Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.Die Seejunker den schlummernden Insassen mit einem höchst unangenehmenRuck aus der horizontalen Lage in die vertikale versetzt. Die Unterhaltung nimmt eine andere Richtung. In Bre- "Du bist entzückt von dem Menschen," wendet er sich an Fahrenholz führt wirklich die Sachen elegant aus, erntet "Jetzt sollt Ihr aber etwas sehen," sagte er nun, "was Allgemeines Erstaunen und kopfschüttelnder Unglauben. "Ihr zweifelt, nun ich werde Euch den Beweis liefern. Der Spiritus familiaris erscheint mit den verlangten "So, nun scheert Euch auf fünf Minuten hinaus, wenn Als dem Befehle Folge geleistet ist, schält Fahrenholz das Die Seejunker den ſchlummernden Inſaſſen mit einem höchſt unangenehmenRuck aus der horizontalen Lage in die vertikale verſetzt. Die Unterhaltung nimmt eine andere Richtung. In Bre- „Du biſt entzückt von dem Menſchen,“ wendet er ſich an Fahrenholz führt wirklich die Sachen elegant aus, erntet „Jetzt ſollt Ihr aber etwas ſehen,“ ſagte er nun, „was Allgemeines Erſtaunen und kopfſchüttelnder Unglauben. „Ihr zweifelt, nun ich werde Euch den Beweis liefern. Der Spiritus familiaris erſcheint mit den verlangten „So, nun ſcheert Euch auf fünf Minuten hinaus, wenn Als dem Befehle Folge geleiſtet iſt, ſchält Fahrenholz das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0311" n="299"/><fw place="top" type="header">Die Seejunker</fw><lb/> den ſchlummernden Inſaſſen mit einem höchſt unangenehmen<lb/> Ruck aus der horizontalen Lage in die vertikale verſetzt.</p><lb/> <p>Die Unterhaltung nimmt eine andere Richtung. In Bre-<lb/> merhafen giebt ein Taſchenſpieler Vorſtellungen, welche kürzlich<lb/> von einem Theil der Seejunker beſucht worden, und es werden nun<lb/> ſeine Leiſtungen kritiſirt. Auf Böhrs haben ſie einen ungemein<lb/> imponirenden Eindruck hervorgebracht, während Andere weniger<lb/> davon erbaut ſind und Fahrenholz, der ſelbſt in dieſem Fache<lb/> dilettirt, ſie ſehr abfällig beurtheilt. Böhrs iſt ein ganz guter<lb/> Junge, denkt nur ein wenig langſam und muß deshalb oft als<lb/> Stichblatt für die Witze der Uebrigen dienen. Sein Enthuſias-<lb/> mus für den Taſchenſpieler giebt Fahrenholz eine Idee ein, die<lb/> Geſellſchaft auf ſeine Koſten zu amüſiren.</p><lb/> <p>„Du biſt entzückt von dem Menſchen,“ wendet er ſich an<lb/> Böhrs; „ich will Dir zeigen, daß er ein Pfuſcher iſt. Ich<lb/> werde alle ſeine Kartenkunſtſtücke Euch vormachen und gebe eine<lb/> Bowle zum Beſten, wenn ich ihn nicht in Schatten ſtelle.“</p><lb/> <p>Fahrenholz führt wirklich die Sachen elegant aus, erntet<lb/> reichen Beifall und Böhrs blickt mit wahrhafter Ehrfurcht zu<lb/> dem Künſtler empor. Dieſer hat inzwiſchen dem Steward Jean<lb/> leiſe einen Befehl gegeben.</p><lb/> <p>„Jetzt ſollt Ihr aber etwas ſehen,“ ſagte er nun, „was<lb/> Ihr noch bei keinem Taſchenſpieler gefunden habt. In wenigen<lb/> Minuten werde ich ein Ei in eine Champagnerflaſche zaubern.“</p><lb/> <p>Allgemeines Erſtaunen und kopfſchüttelnder Unglauben.</p><lb/> <p>„Ihr zweifelt, nun ich werde Euch den Beweis liefern.<lb/> Jean, eine leere Champagnerflaſche und ein Ei!“</p><lb/> <p>Der Spiritus familiaris erſcheint mit den verlangten<lb/> Gegenſtänden.</p><lb/> <p>„So, nun ſcheert Euch auf fünf Minuten hinaus, wenn<lb/> es fertig iſt, werde ich Euch rufen,“ commandirt Fahrenholz.</p><lb/> <p>Als dem Befehle Folge geleiſtet iſt, ſchält Fahrenholz das<lb/> vorher nicht ganz hart gekochte Ei, gießt etwas Spiritus in die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [299/0311]
Die Seejunker
den ſchlummernden Inſaſſen mit einem höchſt unangenehmen
Ruck aus der horizontalen Lage in die vertikale verſetzt.
Die Unterhaltung nimmt eine andere Richtung. In Bre-
merhafen giebt ein Taſchenſpieler Vorſtellungen, welche kürzlich
von einem Theil der Seejunker beſucht worden, und es werden nun
ſeine Leiſtungen kritiſirt. Auf Böhrs haben ſie einen ungemein
imponirenden Eindruck hervorgebracht, während Andere weniger
davon erbaut ſind und Fahrenholz, der ſelbſt in dieſem Fache
dilettirt, ſie ſehr abfällig beurtheilt. Böhrs iſt ein ganz guter
Junge, denkt nur ein wenig langſam und muß deshalb oft als
Stichblatt für die Witze der Uebrigen dienen. Sein Enthuſias-
mus für den Taſchenſpieler giebt Fahrenholz eine Idee ein, die
Geſellſchaft auf ſeine Koſten zu amüſiren.
„Du biſt entzückt von dem Menſchen,“ wendet er ſich an
Böhrs; „ich will Dir zeigen, daß er ein Pfuſcher iſt. Ich
werde alle ſeine Kartenkunſtſtücke Euch vormachen und gebe eine
Bowle zum Beſten, wenn ich ihn nicht in Schatten ſtelle.“
Fahrenholz führt wirklich die Sachen elegant aus, erntet
reichen Beifall und Böhrs blickt mit wahrhafter Ehrfurcht zu
dem Künſtler empor. Dieſer hat inzwiſchen dem Steward Jean
leiſe einen Befehl gegeben.
„Jetzt ſollt Ihr aber etwas ſehen,“ ſagte er nun, „was
Ihr noch bei keinem Taſchenſpieler gefunden habt. In wenigen
Minuten werde ich ein Ei in eine Champagnerflaſche zaubern.“
Allgemeines Erſtaunen und kopfſchüttelnder Unglauben.
„Ihr zweifelt, nun ich werde Euch den Beweis liefern.
Jean, eine leere Champagnerflaſche und ein Ei!“
Der Spiritus familiaris erſcheint mit den verlangten
Gegenſtänden.
„So, nun ſcheert Euch auf fünf Minuten hinaus, wenn
es fertig iſt, werde ich Euch rufen,“ commandirt Fahrenholz.
Als dem Befehle Folge geleiſtet iſt, ſchält Fahrenholz das
vorher nicht ganz hart gekochte Ei, gießt etwas Spiritus in die
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