung hatten auch die In ſeinem Danke hatte Brommy verſprochen, ſie unentweiht Die Antwort des Admirals lautete folgendermaßen: „Meine Damen! Durchdrungen von demſelben Gefühle, Die mir in einer Zeit des Glaubens an ein einiges <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0238" n="226"/><fw place="top" type="header">Werner</fw><lb/> Volkes gelebt, das die Freiheit und Einheit wollte, ſo lebte er<lb/> jetzt weiter in der erſten thatſächlichen Erſcheinung und Ver-<lb/> körperung dieſer Einheit, in der deutſchen Flotte.</p><lb/> <p>In der ſchwarzrothgoldenen Kriegsflagge zeigte ſich der<lb/> erſte deutſche Aar, der die Raben der Zwietracht von den<lb/> Pforten des deutſchen Vaterlandes mit gewaltigem Flügelſchlage<lb/> zurückſcheuchen, der ſie in alle Winde zerſtreuen, ſeine Schwingen<lb/> entfalten und mit mächtigen Fängen die Feinde zermalmen ſollte.</p><lb/> <p>Solchen Gefühlen patriotiſcher Begeiſterung hatten auch die<lb/> Frauen und Jungfrauen der Stadt Brake, vor dem der<lb/> „Barbaroſſa“ zuerſt Anker geworfen, einen beredten Ausdruck<lb/> gegeben, als ſie im Mai 1849 dem damaligen Kapitän Brommy<lb/> eine koſtbare, von ihnen für jenes Schiff geſtickte Flagge über-<lb/> gaben und dieſe ſelbſt unter dem Hurrah der Flottenmannſchaft<lb/> und dem Donner der Kanonen hinaufzogen am Maſte, wo ſie<lb/> fortan zum Ruhme und zur Ehre Deutſchlands wehen ſollte.</p><lb/> <p>In ſeinem Danke hatte Brommy verſprochen, ſie unentweiht<lb/> hoch zu halten in Krieg und Frieden und ſich nicht von ihr zu<lb/> trennen. Als dann nach ſo kurzer Zeit jene erträumte Herrlich-<lb/> keit des deutſchen Reiches ſo tief in den Staub ſank und der<lb/> deutſche Aar, anſtatt ſeinen Flug zur Sonne zu richten, aber-<lb/> mals, wenn auch glücklicher Weiſe auf nicht lange Zeit, trauernd<lb/> das ſtolze Haupt unter den Flügeln barg, da fragten jene deut-<lb/> ſchen Jungfrauen nach dem Schickſal ihrer Flagge, die für immer<lb/> ſich von der Gaffel niedergeſenkt hatte.</p><lb/> <p>Die Antwort des Admirals lautete folgendermaßen:</p><lb/> <p>„Meine Damen! Durchdrungen von demſelben Gefühle,<lb/> welches Sie in dieſem verhängnißvollen Augenblicke bewegt,<lb/> wagte ich es, Ihrem Wunſche zuvorzukommen, als ich ſah, daß<lb/> die Stunde der Entſcheidung für die deutſche Marine geſchla-<lb/> gen hatte.</p><lb/> <p>Die mir in einer Zeit des Glaubens an ein einiges<lb/> Deutſchland von Ihnen an Bord des „Barbaroſſa“ überreichte<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [226/0238]
Werner
Volkes gelebt, das die Freiheit und Einheit wollte, ſo lebte er
jetzt weiter in der erſten thatſächlichen Erſcheinung und Ver-
körperung dieſer Einheit, in der deutſchen Flotte.
In der ſchwarzrothgoldenen Kriegsflagge zeigte ſich der
erſte deutſche Aar, der die Raben der Zwietracht von den
Pforten des deutſchen Vaterlandes mit gewaltigem Flügelſchlage
zurückſcheuchen, der ſie in alle Winde zerſtreuen, ſeine Schwingen
entfalten und mit mächtigen Fängen die Feinde zermalmen ſollte.
Solchen Gefühlen patriotiſcher Begeiſterung hatten auch die
Frauen und Jungfrauen der Stadt Brake, vor dem der
„Barbaroſſa“ zuerſt Anker geworfen, einen beredten Ausdruck
gegeben, als ſie im Mai 1849 dem damaligen Kapitän Brommy
eine koſtbare, von ihnen für jenes Schiff geſtickte Flagge über-
gaben und dieſe ſelbſt unter dem Hurrah der Flottenmannſchaft
und dem Donner der Kanonen hinaufzogen am Maſte, wo ſie
fortan zum Ruhme und zur Ehre Deutſchlands wehen ſollte.
In ſeinem Danke hatte Brommy verſprochen, ſie unentweiht
hoch zu halten in Krieg und Frieden und ſich nicht von ihr zu
trennen. Als dann nach ſo kurzer Zeit jene erträumte Herrlich-
keit des deutſchen Reiches ſo tief in den Staub ſank und der
deutſche Aar, anſtatt ſeinen Flug zur Sonne zu richten, aber-
mals, wenn auch glücklicher Weiſe auf nicht lange Zeit, trauernd
das ſtolze Haupt unter den Flügeln barg, da fragten jene deut-
ſchen Jungfrauen nach dem Schickſal ihrer Flagge, die für immer
ſich von der Gaffel niedergeſenkt hatte.
Die Antwort des Admirals lautete folgendermaßen:
„Meine Damen! Durchdrungen von demſelben Gefühle,
welches Sie in dieſem verhängnißvollen Augenblicke bewegt,
wagte ich es, Ihrem Wunſche zuvorzukommen, als ich ſah, daß
die Stunde der Entſcheidung für die deutſche Marine geſchla-
gen hatte.
Die mir in einer Zeit des Glaubens an ein einiges
Deutſchland von Ihnen an Bord des „Barbaroſſa“ überreichte
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