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Wesenigk, Georg: Das Spiel-süchtige/ sieben-fächtige Polysigma der Bösen Spiel-Sieben. Dresden, 1702.

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sonderliche schöne Spiel-Sprüche.
gereiset/ in welchem vor diesem es stets viel
Mörder und Strassen-Räuber gehabt/ die
es offt mit den Wirthen/ in denen darinnen
besindlichen Kretschmarn gehalten/ wurde
mir erzehlet/ daß auch eins ein vornehmer
von Adel seinen reißigen Knecht qver durch
diesen Wald geschickt/ an einem Orthe eine
ziemliche Geld-Schuld abzuholen/ die er
auch bekommen. Jm Rückwege kömmetReisigen
Knechtes
Spiel
mit den
Strassen
Räubern

er in einen solchen räuberischen Kretschmar/
ungeachtet es noch hoch Tag/ trauete er ihm
doch nicht durch den Wald zu kommen/ son-
dern hat umb Herbrige gebeten/ die er auch
erlanget. Wirth und Wirthin waren ge-
schäfftig mit Sieden und Braten/ weil sie
ihrem vorgeben nach/ des Abends reisende
Kauff-Leute zu Gästen bekommen würden.
Der Reisige war alleine in der Stube/ die
jüngste Tochter des Wirths gehet offt aus
und ein in der Stube/ sahe den Knecht an/
und erseuffzete sehr tieff. Der Reisige re-
det sie freundlich an/ fragende: Was sie
vor ein heimlich Anliegen habe/ darüber sie
so seufftze. Sie will lange nichts sagen/ aber
auff ferners Anhalten/ spricht sie mit gantz
furchtsamen Geberden: Jchseufftze umb
euch/ deun mich jammert eure Person/ und
erzehlet mit wenigen/ wie ihr Vater es mit
den Mördern und Straßen-Räubern halte/
die des Abends sich einstellen/ und ihn er-

mor-
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ſonderliche ſchoͤne Spiel-Spruͤche.
gereiſet/ in welchem vor dieſem es ſtets viel
Moͤrder und Straſſen-Raͤuber gehabt/ die
es offt mit den Wirthen/ in denen darinnen
beſindlichen Kretſchmarn gehalten/ wurde
mir erzehlet/ daß auch eins ein vornehmer
von Adel ſeinen reißigen Knecht qver durch
dieſen Wald geſchickt/ an einem Orthe eine
ziemliche Geld-Schuld abzuholen/ die er
auch bekommen. Jm Ruͤckwege koͤmmetReiſigen
Knechtes
Spiel
mit den
Straſſen
Raͤubern

er in einen ſolchen raͤuberiſchen Kretſchmar/
ungeachtet es noch hoch Tag/ trauete er ihm
doch nicht durch den Wald zu kommen/ ſon-
dern hat umb Herbrige gebeten/ die er auch
erlanget. Wirth und Wirthin waren ge-
ſchaͤfftig mit Sieden und Braten/ weil ſie
ihrem vorgeben nach/ des Abends reiſende
Kauff-Leute zu Gaͤſten bekommen wuͤrden.
Der Reiſige war alleine in der Stube/ die
juͤngſte Tochter des Wirths gehet offt aus
und ein in der Stube/ ſahe den Knecht an/
und erſeuffzete ſehr tieff. Der Reiſige re-
det ſie freundlich an/ fragende: Was ſie
vor ein heimlich Anliegen habe/ daruͤber ſie
ſo ſeufftze. Sie will lange nichts ſagen/ aber
auff ferners Anhalten/ ſpricht ſie mit gantz
furchtſamen Geberden: Jchſeufftze umb
euch/ deun mich jammert eure Perſon/ und
erzehlet mit wenigen/ wie ihr Vater es mit
den Moͤrdern und Straßen-Raͤubern halte/
die des Abends ſich einſtellen/ und ihn er-

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[163/0167] ſonderliche ſchoͤne Spiel-Spruͤche. gereiſet/ in welchem vor dieſem es ſtets viel Moͤrder und Straſſen-Raͤuber gehabt/ die es offt mit den Wirthen/ in denen darinnen beſindlichen Kretſchmarn gehalten/ wurde mir erzehlet/ daß auch eins ein vornehmer von Adel ſeinen reißigen Knecht qver durch dieſen Wald geſchickt/ an einem Orthe eine ziemliche Geld-Schuld abzuholen/ die er auch bekommen. Jm Ruͤckwege koͤmmet er in einen ſolchen raͤuberiſchen Kretſchmar/ ungeachtet es noch hoch Tag/ trauete er ihm doch nicht durch den Wald zu kommen/ ſon- dern hat umb Herbrige gebeten/ die er auch erlanget. Wirth und Wirthin waren ge- ſchaͤfftig mit Sieden und Braten/ weil ſie ihrem vorgeben nach/ des Abends reiſende Kauff-Leute zu Gaͤſten bekommen wuͤrden. Der Reiſige war alleine in der Stube/ die juͤngſte Tochter des Wirths gehet offt aus und ein in der Stube/ ſahe den Knecht an/ und erſeuffzete ſehr tieff. Der Reiſige re- det ſie freundlich an/ fragende: Was ſie vor ein heimlich Anliegen habe/ daruͤber ſie ſo ſeufftze. Sie will lange nichts ſagen/ aber auff ferners Anhalten/ ſpricht ſie mit gantz furchtſamen Geberden: Jchſeufftze umb euch/ deun mich jammert eure Perſon/ und erzehlet mit wenigen/ wie ihr Vater es mit den Moͤrdern und Straßen-Raͤubern halte/ die des Abends ſich einſtellen/ und ihn er- mor- Reiſigen Knechtes Spiel mit den Straſſen Raͤubern L 2

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Zitationshilfe: Wesenigk, Georg: Das Spiel-süchtige/ sieben-fächtige Polysigma der Bösen Spiel-Sieben. Dresden, 1702, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wesenigk_polysigma_1702/167>, abgerufen am 28.11.2024.