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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Werner
die beiden Schiffe, auf deren Mission sie so große Hoff-
nungen gesetzt, für sich verloren sahen. Diese sollten ja
nicht nur Geld und Waffen schaffen, sondern auch die ganze
Südküste Spaniens, sowie den zweiten Kriegshafen, Cadix, wo
bereits zwischen Communisten und Republikanern, und zwar
nachtheilig für die letzteren, gekämpft wurde, gewinnen. Das
war nun alles vorbei; die Truppen der Centralregierung mar-
schirten heran, es fehlte an Waffen, Munition und vor allem
an Geld. Alle wohlhabenden Bewohner Cartagena's, 16,000 an
der Zahl, waren geflohen, sodaß nichts mehr erpreßt werden
konnte, und so mußten die Cantonalisten die Ueberzeugung ge-
winnen, daß mit der Fortnahme der Schiffe der Anfang vom
Ende gekommen sei. Daß diese Ueberzeugung leicht dahin
führen konnte, Repressalien an den Fremden zu nehmen, war
nicht zu leugnen; es mußte deshalb unsererseits dahin gestrebt
werden, solchen Folgen vorzubeugen.

So wie wir den Character der Intransigenten kennen ge-
lernt hatten, hielten Kapitän Ward und ich es für das Richtige,
auch fernerhin eine unbeugsame Energie zu zeigen, um da-
durch unseren Zweck zu erreichen. Ehe wir noch ankerten,
hatte ich eine längere Unterredung mit dem Deputirten Torre,
um ihn auf die höchst bedenklichen Folgen für die Stadt und
ihre Bewohner aufmerksam zu machen, die ein etwaiger Angriff
auf die Fremden nach sich ziehen würde. Dann sandte ich ihn
mit der Botschaft an die Junta an Land, daß wir die Civil-
und Militärbehörden für die Sicherheit der Fremden verantwort-
lich machten und auf das Unnachsichtlichste einschreiten würden,
wenn jene nicht den erwarteten Schutz fänden. Gleichzeitig
wurden sämmtliche Consuln aufgefordert, allen Fremden, die sich
am Lande gefährdet glaubten, eine Zuflucht an Bord unserer
Schiffe anzubieten.

Wie Kapitän Ward und ich vorausgesetzt, erfüllten unsere

Werner
die beiden Schiffe, auf deren Miſſion ſie ſo große Hoff-
nungen geſetzt, für ſich verloren ſahen. Dieſe ſollten ja
nicht nur Geld und Waffen ſchaffen, ſondern auch die ganze
Südküſte Spaniens, ſowie den zweiten Kriegshafen, Cadix, wo
bereits zwiſchen Communiſten und Republikanern, und zwar
nachtheilig für die letzteren, gekämpft wurde, gewinnen. Das
war nun alles vorbei; die Truppen der Centralregierung mar-
ſchirten heran, es fehlte an Waffen, Munition und vor allem
an Geld. Alle wohlhabenden Bewohner Cartagena’s, 16,000 an
der Zahl, waren geflohen, ſodaß nichts mehr erpreßt werden
konnte, und ſo mußten die Cantonaliſten die Ueberzeugung ge-
winnen, daß mit der Fortnahme der Schiffe der Anfang vom
Ende gekommen ſei. Daß dieſe Ueberzeugung leicht dahin
führen konnte, Repreſſalien an den Fremden zu nehmen, war
nicht zu leugnen; es mußte deshalb unſererſeits dahin geſtrebt
werden, ſolchen Folgen vorzubeugen.

So wie wir den Character der Intranſigenten kennen ge-
lernt hatten, hielten Kapitän Ward und ich es für das Richtige,
auch fernerhin eine unbeugſame Energie zu zeigen, um da-
durch unſeren Zweck zu erreichen. Ehe wir noch ankerten,
hatte ich eine längere Unterredung mit dem Deputirten Torre,
um ihn auf die höchſt bedenklichen Folgen für die Stadt und
ihre Bewohner aufmerkſam zu machen, die ein etwaiger Angriff
auf die Fremden nach ſich ziehen würde. Dann ſandte ich ihn
mit der Botſchaft an die Junta an Land, daß wir die Civil-
und Militärbehörden für die Sicherheit der Fremden verantwort-
lich machten und auf das Unnachſichtlichſte einſchreiten würden,
wenn jene nicht den erwarteten Schutz fänden. Gleichzeitig
wurden ſämmtliche Conſuln aufgefordert, allen Fremden, die ſich
am Lande gefährdet glaubten, eine Zuflucht an Bord unſerer
Schiffe anzubieten.

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[404/0416] Werner die beiden Schiffe, auf deren Miſſion ſie ſo große Hoff- nungen geſetzt, für ſich verloren ſahen. Dieſe ſollten ja nicht nur Geld und Waffen ſchaffen, ſondern auch die ganze Südküſte Spaniens, ſowie den zweiten Kriegshafen, Cadix, wo bereits zwiſchen Communiſten und Republikanern, und zwar nachtheilig für die letzteren, gekämpft wurde, gewinnen. Das war nun alles vorbei; die Truppen der Centralregierung mar- ſchirten heran, es fehlte an Waffen, Munition und vor allem an Geld. Alle wohlhabenden Bewohner Cartagena’s, 16,000 an der Zahl, waren geflohen, ſodaß nichts mehr erpreßt werden konnte, und ſo mußten die Cantonaliſten die Ueberzeugung ge- winnen, daß mit der Fortnahme der Schiffe der Anfang vom Ende gekommen ſei. Daß dieſe Ueberzeugung leicht dahin führen konnte, Repreſſalien an den Fremden zu nehmen, war nicht zu leugnen; es mußte deshalb unſererſeits dahin geſtrebt werden, ſolchen Folgen vorzubeugen. So wie wir den Character der Intranſigenten kennen ge- lernt hatten, hielten Kapitän Ward und ich es für das Richtige, auch fernerhin eine unbeugſame Energie zu zeigen, um da- durch unſeren Zweck zu erreichen. Ehe wir noch ankerten, hatte ich eine längere Unterredung mit dem Deputirten Torre, um ihn auf die höchſt bedenklichen Folgen für die Stadt und ihre Bewohner aufmerkſam zu machen, die ein etwaiger Angriff auf die Fremden nach ſich ziehen würde. Dann ſandte ich ihn mit der Botſchaft an die Junta an Land, daß wir die Civil- und Militärbehörden für die Sicherheit der Fremden verantwort- lich machten und auf das Unnachſichtlichſte einſchreiten würden, wenn jene nicht den erwarteten Schutz fänden. Gleichzeitig wurden ſämmtliche Conſuln aufgefordert, allen Fremden, die ſich am Lande gefährdet glaubten, eine Zuflucht an Bord unſerer Schiffe anzubieten. Wie Kapitän Ward und ich vorausgeſetzt, erfüllten unſere

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/416>, abgerufen am 24.11.2024.