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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Nach Westindien und dem Mittelmeer
Seemeilen Entfernung von Malaga die auf den Hafen zu-
steuernde Fregatte "Almansa", mit der Flagge von Contreras
im Top erblickten. Die beiden Panzer nahmen sie in die Mitte,
dampften auf sie zu und heißten auf etwa 2000 Meter Entfer-
nung Flagge, ohne daß dies jedoch erwidert wurde. Wenn ein
Kriegsschiff einem anderen die Flagge zeigt, so verlangt die
internationale Höflichkeit, daß letzteres dasselbe thut. Geschieht
dies nicht, so ist dies eine Nichtachtung, die kein Admiral oder
Commandant sich gefallen lassen darf.

Auf der "Almansa" schien man offenbar den Kopf ver-
loren zu haben, als man plötzlich unsere beiden Schiffe aus
dem Morgennebel emportauchen sah, und gleichzeitig documen-
tirte sich das schlechte Gewissen in der Unsicherheit des Steuerns.
Bald lag die Fregatte landwärts, bald seewärts, aber zeigte
noch immer keine Flagge. Ich ließ deshalb aus dem vorderen
Geschütz des "Friedrich Karl" eine 21 Centimeter Granate dicht
vor den Bug der "Almansa" feuern, eine Mahnung, die sie
auch augenblicklich verstand, denn die spanische Flagge flog
jetzt blitzschnell in die Höhe. Gleichzeitig hoffte ich, die In-
transigenten durch den scharfen Schuß zu überzeugen, daß ich
inzwischen meine Ansichten nicht geändert hätte und ihnen
scharf auf die Finger sehen würde. Er schien auch in diesem Sinne
die beabsichtigte Wirkung nicht zu verfehlen, denn die "Al-
mansa" stoppte die Maschine und wir liefen mit unseren
Schiffen bis auf Rufweite hinan. Als meine Frage, ob sich
General Contreras und ein Deputirter an Bord befände, be-
jaht wurde, ersuchte ich beide an Bord des "Friedrich Karl"
zu kommen. Statt dessen erschien ein Landofficier, um mir
mitzutheilen, der General könne, da keine Fallreepstreppe aus-
gehängt sei, wegen seiner großen Leibesstärke nicht kommen. Ich
ließ diese Entschuldigung jedoch nicht gelten, wiederholte den
Befehl und gab, um den General über unsere Absichten nicht
in Zweifel zu lassen, dem Officier eine spanische Uebersetzung

Nach Weſtindien und dem Mittelmeer
Seemeilen Entfernung von Malaga die auf den Hafen zu-
ſteuernde Fregatte „Almanſa“, mit der Flagge von Contreras
im Top erblickten. Die beiden Panzer nahmen ſie in die Mitte,
dampften auf ſie zu und heißten auf etwa 2000 Meter Entfer-
nung Flagge, ohne daß dies jedoch erwidert wurde. Wenn ein
Kriegsſchiff einem anderen die Flagge zeigt, ſo verlangt die
internationale Höflichkeit, daß letzteres daſſelbe thut. Geſchieht
dies nicht, ſo iſt dies eine Nichtachtung, die kein Admiral oder
Commandant ſich gefallen laſſen darf.

Auf der „Almanſa“ ſchien man offenbar den Kopf ver-
loren zu haben, als man plötzlich unſere beiden Schiffe aus
dem Morgennebel emportauchen ſah, und gleichzeitig documen-
tirte ſich das ſchlechte Gewiſſen in der Unſicherheit des Steuerns.
Bald lag die Fregatte landwärts, bald ſeewärts, aber zeigte
noch immer keine Flagge. Ich ließ deshalb aus dem vorderen
Geſchütz des „Friedrich Karl“ eine 21 Centimeter Granate dicht
vor den Bug der „Almanſa“ feuern, eine Mahnung, die ſie
auch augenblicklich verſtand, denn die ſpaniſche Flagge flog
jetzt blitzſchnell in die Höhe. Gleichzeitig hoffte ich, die In-
tranſigenten durch den ſcharfen Schuß zu überzeugen, daß ich
inzwiſchen meine Anſichten nicht geändert hätte und ihnen
ſcharf auf die Finger ſehen würde. Er ſchien auch in dieſem Sinne
die beabſichtigte Wirkung nicht zu verfehlen, denn die „Al-
manſa“ ſtoppte die Maſchine und wir liefen mit unſeren
Schiffen bis auf Rufweite hinan. Als meine Frage, ob ſich
General Contreras und ein Deputirter an Bord befände, be-
jaht wurde, erſuchte ich beide an Bord des „Friedrich Karl“
zu kommen. Statt deſſen erſchien ein Landofficier, um mir
mitzutheilen, der General könne, da keine Fallreepstreppe aus-
gehängt ſei, wegen ſeiner großen Leibesſtärke nicht kommen. Ich
ließ dieſe Entſchuldigung jedoch nicht gelten, wiederholte den
Befehl und gab, um den General über unſere Abſichten nicht
in Zweifel zu laſſen, dem Officier eine ſpaniſche Ueberſetzung

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[399/0411] Nach Weſtindien und dem Mittelmeer Seemeilen Entfernung von Malaga die auf den Hafen zu- ſteuernde Fregatte „Almanſa“, mit der Flagge von Contreras im Top erblickten. Die beiden Panzer nahmen ſie in die Mitte, dampften auf ſie zu und heißten auf etwa 2000 Meter Entfer- nung Flagge, ohne daß dies jedoch erwidert wurde. Wenn ein Kriegsſchiff einem anderen die Flagge zeigt, ſo verlangt die internationale Höflichkeit, daß letzteres daſſelbe thut. Geſchieht dies nicht, ſo iſt dies eine Nichtachtung, die kein Admiral oder Commandant ſich gefallen laſſen darf. Auf der „Almanſa“ ſchien man offenbar den Kopf ver- loren zu haben, als man plötzlich unſere beiden Schiffe aus dem Morgennebel emportauchen ſah, und gleichzeitig documen- tirte ſich das ſchlechte Gewiſſen in der Unſicherheit des Steuerns. Bald lag die Fregatte landwärts, bald ſeewärts, aber zeigte noch immer keine Flagge. Ich ließ deshalb aus dem vorderen Geſchütz des „Friedrich Karl“ eine 21 Centimeter Granate dicht vor den Bug der „Almanſa“ feuern, eine Mahnung, die ſie auch augenblicklich verſtand, denn die ſpaniſche Flagge flog jetzt blitzſchnell in die Höhe. Gleichzeitig hoffte ich, die In- tranſigenten durch den ſcharfen Schuß zu überzeugen, daß ich inzwiſchen meine Anſichten nicht geändert hätte und ihnen ſcharf auf die Finger ſehen würde. Er ſchien auch in dieſem Sinne die beabſichtigte Wirkung nicht zu verfehlen, denn die „Al- manſa“ ſtoppte die Maſchine und wir liefen mit unſeren Schiffen bis auf Rufweite hinan. Als meine Frage, ob ſich General Contreras und ein Deputirter an Bord befände, be- jaht wurde, erſuchte ich beide an Bord des „Friedrich Karl“ zu kommen. Statt deſſen erſchien ein Landofficier, um mir mitzutheilen, der General könne, da keine Fallreepstreppe aus- gehängt ſei, wegen ſeiner großen Leibesſtärke nicht kommen. Ich ließ dieſe Entſchuldigung jedoch nicht gelten, wiederholte den Befehl und gab, um den General über unſere Abſichten nicht in Zweifel zu laſſen, dem Officier eine ſpaniſche Ueberſetzung

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/411>, abgerufen am 21.11.2024.