Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.Werner des zwischen Kapitän Ward und mir getroffenen Ueberein-kommens zur Aushändigung an seinen Vorgesetzten. Trotzdem erschien Contreras nicht, so daß ich mit Anwendung von Ge- walt drohen mußte, für den Fall, daß er in zehn Minuten nicht an Bord sei. Der "Friedrich Karl" hatte sich inzwischen der "Almansa" Kapitän Ward, der inzwischen zu mir an Bord gekommen, Darauf theilte ich dem General nochmals mündlich mit, Werner des zwiſchen Kapitän Ward und mir getroffenen Ueberein-kommens zur Aushändigung an ſeinen Vorgeſetzten. Trotzdem erſchien Contreras nicht, ſo daß ich mit Anwendung von Ge- walt drohen mußte, für den Fall, daß er in zehn Minuten nicht an Bord ſei. Der „Friedrich Karl“ hatte ſich inzwiſchen der „Almanſa“ Kapitän Ward, der inzwiſchen zu mir an Bord gekommen, Darauf theilte ich dem General nochmals mündlich mit, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0412" n="400"/><fw place="top" type="header">Werner</fw><lb/> des zwiſchen Kapitän Ward und mir getroffenen Ueberein-<lb/> kommens zur Aushändigung an ſeinen Vorgeſetzten. Trotzdem<lb/> erſchien Contreras nicht, ſo daß ich mit Anwendung von Ge-<lb/> walt drohen mußte, für den Fall, daß er in zehn Minuten<lb/> nicht an Bord ſei.</p><lb/> <p>Der „Friedrich Karl“ hatte ſich inzwiſchen der „Almanſa“<lb/> bis auf fünfzig Schritte genähert; es wurde Generalmarſch ge-<lb/> ſchlagen und die Leute eilten an die Geſchütze. Das half! die<lb/><hi rendition="#aq">ultima ratio</hi> ſchien überzeugende Beweiskraft zu beſitzen, denn<lb/> die Treppe wurde jetzt ſchleunigſt ausgeſetzt und Contreras er-<lb/> ſchien alsbald mit drei Adjutanten und dem Deputirten Torre.<lb/> Der General war wirklich außerordentlich dick und unbehülflich<lb/> und konnte kaum unſere Fallreepstreppe heraufklettern. Als er<lb/> das Deck des „Friedrich Karl“ betrat, war er vollſtändig er-<lb/> ſchöpft und ſein erſtes Wort lautete: <hi rendition="#aq">„una silla“</hi> (ein Stuhl).<lb/> Jedenfalls ſtrafte er das alte Wort Lügen, daß dicke Leute keine<lb/> Verſchwörer ſeien.</p><lb/> <p>Kapitän Ward, der inzwiſchen zu mir an Bord gekommen,<lb/> und ich empfingen ihn am Fallreep. Um meiner Sache ganz<lb/> ſicher zu ſein, richtete ich zunächſt die Frage an ihn, wohin er<lb/> mit der „Almanſa“ wolle und wo die „Victoria“ ſei. Ich er-<lb/> hielt die Antwort: „Nach Malaga“, auch die „Victoria“ ſei<lb/> dorthin beſtimmt und müſſe bald eintreffen.</p><lb/> <p>Darauf theilte ich dem General nochmals mündlich mit,<lb/> was Kapitän Ward und ich über ſeine Schiffe beſchloſſen und<lb/> eröffnete ihm gleichzeitig meine Abſicht, ihn ſelbſt bis zur weite-<lb/> ren Entſcheidung meiner Regierung als Geißel an Bord zu be-<lb/> halten, um die Gewähr zu haben, daß den Deutſchen in Carta-<lb/> gena kein Leid geſchähe. Bei Gelegenheit der „Vigilante“-Affaire<lb/> habe er bereits den Befehl zur Verhaftung der Familie des<lb/> Conſuls ertheilt und ihn nur auf meine Drohung, die Stadt<lb/> zu bombardiren, wieder rückgängig gemacht. Sodann habe er<lb/> in Gegenwart aller Conſuln das Verſprechen gegeben, nicht<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [400/0412]
Werner
des zwiſchen Kapitän Ward und mir getroffenen Ueberein-
kommens zur Aushändigung an ſeinen Vorgeſetzten. Trotzdem
erſchien Contreras nicht, ſo daß ich mit Anwendung von Ge-
walt drohen mußte, für den Fall, daß er in zehn Minuten
nicht an Bord ſei.
Der „Friedrich Karl“ hatte ſich inzwiſchen der „Almanſa“
bis auf fünfzig Schritte genähert; es wurde Generalmarſch ge-
ſchlagen und die Leute eilten an die Geſchütze. Das half! die
ultima ratio ſchien überzeugende Beweiskraft zu beſitzen, denn
die Treppe wurde jetzt ſchleunigſt ausgeſetzt und Contreras er-
ſchien alsbald mit drei Adjutanten und dem Deputirten Torre.
Der General war wirklich außerordentlich dick und unbehülflich
und konnte kaum unſere Fallreepstreppe heraufklettern. Als er
das Deck des „Friedrich Karl“ betrat, war er vollſtändig er-
ſchöpft und ſein erſtes Wort lautete: „una silla“ (ein Stuhl).
Jedenfalls ſtrafte er das alte Wort Lügen, daß dicke Leute keine
Verſchwörer ſeien.
Kapitän Ward, der inzwiſchen zu mir an Bord gekommen,
und ich empfingen ihn am Fallreep. Um meiner Sache ganz
ſicher zu ſein, richtete ich zunächſt die Frage an ihn, wohin er
mit der „Almanſa“ wolle und wo die „Victoria“ ſei. Ich er-
hielt die Antwort: „Nach Malaga“, auch die „Victoria“ ſei
dorthin beſtimmt und müſſe bald eintreffen.
Darauf theilte ich dem General nochmals mündlich mit,
was Kapitän Ward und ich über ſeine Schiffe beſchloſſen und
eröffnete ihm gleichzeitig meine Abſicht, ihn ſelbſt bis zur weite-
ren Entſcheidung meiner Regierung als Geißel an Bord zu be-
halten, um die Gewähr zu haben, daß den Deutſchen in Carta-
gena kein Leid geſchähe. Bei Gelegenheit der „Vigilante“-Affaire
habe er bereits den Befehl zur Verhaftung der Familie des
Conſuls ertheilt und ihn nur auf meine Drohung, die Stadt
zu bombardiren, wieder rückgängig gemacht. Sodann habe er
in Gegenwart aller Conſuln das Verſprechen gegeben, nicht
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