Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.Nach Westindien und dem Mittelmeer Maßnahmen vollständig ihren Zweck. Der Deputirte hatte woldie Ueberzeugung gewonnen, daß die von uns in Aussicht gestellten, allerdings scharfen Maßregeln gegebenen Falles ohne Zögern zur Ausführung gebracht werden würden und schien dies den Behörden klar gemacht zu haben. Infolge dessen blieben die Fremden unbehelligt und die Consuln waren der Ansicht, daß ihre Schutzbefohlenen am Lande sicher seien. Daß ich Contreras als Geißel an Bord behielt, übte jedoch weniger Einfluß, als wir anfänglich glaubten. Im Gegentheil war es für ihn selbst gut, daß er vorläufig nicht an Land kam, da man ihm nicht traute und sich das Gerücht ver- breitet hatte, es sei seine Absicht gewesen, die beiden Schiffe an die cubanischen Insurgenten zu verkaufen. Eine sehr schwierige Aufgabe blieb uns jedoch noch: die Bis jetzt hatten alle unsere Maßregeln zu dem erwarteten Nach Weſtindien und dem Mittelmeer Maßnahmen vollſtändig ihren Zweck. Der Deputirte hatte woldie Ueberzeugung gewonnen, daß die von uns in Ausſicht geſtellten, allerdings ſcharfen Maßregeln gegebenen Falles ohne Zögern zur Ausführung gebracht werden würden und ſchien dies den Behörden klar gemacht zu haben. Infolge deſſen blieben die Fremden unbehelligt und die Conſuln waren der Anſicht, daß ihre Schutzbefohlenen am Lande ſicher ſeien. Daß ich Contreras als Geißel an Bord behielt, übte jedoch weniger Einfluß, als wir anfänglich glaubten. Im Gegentheil war es für ihn ſelbſt gut, daß er vorläufig nicht an Land kam, da man ihm nicht traute und ſich das Gerücht ver- breitet hatte, es ſei ſeine Abſicht geweſen, die beiden Schiffe an die cubaniſchen Inſurgenten zu verkaufen. Eine ſehr ſchwierige Aufgabe blieb uns jedoch noch: die Bis jetzt hatten alle unſere Maßregeln zu dem erwarteten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0417" n="405"/><fw place="top" type="header">Nach Weſtindien und dem Mittelmeer</fw><lb/> Maßnahmen vollſtändig ihren Zweck. Der Deputirte hatte wol<lb/> die Ueberzeugung gewonnen, daß die von uns in Ausſicht<lb/> geſtellten, allerdings ſcharfen Maßregeln gegebenen Falles ohne<lb/> Zögern zur Ausführung gebracht werden würden und ſchien<lb/> dies den Behörden klar gemacht zu haben. Infolge deſſen<lb/> blieben die Fremden unbehelligt und die Conſuln waren<lb/> der Anſicht, daß ihre Schutzbefohlenen am Lande ſicher<lb/> ſeien. Daß ich Contreras als Geißel an Bord behielt, übte<lb/> jedoch weniger Einfluß, als wir anfänglich glaubten. Im<lb/> Gegentheil war es für ihn ſelbſt gut, daß er vorläufig nicht an<lb/> Land kam, da man ihm nicht traute und ſich das Gerücht ver-<lb/> breitet hatte, es ſei ſeine Abſicht geweſen, die beiden Schiffe an<lb/> die cubaniſchen Inſurgenten zu verkaufen.</p><lb/> <p>Eine ſehr ſchwierige Aufgabe blieb uns jedoch noch: die<lb/> Entwaffnung und Ausſchiffung der ſpaniſchen Schiffsmann-<lb/> ſchaften. Es waren 1400 Mann, zur Hälfte Soldaten, wäh-<lb/> rend „Swiftſure“, „Friedrich Karl“ und die inzwiſchen einge-<lb/> troffenen deutſchen und engliſchen Kanonenboote „Delphin“ und<lb/> „Torch“ zuſammen nur wenig über 1100 Mann hatten. War<lb/> das Niederholen der ſpaniſchen Flagge auf See auch wider-<lb/> ſtandslos vor ſich gegangen, ſo ſtand doch die Sache hier weniger<lb/> günſtig. Die Schiffe lagen unter den Kanonen der eigenen<lb/> Feſtung verankert; kaum 1500 Schritt davon entfernt im Hafen<lb/> die ſpaniſchen Panzerfregatten „Mendez-Nuñez“, „Numancia“<lb/> und „Tetuan“, ſowie die Corvette „Fernando el Catolico“; unter<lb/> ſolchen Umſtänden eine Entwaffnung von 1400 Mann vorzu-<lb/> nehmen, die noch im Beſitz von zwei unter Dampf befindlichen<lb/> ſchweren Schiffen mit 83 Geſchützen waren, blieb immerhin eine<lb/> ſehr ernſte Angelegenheit.</p><lb/> <p>Bis jetzt hatten alle unſere Maßregeln zu dem erwarteten<lb/> Erfolge geführt und den Beweis geliefert, daß wir den Charak-<lb/> ter der Intranſigenten richtig taxirt. Kapitän Ward und ich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [405/0417]
Nach Weſtindien und dem Mittelmeer
Maßnahmen vollſtändig ihren Zweck. Der Deputirte hatte wol
die Ueberzeugung gewonnen, daß die von uns in Ausſicht
geſtellten, allerdings ſcharfen Maßregeln gegebenen Falles ohne
Zögern zur Ausführung gebracht werden würden und ſchien
dies den Behörden klar gemacht zu haben. Infolge deſſen
blieben die Fremden unbehelligt und die Conſuln waren
der Anſicht, daß ihre Schutzbefohlenen am Lande ſicher
ſeien. Daß ich Contreras als Geißel an Bord behielt, übte
jedoch weniger Einfluß, als wir anfänglich glaubten. Im
Gegentheil war es für ihn ſelbſt gut, daß er vorläufig nicht an
Land kam, da man ihm nicht traute und ſich das Gerücht ver-
breitet hatte, es ſei ſeine Abſicht geweſen, die beiden Schiffe an
die cubaniſchen Inſurgenten zu verkaufen.
Eine ſehr ſchwierige Aufgabe blieb uns jedoch noch: die
Entwaffnung und Ausſchiffung der ſpaniſchen Schiffsmann-
ſchaften. Es waren 1400 Mann, zur Hälfte Soldaten, wäh-
rend „Swiftſure“, „Friedrich Karl“ und die inzwiſchen einge-
troffenen deutſchen und engliſchen Kanonenboote „Delphin“ und
„Torch“ zuſammen nur wenig über 1100 Mann hatten. War
das Niederholen der ſpaniſchen Flagge auf See auch wider-
ſtandslos vor ſich gegangen, ſo ſtand doch die Sache hier weniger
günſtig. Die Schiffe lagen unter den Kanonen der eigenen
Feſtung verankert; kaum 1500 Schritt davon entfernt im Hafen
die ſpaniſchen Panzerfregatten „Mendez-Nuñez“, „Numancia“
und „Tetuan“, ſowie die Corvette „Fernando el Catolico“; unter
ſolchen Umſtänden eine Entwaffnung von 1400 Mann vorzu-
nehmen, die noch im Beſitz von zwei unter Dampf befindlichen
ſchweren Schiffen mit 83 Geſchützen waren, blieb immerhin eine
ſehr ernſte Angelegenheit.
Bis jetzt hatten alle unſere Maßregeln zu dem erwarteten
Erfolge geführt und den Beweis geliefert, daß wir den Charak-
ter der Intranſigenten richtig taxirt. Kapitän Ward und ich
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