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Aenopetrano Westphalo [i. e. Koecher, Johann Christoph]: Zufällige Gedancken Von Academien Bey Auffrichtung einer neuen Academie Zu Göttingen. Jena, 1734.

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Nonens sey. Ein gewißer Doctor der H. Schrift
welcher vor kurtzen in einer vornehmen Reichs-Stadt
verstorben, bey Euer Hoch-Edlen aber als ein wehrter
Freund, wie ich weiß, in beständigen Andencken lebet,
erzehlete mir eins mals, daß er einem der grosten Got-
tesgelahrten unserer Kirche zu überlegen anheim gegeben,
ob es nicht rathsam sey, daß man bey der täglich an-
wachsenden Zahl der Ungläubigen und Religions Spöt-
ter eine öffentlichen Lehrer auf Academien verordnete,
welchem allein obläge die Wahrheit der Christlichen
Religion jungen Leuten einzuprägen, und in ihren Ge-
müthern zu befestigen. So groß also die Anzahl der
Universitäten in Deutschland ist; so könnte man doch
leicht, wenn alle Wünsche und Vorschläge der Gelehr-
ten in Betrachtung solten gezogen werden, eine neue
Academie mit lauter neuen und bißher unbekanten Pro-
fessoren besetzen. Es dürffe deßwegen eben nicht ein
anderer Baco de Verulamio aufstehen, sondern man kön-
te von diesen alten Rath der gelehrten Republic noch man-
ches annehmen und ins Werck richten.

Und wenn man auch nur die bißher nach Acade-
mischer Gewohnheit vorgetragene Wißenschafften ein
wenig genauer betrachtet, so findet sich nochwohl ein
und die andere, welche bey einer neuen Auademie zu ei-
ner neuen Untersuchung, und daher zu erwartenden grö-
sern Wachsthum, sich Hoffnung machen könte. Jch
will mit meinen Gedancken voritzo allein bey der Philo-
sophie bleiben. Welche Theile derselben hat man biß-

hero

Nonens ſey. Ein gewißer Doctor der H. Schrift
welcher vor kurtzen in einer vornehmen Reichs-Stadt
verſtorben, bey Euer Hoch-Edlen aber als ein wehrter
Freund, wie ich weiß, in beſtaͤndigen Andencken lebet,
erzehlete mir eins mals, daß er einem der groſten Got-
tesgelahrten unſerer Kirche zu uͤberlegen anheim gegeben,
ob es nicht rathſam ſey, daß man bey der taͤglich an-
wachſenden Zahl der Unglaͤubigen und Religions Spoͤt-
ter eine oͤffentlichen Lehrer auf Academien verordnete,
welchem allein oblaͤge die Wahrheit der Chriſtlichen
Religion jungen Leuten einzupraͤgen, und in ihren Ge-
muͤthern zu befeſtigen. So groß alſo die Anzahl der
Univerſitaͤten in Deutſchland iſt; ſo koͤnnte man doch
leicht, wenn alle Wuͤnſche und Vorſchlaͤge der Gelehr-
ten in Betrachtung ſolten gezogen werden, eine neue
Academie mit lauter neuen und bißher unbekanten Pro-
feſſoren beſetzen. Es duͤrffe deßwegen eben nicht ein
anderer Baco de Verulamio aufſtehen, ſondern man koͤn-
te von dieſen alten Rath der gelehrten Republic noch man-
ches annehmen und ins Werck richten.

Und wenn man auch nur die bißher nach Acade-
miſcher Gewohnheit vorgetragene Wißenſchafften ein
wenig genauer betrachtet, ſo findet ſich nochwohl ein
und die andere, welche bey einer neuen Auademie zu ei-
ner neuen Unterſuchung, und daher zu erwartenden groͤ-
ſern Wachsthum, ſich Hoffnung machen koͤnte. Jch
will mit meinen Gedancken voritzo allein bey der Philo-
ſophie bleiben. Welche Theile derſelben hat man biß-

hero
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[0017] Nonens ſey. Ein gewißer Doctor der H. Schrift welcher vor kurtzen in einer vornehmen Reichs-Stadt verſtorben, bey Euer Hoch-Edlen aber als ein wehrter Freund, wie ich weiß, in beſtaͤndigen Andencken lebet, erzehlete mir eins mals, daß er einem der groſten Got- tesgelahrten unſerer Kirche zu uͤberlegen anheim gegeben, ob es nicht rathſam ſey, daß man bey der taͤglich an- wachſenden Zahl der Unglaͤubigen und Religions Spoͤt- ter eine oͤffentlichen Lehrer auf Academien verordnete, welchem allein oblaͤge die Wahrheit der Chriſtlichen Religion jungen Leuten einzupraͤgen, und in ihren Ge- muͤthern zu befeſtigen. So groß alſo die Anzahl der Univerſitaͤten in Deutſchland iſt; ſo koͤnnte man doch leicht, wenn alle Wuͤnſche und Vorſchlaͤge der Gelehr- ten in Betrachtung ſolten gezogen werden, eine neue Academie mit lauter neuen und bißher unbekanten Pro- feſſoren beſetzen. Es duͤrffe deßwegen eben nicht ein anderer Baco de Verulamio aufſtehen, ſondern man koͤn- te von dieſen alten Rath der gelehrten Republic noch man- ches annehmen und ins Werck richten. Und wenn man auch nur die bißher nach Acade- miſcher Gewohnheit vorgetragene Wißenſchafften ein wenig genauer betrachtet, ſo findet ſich nochwohl ein und die andere, welche bey einer neuen Auademie zu ei- ner neuen Unterſuchung, und daher zu erwartenden groͤ- ſern Wachsthum, ſich Hoffnung machen koͤnte. Jch will mit meinen Gedancken voritzo allein bey der Philo- ſophie bleiben. Welche Theile derſelben hat man biß- hero

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Zitationshilfe: Aenopetrano Westphalo [i. e. Koecher, Johann Christoph]: Zufällige Gedancken Von Academien Bey Auffrichtung einer neuen Academie Zu Göttingen. Jena, 1734, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/westphalus_gedancken_1734/17>, abgerufen am 21.11.2024.